Wesel. Friedhelm Heinzen ist ein „unermüdlicher Kümmerer“, der sich seit Jahren für Belange der Menschen mit Behinderungen in der Hansestadt einsetzt.

„Meckern alleine bringt ja nichts, man muss sich kümmern“, sagt Friedhelm Heinzen. Und genau das macht er seit September 2018 als Ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Wesel. Außerdem ist der 71-Jährige seit über vielen Jahren im Vorstand des Sozialverbandes VdK Wesel-Mitte aktiv – auch dort für Behinderte und Benachteiligte zuständig. Für diese beiden Ehrenämter wird er nun mit dem Ehrenamtspreis 2021 der Stadt Wesel ausgezeichnet.

Täglich mit dem Rad unterwegs

Heinzen, der im Jahr 1955 mit seinen Eltern von Oberhausen nach Wesel gezogen ist, freut sich über diese Ehrung. Er bezeichnet sie einerseits als „eine wertvolle Sache“ und zugleich als „Anreiz, weiter etwas bewegen zu können“. Der ehemalige Großhandelskaufmann ist ebenfalls Mitglied im Seniorenbeirat der Hansestadt. Er habe gute Beziehungen zur Stadtverwaltung und könne dank seiner Kontakte in Rathaus viel auf dem kurzen Weg regeln.

Darüber hinaus erfahre er von vielen Problemen und sei zudem täglich 20 bis 25 Kilometer mit dem Rad in der Stadt unterwegs. „Da sieht man schon, wo es hakt“, sagt der 71-Jährige mit Blick auf Probleme im Straßenverkehr, wo er die Situationen vor allem aus Sicht von Behinderten und Senioren in den Blick nimmt. Als gelungenes Beispiel nennt er in diesem Zusammenhang den Fußgängerübergang an der Rheinpromenade nahe des Rheinstübchens, der aufgrund seiner Intervention mittlerweile behindertengerecht umgebaut wurde. „Die Eisenbahnschienen waren vorher eine Stolperfalle“, ergänzt Heinzen.

Probleme im Straßenverkehr

Aber auch an vielen anderen Stellen der Hansestadt schaut der Behindertenbeauftragte, ob es schwierig ist, beispielsweise mit einem Rollator voranzukommen. Und auch in Tempo-30-Zonen überprüft Heinzen, ob dort Fußgänger gefahrlos die Fahrbahn queren können. Erkennt er Probleme, meldet er diese der Verwaltung und sucht nach einer Lösung.

Willi Trippe, Kreistagsabgeordneter, Birgit Daubenspeck und der Behindertenbeauftragter Friedhelm Heinzen stehen an einem Behindertenparkplatz in Wesel. Heinzen ärgerte sich darüber, dass Gehbehinderte die Behindertenparkplätze nicht nutzen durften.
Willi Trippe, Kreistagsabgeordneter, Birgit Daubenspeck und der Behindertenbeauftragter Friedhelm Heinzen stehen an einem Behindertenparkplatz in Wesel. Heinzen ärgerte sich darüber, dass Gehbehinderte die Behindertenparkplätze nicht nutzen durften. © FFS | Lars Fröhlich

Lösungen ganz anderer Art unterstützt der jetzt Geehrte aber auch bei privaten Anliegen. „Wenn ich zum Beispiel angesprochen werde, weil jemand Probleme bei der Reparatur oder aber der Bewilligung von Rollstühlen hat. Und auch bei der Einstufung in Pflegestufen brauchen viele Hilfe “, nennt Friedhelm Heinzen weitere Themenfelder, die er zwar nicht alle selber bearbeiten kann. Doch er vermittelt Hilfe.

Kämpfer für mehr Barrierefreiheit

Wegen seines unermüdlichen Einsatzes hatte ihn Hermann Dobe, Vorstandsvorsitzender des VDK Wesel Mitte, als Ehrenamtspreisträger vorgeschlagen. Dobe lobt den „hartnäckigen Kümmerer“, der so lange an einem Problem arbeite, bis es gelöst sei. Er bezeichnet Heinzen als „Ansprechpartner und Ersthelfer bei der Klärung von Schwierigkeiten mit Ämtern, Sozialbehörden, Kranken- und Pflegekassen.“ Der Ausgezeichnete sei „in vielen Fällen ein Lotse durch den dichten Ämter-Dschungel.“ Er kämpfe für mehr Barrierefreiheit und setzte sich für die Schwächeren der Gesellschaft ein. Der Sozialverband sei dankbar, einen solchen „Kümmerer“ in seinen Reihen zu haben.

Im Rahmen einer Zielvereinbarung nach dem Behindertengleichstellungsgesetz Nordrhein-Westfalen wurde Friedhelm Heinzen zum ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt Wesel bestellt. Das umfasst viele Bereiche, zahlreiche Dienstleistungen bietet der 71-Jährige seitdem ganz offiziell an: Betreuung behinderter Menschen unabhängig von der Art der Behinderung, Beratung und Hilfe im Krankenhaus und zu Hause, Beratung und Hilfe bei behördlichen Fragen, Beratung und Unterstützung im Umgang mit Hilfsmitteln, wie z.B. Rollstühle, Prothesen, Gehhilfen. Und auch für die Öffentlichkeitsarbeit, die Vermittlung von Ausbildungsplätzen für behinderte Jugendliche ist Heinzen zuständig.

Friedhelm Heinzen möchte Wesel noch behindertengerechter machen: In Zusammenarbeit mit der Stadt Wesel wurde ein Stadtführer für Menschen mit Behinderung erarbeitet. Der Stadtführer enthält Informationen über die Gestaltung der Eingangsbereiche, die Möglichkeit zur Toilettenbenutzung und die Kundenfreundlichkeit des Personals in Behörden, Krankenhäusern, Banken, Sparkassen, Gastronomie, Hotels, Bäckereien, Geschäfte, Sportstätten der Stadt Wesel.

Wöchentliche Sprechstunde

Wenn es die Corona-Regeln zulassen, bietet Friedhelm Heinzen jeden ersten Dienstag in der Zeit von 10 Uhr bis 12 Uhr eine Sprechzeit im Seniorenbeiratsbüro, Magermannstraße 14, 46483 Wesel, an. Darüber hinaus ist er bei allen Anliegen auch telefonisch unter 02 81/25 96 6 erreichbar.