Hamminkeln. Inge und Dieter Gores halten auf ihrem Bauernhof vier Zwergesel. Das Eselteam Niederrhein bietet unter anderem Kurse zum Teambuilding an.

Floh, Henri, Felix und Moritz ergänzen sich prächtig. Da könnte man wohl glatt von einem Dream-Team sprechen. „Floh ist besonnen, Henri eher verspielt, Felix der Verschmuste und Moritz ganz tiefenentspannt.“ Inge Gores jedenfalls gerät regelmäßig ins Schwärmen, wenn sie über ihre vier Traummänner, über ihre vier Esel spricht. „Ganz feinfühlige Tiere, es macht unheimlich viel Spaß mit ihnen.“ Seit acht Jahren leben die Inhaberin des Eselteams Niederrhein und ihr Mann Dieter jetzt mit dem Esel-Quartett auf dem Hof am Weller Berg in Dingden.

Sie bieten hier in der wunderschönen Natur seit 2020 Eselevents für die ganze Familie, eselgestütztes Führungskräftetraining und Teambuilding an, werden auch immer wieder vom angrenzenden Campingplatz gebucht. Auch in Corona-Zeiten waren Henri & Co gefragt, die Einschränkungen an der frischen Luft hielten sich bekanntlich in Grenzen. „Unser Angebot kam super an“, sagt Inge Gores, „vor allem Familien mit Kindern waren hier, aber auch Erwachsene, die längere Wanderungen machen wollten.“

Begeisterung aus Kindertagen

Schon als Kind begeisterte sich Inge Gores für Esel - neben Teddybären. Ihre Begeisterung hat die technische Zeichnerin und ausgebildete Tiertrainerin über die Jahre behalten. „Wir leben hier auf einem schönen Hof, da kann man die Tiere gut in der Alltag integrieren.“ Allerdings machen die tierischen Begleiter auch viel Arbeit. „Wir sind schon sieben Tage die Woche mit ihnen beschäftigt.“ Rund 100 Euro fallen pro Tier im Monat an, für Futter, den Tierarzt, den Hufschmied und vieles mehr.

Ein Hez und eine Seele: Inge Gores mit ihrem Esel Henri,
Ein Hez und eine Seele: Inge Gores mit ihrem Esel Henri, © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Aber dem Esel-Team soll’s auch gut gehen. Und auf Sand und einer Wiese fühlen sich die vier Zwergesel eben auch viel wohler als auf Stein und Geröll. Mit den allgemeinen Vorurteilen kann Inge Gores gar nichts anfangen: Von wegen stur und dumm, man könne eher viel von Eseln lernen, sie seien eher sensibel, bedächtig, überlegt, vorausschauend, intelligent, ehrlich und würden in vielen Situationen wie der Mensch reagieren. Unbestechlich und unbeeindruckt von Status und Funktion reagieren sie nur auf Körpersprache, nehmen Stimmungen, Gefühle und Anspannungen wahr.

Teambuildíng und Coaching

Inge Gores entwickelt zusammen mit der Weselerin Yvonne Devant, Betriebswirtin und zertifizierter Coach, individuelle Konzepte für die Teilnehmer. Beim Teambuilding müssen die beispielsweise spielerisch unterschiedliche Aufgaben lösen, ihre kommunikativen Fähigkeiten trainieren und den Zusammenhalt stärken. Die Esel unterstützen dabei, typische Verhaltensmuster zu zeigen, und reagieren auf fehlende Klarheit sowie Unsicherheit, Druck und Zwang. Im Coaching erhalten Führungskräfte den Raum, ihre sozialen Kompetenzen zu reflektieren, Wirksamkeit unmittelbar zu erfahren und die Bedeutung von Klarheit, Authentizität und Flexibilität zu erleben.

Inge Gores führt Floh und Moritz durch den Trainingsparcours.
Inge Gores führt Floh und Moritz durch den Trainingsparcours. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Tiere fordern dazu auf, eindeutige Signale zu senden, klar zu kommunizieren und zu handeln. Die Veränderung der eigenen Sichtweise, das Üben alternativer Handlungsmöglichkeiten, der Aufbau von Vertrauen und Geduld im Miteinander zeigen den Weg zu einer von mehr Gelassenheit geprägten Führungstätigkeit. Auch Einrichtungen für Senioren nutzen inzwischen das Angebot, ihren Bewohnern oder Tagesgästen besondere Momente durch Begegnungen mit den Eseln zu bereiten.

Zuletzt ist aber auch der Wolf ein Thema geworden – in der Nachbarschaft an der Borkener Straße wurde Gloria schon mal gesichtet. Inge Gores hat deshalb schon mal bei den Behörden nachgefragt, ob es Fördermittel für die Erhöhung der Zäune gibt – die Esel schlafen nachts draußen. Doch Esel gehören derzeit noch nicht zum Programm der geschützten Tierarten. Eine Beratung allerdings wurde Inge Gores zugesichert. „Ich habe mich dort auf eine Liste setzen lassen – und warte nun, bis sich jemand meldet.“ Und aufgrund der Experten-Meinung werde man dann auch die Zäune auf eigene Kosten wolfssicher erhöhen.