Wesel. Mit dem Auftritt der japanischen Pianistin Yuna Tamogami startet am Samstag der inzwischen schon 22. Klaviersommer des Städtischen Musikvereins.

Von Wesel aus in die weite Welt, genauer gesagt die Klavier-Welt - das war in der Vergangenheit oft schon das Motto des Weseler Klaviersommers. Denn wer unter der Ägide des Städtischen Musikvereins in der Aula der Musik- und Kunstschule auftrat, war oftmals wenig später schon international auf den ganz großen Bühnen unterwegs. Ein guter Grund also für die Klassik- und Klavierfreunde, die insgesamt vier Konzerte des 22. Klaviersommers zu besuchen. Los geht’s am kommenden Samstag, 14. Mai, um 18 Uhr mit der japanischen Pianistin Yuna Tamogami. Wegen der Landtagswahl musste das Konzert ausnahmsweise auf Samstag vorgezogen werden. Die weiteren drei Konzerte des Klaviersommers mit Slava Guerchovitch (26. Juni), Shion Ota (24. Juli) und JJ Jun Li Bui (21. August) sind dann wieder wie gewohnt sonntags um 18 Uhr in der Musik- und Kunstschule an der Zitadelle.

Erster Preis in Bozen

Am kommenden Samstag aber erklingen zunächst einmal Werke unter anderem von Scriabin, Beethoven, Chopin und Rachmaninow. Die 1994 in der Präfektur Chiba geborene Pianistin Yuna Tamogami begann ihre Ausbildung zur Konzertpianistin am Tokyo College of Music. Nach ihrem Abschluss ging die Japanerin nach Italien, wo sie seitdem an der Liszt-Akademie und der Accademia Perosi studiert und von den Professoren Konstantin Bogino und Gábor Eckhardt unterrichtet wird.

Yuna Tamogami nahm mit großem Erfolg an mehreren Wettbewerben teil. Dabei gewann sie unter anderem 2010 in Südkorea den Goldpreis bei der Asia International Piano Academy & Festival with Competition, 2015 in Japan die Bronzemedaille beim 39. PTNA-Klavierwettbewerb und 2017 in Italien den ersten Preis beim 2. Piano Festival in Bozen, bei dem sie als Gewinnerin dieses Wettbewerbs ein Konzert im Benedetti Michelangeli Saal gab. Weitere erste Preise errang Tamogami im Jahr 2017 beim 22. Concert Marronnier 21 sowie im Folgejahr beim 6. Internationalen Klavierwettbewerb Vila de Xàbia in Spanien. Darüber hinaus führten sie Konzertreisen nach Italien, Spanien, England, Finnland, Ungarn, Slowenien, die Türkei, Südkorea und Japan.

Neuanfang für den Klaviersommer

Hätte die Pandemie auch die Musik nicht zwei Jahre auf Eis gelegt, wäre es in diesem Jahr schon der 24. Klaviersommer. Unabhängig davon hat sich das Produkt des Städtische Musikvereins in Kooperation mit dem Veranstalter Kawai längst etabliert - und doch ist es irgendwie auch ein Neuanfang. „Wir wollen die Menschen wachrütteln und ihnen zeigen, dass wieder was geht“, sagt Karl Schmitz, Vorsitzender des Musikvereins. „Für uns sind die Konzerte schon Routine, aber das Publikum ist noch verschreckt“, glaubt der 2. Vorsitzende Max Brandt.

200 Besucher finden in der Aula der Musikschule Platz - mit etwa der Hälfte rechnet der Musikverein, auch weil parallel noch ein Domkonzert läuft. „Wir haben aber wieder junge, aufstrebende Künstler im Angebot“, betont Max Brandt, „die unsere Bühne nutzen, um für Wettbewerbe zu proben.“ Eben unheimlich virtuose, begnadete Talente mit großer Perspektive. „Schon mancher hat es da in die Weltelite geschafft.“ Der Eintritt für die Konzerte kostet jeweils zehn Euro, es gibt nur eine Abendkasse.

Zwei Wochen später, am 29. Mai, um 18 Uhr gibt es an gleicher Stelle ein Benefizkonzert für die Ukraine-Hilfe Berlin - mit dem vielversprechenden Titel „The Good, The Bad und der Geiger“. Es spielen Multiinstrumentalist Konstantin Gutmann (The Good), Kontrabassist Oleksiy Velychko (The Bad) und Meistergeiger Misha Nodelman, der bereits Ende 2019 bei einem Sonatenabend in Wesel begeisterte. Das bunte Programm von Klassik über Folk bis Jazz kostet 10 Euro Eintritt, eine zusätzliche Spende ist erwünscht. „Wir würden uns sehr freuen, wenn eine vierstellige Spendensumme zusammenkäme“, hofft Karl Schmitz. Karten gibt es auch hier nur an der Abendkasse.