Wesel. Hunderte Zigarettenreste hoben engagierte Weseler am Samstag in der Innenstadt auf. Giftige Kippen brauchen lange, bis sie ganz verrottet sind.

Mehr als ein Dutzend Weseler hatten sich am Samstagmittag bei ungemütlich-regnerischem Wetter aufgemacht, um die Innenstadt von Zigarettenstummeln zu befreien. Auf großen Plakaten, die sie vor dem Bauch trugen, wiesen sie auf ein Ärgernis hin, das nicht sein muss: „Eine Zigarettenkippe verunreinigt bis zu 1000 Liter Grundwasser,“ stand auf den Plakaten. Und weiter: „Durch zum Beispiel Regenwasser werden giftige Chemikalien aus den Stummeln gewaschen. Darunter Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd. Und Nikotin. Nikotin ist ein Nervengift.“

80 Prozent der Zigarettenkippen landen in der Umwelt. Selbst in Klärwerken gelingt es nicht, alles herauszufiltern. Die Folge: Ein Großteil der giftigen Chemikalien landet im Grundwasser. Es dauert zehn bis zwölf Jahre bis eine Kippe verrottet. Und die Sammlerinnen und Sammler tragen allein in der Innenstadt innerhalb von nur zwei Stunden einen Fünf-Liter-Eimer mit Kippen zusammen. Auf dem Großen Markt wurde der Zigarettenmüll an den ASG übergeben, der den Sammlern Zangen zum Aufheben zur Verfügung gestellt hatte.

Vielen Rauchern ist Problem nicht bewusst

Sandra Kämmerer vom ASG weiß um die Problematik, da sie die Stadt seit Jahren beschäftigt. Die eingesetzten Kehrmaschinen seien technisch nicht in der Lage, in jede Ritze vorzudringen. Die Kommune habe aber Kombimüllbehälter angeschafft, die es dem Raucher ermöglichten, seinen Stummel auszudrücken und dann zu entsorgen. Dennoch fehlen sie in den Seitenstraßen. Auch gebe es ja mittlerweile Taschenaschenbecher, die Menschen mit sich tragen könnten.

Kaugummis und Kippen sind ein Ärgernis.
Kaugummis und Kippen sind ein Ärgernis. © FFS | Ingo Otto

Dennoch ist offenbar vielen rauchenden Mitbürgern das Problem gar nicht bewusst. So jedenfalls der Eindruck von Beate Oesterwinter, die sich mit dieser Erkenntnis an die Grünen gewandt hat. Ob man nicht gemeinsam eine Sammelaktion organisieren könne, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Birte Bonde von den Grünen war gleich einverstanden und motivierte ihre Parteikolleginnen und -kollegen mitzumachen. Deshalb beteiligt sich auch Rizgar von der Grünen Jugend Wesel. Er ist 16 Jahre alt und begründet sein Engagement klar und deutlich: „Weil uns das nicht egal ist. Es geht um unsere Zukunft. Die Kippen sind toxisch und damit gefährlich.“

Organisation der Grünen Jugend, der Grünen und einer engagierten Weselerin

Auch sein Begleiter – der 15-jährige David – sagt: „Irgendwer muss es ja machen. Wenn alle die Einstellung haben, besser zu Hause zu bleiben, dann bringt das ja gar nichts.“

Manfred Schramm vom Ortsverband der Grünen bezweifelt, ob zum Beispiel eine Erhöhung des Bußgeldes für das gedankenlose Wegwerfen einer Zigarettenkippe etwas ändert. Zumal das Personal fehle, um diese Ordnungswidrigkeit wirkungsvoll zu sanktionieren. Beate Oesterwinter, die Initiatorin der Sammelaktion, erklärt abschließend, nur mit intensiver Aufklärung könne man wohl ein verändertes Verhalten bei den Rauchern ermöglichen.