Hamminkeln. Die Stadt Hamminkeln präsentiert in der Ratssitzung am Mittwoch den Stellenplan für 2022. Darin gibt es de facto nur eine halbe Stelle mehr.
Es ist ein Thema, das derzeit viele Kommunen umtreibt. Auch die Stadtverwaltung in Hamminkeln legt ein besonderes Augenmerk auf den Stellenplan – gerade in diesen schwierigen Zeiten und vor dem Hintergrund der angespannte Haushaltslage. Die im Haupt- und Finanzausschuss geäußerte Kritik vor allem seitens den Grünen und der FWI, aber auch der USD, der Personalapparat sei zu groß und unnötig aufgebläht, stieß im Rathaus auf großes Unverständnis.
„Was da diskutiert wurde, ist ärgerlich und plakativ“, befand Astrid Terhorst vom Fachdienst Allgemeine Verwaltung. Der Stellenplan sei vor dem Hintergrund von zusätzlichen Leistungen, von zusätzlichen Pflichtaufgaben vielmehr von Veränderungen und Verschiebungen gekennzeichnet. „Bei unserem Stellenplan gibt es keinen Stellenaufbau“, so Terhorst. „Aber es gibt auch neue Bereiche.“ Letztendlich sind auch im Zuge des gerade begonnenen Digitalisierungsprozesses der Verwaltung 2,5 Stellen hinzugekommen, de facto gebe es aber nur 0,5 Stellen mehr.
„Mitnichten ist es so, dass wir mehr Häuptlinge als Indianer haben“, räumte Bürgermeister Bernd Romanski mit dem Vorwurf aus der Politik auf. Von dort verlautete bisweilen, die Verwaltung baue niedrig dotierte Stellen ab und im Gegenzug hoch dotierte auf. „Das ist falsch. Zu behaupten, die Verwaltung hat kein Personalkonzept ist ein Stück weit an der Realität vorbei, unredlich gegenüber den Mitarbeitern und einfach unfair“, so Romanski.
Durch interne Weiterbildung und Qualifizierungsmaßnahmen könnten Mitarbeiter vielmehr in besser bezahlte Stellen Positionen aufrücken, wobei Personal nicht neu gesucht, sondern lediglich umgesetzt werde. Und bisweilen verlassen Mitarbeiter die Stadt, weil sie in benachbarten Kommunen mehr verdienen können – da ist die Konkurrenz groß, die Lohngruppe verändert sich mit der Größe der Kommune.
Stadt Hamminkeln: Zuwachs nur von einer halben Stelle
Zudem, so Astrid Terhorst, müsse man auch das Thema Altersteilzeit im Blick haben: So sind die Mitarbeiter weg, aber noch in der Abrechnung vorhanden und kosten die Kommune demnach weiter Geld. „Da fallen Personalkosten an, aber die Mitarbeiter sind nicht da.“ Die Politik müsse sich an die Fakten, an die vergangenen Beschlüsse halten – und da sei in jedem Jahr der Stellenplan verabschiedet worden.
Außerdem gebe es stetig Veränderungen, beispielsweise im Flüchtlingsbereich. Von den 2015/2016 eingerichteten Stellen seien viele inzwischen abgebaut, die Zahl der so genannten Kümmerer sei von vier auf eins reduziert worden. „Ich verstehe den Unmut überhaupt nicht“, so Terhorst. Genauso sieht es der Bürgermeister. „Wir haben nur einen Zuwachs von einer halben Stelle, mussten aber wegen der Digitalisierung 2,5 Stellen aufbauen – und das kriegen wir jetzt um die Ohren gehauen. Eigentlich haben wir also zwei Stellen abgebaut bei einem Aufgabenzuwachs.“ Mitgeführt im Stellenplan werden auch Frauen mit Rückkehranspruch, immerhin 7,49 Stellen. Sie verursachen keine Kosten, tauchen aber im Stellenplan mit auf.
Reichlich verwundert hat den Bürgermeister im Rahmen der Diskussion um den Stellenplan der Antrag der Grünen, die Stadt brauche einen Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit – denn das erhöhe die Personalzahl doch um eine weitere Stelle. Auch deren Antrag, eine Zertifizierung der Verwaltung auf den Weg zu bringen, sei unpassend. Denn derzeit laufe der Digitalisierungsprozess der Verwaltung unter Leitung von Tobias van Wahsen – und da könne kein zusätzlicher, paralleler Prozess ablaufen.
Interne Ausschreibung und Besetzung
Vielmehr versuche die Verwaltung, den Nachwuchs, die Auszubildenden zu binden und für Aufgaben im eigenen Haus zu qualifizieren. Auf der anderen Seite schob die Verwaltung den Anträgen auf Altersteilzeit bis zum Jahre 2029 einen Riegel vor, weil die Zahl zuletzt so stark zunahm. Und wenn ein Mitarbeiter wie Wirtschaftsförderer Martin Hapke bald in den Ruhestand geht, wird die Stelle möglichst intern ausgeschrieben und durch Umverteilung besetzt.
Hinzu komme eine interkommunale Zusammenarbeit – wie mit Schermbeck und Xanten, um sich Personal zu teilen. „Selber ausbilden, selber einstellen und selber weiterqualifizieren ist die beste Variante“, betont Bernd Romanski. Für die Sitzung im Rat erwartet der Bürgermeister in Sachen Stellenplan keine großen Debatten und erinnert dabei an die Aussagen von Marcel Opladen (CDU) und Jörg Adams (SPD), die auf die Verwaltung vertrauen.
Unisono hätten es Astrid Terhorst und Bürgermeister Romanski begrüßt, wenn die Fraktionen die Verwaltung zur Erläuterung des Stellenplans angesprochen hätten. Da hätte vieles geklärt werden können, statt es in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Ein Einsparpotenzial sei da der falsche Ansatz.
Hintergrund: Ratssitzung mit Hauhalt
In der Ratssitzung am Mittwoch (16 Uhr, Bürgerhalle Wertherbruch) steht neben dem Stellenplan vor allem der Haushaltsplan für 2022 im Mittelpunkt. Weitere Themen sind die Ausschreibung der Windelentsorgung und die Pläne zum Neubau des Norma-Lebensmittelmarktes in Dingden.