Wesel. Weil in Wesel immer wieder Tonnen überquellen, lässt der ASG sie teilweise stehen. Damit sollen Hausverwaltungen zur Reaktion gebracht werden.

Überfüllte Tonnen, vollgestopfte Plastiksäcke, herumfliegender Müll: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASG werden in der Weseler Innenstadt immer wieder vor Situationen gestellt, die für sie eigentlich unzumutbar sind. Weil einige Vermieter und Hausverwaltungen offensichtlich viel zu kleine Gefäße, für viel zu Müll nutzen, hat der städtische Reinigungsbetrieb nun reagiert: In besonders drastischen Fällen lässt der ASG die Tonnen einfach stehen, anstatt sie zu leeren.

„Die Müllmengen werden teilweise massiv überschritten“, berichtete Sandra Kämmerer, operative Leiterin der Stadtreinigung beim ASG im Betriebsausschuss. Viele Tonnen sind so voll, dass die Deckel nicht mehr schließen – in einigen Fällen stehen weitere Müllsäcke daneben. Für die Reinigungsteams bedeutet das nicht nur einen enormen zusätzlichen Aufwand, sondern auch eine Verletzungsgefahr.

Erlaubt ist es ohnehin nicht. Laut der Gebührensatzung der Stadt darf die maximale Kapazität von Mülltonnen nicht überschritten werden. Bei wem mehr Müll anfällt, der hat verschiedene Möglichkeiten: Gegen eine Gebühr kann der Abfall beim Wertstoffhof entsorgt werden. Zudem bietet der ASG die Abfallsäcke an, die es bei unterschiedlichen Anlaufstellen in der Stadtteilen gibt. Sie kosten 4,50 Euro und können neben die Tonne gestellt werden.

Weseler Innenstadt: Müllproblem ist teilweise ein Dauerzustand

Ist die Müllmenge regelmäßig zu groß, muss eine Tonne mit mehr Volumen beantragt werden. Was natürlich ins Geld geht: Während für die wöchentliche Leerung von 80 Litern Restmüll 298 Euro im Jahr anfallen, sind es bei einem 120-Liter-Gefäß schon 446 Euro und 240 Liter schlagen mit 892 Euro zu Buche. Bei mehrfachen Verstößen kann die Stadt die passende Tonnengröße auch anordnen, so regelt es die Gebührenordnung. Das wurde in einigen Fällen bereits gemacht, betonte ASG-Betriebsleiter Mike Seidel im Ausschuss.

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Doch es gibt ein Problem: Bei vielen Häusern, wo die Müllproblematik zum Dauerzustand geworden ist, sind die Verwaltungen oder die Eigentümer für den ASG kaum greifbar. „Oft heißt es dann: Das ist nicht mein Müll“, berichtete Sabine Kämmerer – wenn die Kontaktaufnahme nicht gänzlich ignoriert wurde. Deshalb hat sich der ASG jetzt dazu entschlossen in solchen Fällen, den Müll nicht mehr abzuholen. „Wir wollen dadurch ein Bewusstsein bei den Hausverwaltungen schaffen“, so Kämmerer.

ASG bekommt für das Vorgehen die Unterstützung der Politik

Das wirkt offenbar. Seitdem der Betrieb so vorgeht, stehen die Telefone in dieser Sache beim städtischen Betrieb nicht mehr still. Viele Verwalter oder Eigentümer melden sich und fragen nach, warum die Tonnen nicht geleert wurden. Betriebsleiter Seidel berichtete über „erste Erfolge“, denn nun sei endlich ein Dialog möglich. Er betonte zudem, dass es um wirkliche Härtefälle gehe. „Wir machen das nicht bei der ersten Überfüllung“, so Seidel. Die Dokumentation der Müllmengen laufe über ein halbes Jahr. Laut ASG geht es um rund zehn Hotspots im Bereich der Innenstadt.

Von der Weseler Politik bekam der ASG im Betriebsausschuss breite Unterstützung für die Maßnahme zugesprochen. „Solche überfüllten Mülleimer sind eine Sauerei“, sagte Axel Paulik, Ratsmitglied der Grünen. Frank Schulten von der CDU ergänzte: „So darf es in der Innenstadt nicht aussehen.“ Die SPD brachte eine mögliche Änderung der Satzung ins Spiel, um die Verursacher schneller zur Nutzung größerer Gefäße zu verpflichten.