Wesel. Freude auf der einen, durchwachsene Stimmung auf der anderen Seite: Charlotte Quik setzte sich im Wahlkreis III gegen Kerstin Löwenstein durch.
Der Wahlabend fing schon gut an bei der CDU: Als um 18 Uhr die ersten Prognosen mit landesweit 35 Prozent für die Christdemokraten auf der Leinwand im Saal des Restaurants Gusto auftauchten, brach Jubel aus. Das übertraf die Erwartungen – und auch Kandidatin Charlotte Quik strahlte übers ganze Gesicht: „Die Menschen in NRW haben unter Beweis gestellt, dass sie in NRW eine CDU-geführte Regierung wollen.“ Auf ihr persönliches Ergebnis musste sie noch bis 21.05 Uhr warten – dann war klar, was sich über den ganzen Abend abzeichnete: Die 39-jährige Brünerin und Mutter zweier Söhne holt 43 Prozent der Erststimmen und bleibt im NRW-Landtag.
Der Vorsprung vor der ebenfalls in Brünen lebenden SPD-Herausforderin Kerstin Löwenstein blieb bis zum Schluss enorm: Um 19 Uhr lag Quik mit 46,5 Prozent schon deutlich vor Löwenstein (27,1 Prozent), die letztendlich bei 29,7 Prozent landete.
Bei den Christdemokraten blieb die Stimmung ungetrübt, der Hamminkelner CDU-Vorsitzende Norbert Neß zeigte auf seinem Tablet das Erststimmen-Ergebnis für Hamminkeln: Da führte Quik noch deutlicher, am Ende sogar mit fast 52 Prozent. „Ein Heimspiel“, sagte er. Jürgen Linz, CDU-Fraktionsvorsitzender in Wesel, freute sich über das CDU-Ergebnis im Land: „Mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen habe ich schon länger nicht mehr gerechnet“, war sein Eindruck aus dem Straßenwahlkampf. „Insbesondere Herbert Reul wurde immer wieder positiv genannt, er genießt bei den Menschen Vertrauen.“
Enttäuschung bei der SPD
Weniger erfreut war Charlotte Quik über das Ergebnis der FDP, die zeitweise sogar um den Einzug in den Landtag bangen musste. „Das geht mir nah“, sagte sie. „Ich kann es nicht nachvollziehen.“ Um 20.50 Uhr griff ihr Ehemann Christian zum Mikrofon und erklärte seine Frau zur Gewinnerin des Direktmandats. Der Saal applaudierte, Parteifreunde gratulierten. „Ich sehe das Ergebnis als Bestätigung meiner Arbeit“, sagte Charlotte Quik zur NRZ. Aus welcher Koalition die neue Landesregierung bestehen wird, ist offen - doch nach den Verlusten der SPD ist für die Brünerin klar, dass sie in der Regierung keine Rolle spielen sollte, „dafür fehlt mit die Phantasie.“ Schwarz-grün kann sie sich dagegen eher vorstellen...
Löwenstein: Viel mehr ging nicht
Knapp vier Kilometer entfernt im Bürger-Schützen-Haus fieberte SPD-Kandidatin Kerstin Löwenstein dem Wahlergebnis entgegen. Die erste Enttäuschung gab es schon kurz nach 18 Uhr, als die Zahlen vom Landestrend über den Bildschirm liefen. „Es hätte ein bisschen mehr sein dürfen, das ist nicht das, was wir erwartet haben“, so Löwenstein. Und die Stimmung unter den rund 30 Genossen sollte nicht besser werden: Knapp eine Stunde später verrieten auch die Zahlen aus dem Wahlkreis nichts Gutes, lagen aber zumindest über Landesdurchschnitt. „Das ist akzeptabel, viel mehr ging nicht. Wir haben zusammen gekämpft, das Miteinander war wichtig. Und für mich persönlich ist es eine schöne Bestätigung.“ Auch Kreistagsmitglied Peter Paic und Martin Wegner, Vorsitzender des SPD-Stadtverbands Wesel, bestätigten ihrer Kandidatin, einen „engagierten Wahlkampf“ geführt zu haben. „Ich war am Anfang unsicher, aber ihr habt mir Mut gemacht“, so Löwenstein. Überraschend sei das Ergebnis nicht gewesen, die Trends hätten den doch großen Abstand zur CDU angedeutet.