Hammminkeln. Der Leiter der Heimaufsicht hat sich im Sozialausschuss zur Situation beim Kursana Domizil in Mehrhoog geäußert. Er erhebt schwere Vorwürfe.

So viel Klartext hat bisher wohl kein Referent in einem öffentlichen Aussschuss in Hamminkeln geredet. Der Leiter der Heimaufsicht des Kreises Wesel, Ulrich Petroff, nahm bei der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Generationen, Bildung und Sport kein Blatt vor den Mund. Offiziell sollte er einen Sachstandsbericht über die Heimunterbringung älterer Menschen in der Stadt präsentieren, was er auch tat.

Doch dann folgte, politisch durchaus gewünscht, ein „Sachstandsbericht“ explizit zum Kursana-Seniorenheim Hamminkeln, das am Hoogefeld in Mehrhoog sitzt. Denn besagtes Heim habe seit seiner Eröffnung vor zwei Jahren massive Probleme, so Petroff. Insgesamt seien zurzeit nur 35 Plätze in dem Heim belegt, was ungefähr der Hälfte der eigentlichen Kapazität entspricht. Denn die Einrichtung leide unter massiven Personalmangel, der sich nicht nur auf mangelhafte Dokumentationen auswirke, sondern vor allem auch „Fehler in der Ergebnisqualität“ produziere. Sprich: die Bewohner wurden nicht ordentlich gepflegt. Was die Heimaufsicht des Kreises alarmierte. Petroff: „Bei Mängeln in der Pflege müssen wir aktiv werden.“

Das Heim habe deshalb freiwillig einen Belegungsstopp verhängt, so der Leiter der Heimaufsicht. Der ließ allerdings auch durchscheinen, dass das „freiwillig“ wohl nur der Tatsache geschuldet gewesen sei, dass sonst der Belegungsstopp von offizieller Seite ausgesprochen worden wäre. „In den letzten zwei Jahren war da nicht so ein tolles Management“, so Petroff in der Ausschusssitzung. Deshalb hätten sich auch bei den Pflegenden keine wirklichen Teams gebildet, um ihrer Aufgabe nachzukommen.

Kursana-Seniorenheim Hamminkeln: Einrichtung mache Fortschritte

Es sei schwierig, solche Einrichtungen wieder auf den Weg zu bekommen. Denn die Situation sei „fragil“. Allerdings attestierte er dem Kursana Seniorenheim Hamminkeln auch, dass zur Zeit alle Bewohner so gepflegt werden, wie es sich gehört: „Die Einrichtung macht Fortschritte.“

Schon in der Bauphase hatte es Streitigkeiten mit dem Betreiber gegeben, so Petroff. So habe der Heimbetreiber ursprünglich die Absicht gehabt, im zweiten Obergeschoss „Luxuszimmer“ einzurichten auf Kosten der Einrichtung der unteren Etagen. Dagegen habe sich die Heimaufsicht verwehrt.

Gespräch mit dem Bezirksleiter

Ulrich Petroff, Leiter der Heimaufsicht des Kreises Wesel, erhebt Vorwürfe gegen das Kursana Seniorenheim in Mehrhoog.
Ulrich Petroff, Leiter der Heimaufsicht des Kreises Wesel, erhebt Vorwürfe gegen das Kursana Seniorenheim in Mehrhoog. © FFS | Markus Joosten

Für den 7. Dezember stehe ein Gespräch der Heimaufsicht mit dem zuständigen Bezirksleiter an. Dann werde man weiter sehen. Klar scheint allerdings jetzt schon zu sein, dass im Dezember neues Personal eingestellt wird, das erst einmal eingearbeitet werden soll. Dann könnten im Januar vielleicht weitere Plätze in der Einrichtung belegt werden. Allerdings habe Kursana, wie alle anderen Pflegeeinrichtungen, das Problem, dass es kaum ausgebildete Kräfte auf dem Markt gibt. „Da kann die Geschäftsleitung inserieren, wie oft sie will.“

Für Victor Dahmen (Grüne) ist das zu spät, wie er in der Ausschusssitzung erklärte. Der sachkundige Bürger hatte vor kurzem für eine Mehrhooger Seniorin versucht, einen Pflegeplatz zu bekommen. Er wurde zwar fündig, aber nicht vor Ort, sondern in Dorsten.

Eine Stellungnahme zu den Vorwürfen war von Kursana bisher nicht zu erhalten.