Bis zum Jahr 2023 will das Bistum Münster pastorale Räume bilden. Im Kreisdekanat Wesel sind fünf pastorale Räume vorgesehen.

Kreis Wesel. Die Katholische Kirche steht vor einem großen Umbruch, in den kommenden Jahren steht ein großer Rückgang ihrer Gemeindemitglieder bevor: Laut eigener Prognosen wird die Katholikenzahl im Bistum Münster bis zum Jahre 2040 von derzeit knapp 1,8 Millionen auf weniger als 1,4 Millionen zurückgehen.

Vor diesem Hintergrund trafen sich jetzt rund 100 hauptamtlich Mitarbeitende und ehrenamtlich Engagierte aus den Pfarreien des Kreisdekanats in Wesel, um über die nötige Neuausrichtung zu sprechen. Das Bistum Münster möchte in den kommenden Jahren flächendeckend so genannte pastorale Räume schaffen.

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Im Kreisdekanat Wesel soll es insgesamt fünf geben: Wesel/Hamminkeln/Schermbeck, Voerde/Hünxe/Dinslaken/Duisburg-Walsum, Xanten/Sonsbeck/Alpen, Moers-/Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn und Duisburg-Rheinhausen/Duisburg-Friemersheim. „Pastorale Strukturen müssen so gestaltet sein, dass die Verkündigung des Evangeliums unter veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird“, betonte Weihbischof Rolf Lohmann bei dem Treffen. Dieser Prozess könne nicht losgelöst von inhaltlichen und pastoralen Fragestellungen stattfinden.

Rückgang bei den Mitgliedern und den Priestern

Neben dem allgemeinen Mitgliederschwund sowie Rückgängen bei den Gottesdienstbesuchern, Taufen oder Eheschließungen macht auch der allgemeine Priestermangel ein Prozess des Umdenkens erforderlich. So wird im Jahr 2023/24 kein Priester geweiht – ein Novum im Bistum. Daneben werden die finanziellen Mittel, die dem Bistum insbesondere über Einnahmen aus der Kirchensteuer zur Verfügung stehen, spürbar geringer ausfallen.

Besonders gravierend sind die Einbrüche beim Personal: Gibt es derzeit noch rund 1.370 Seelsorgerinnen und Seelsorger – 380 Diözesanpriester im aktiven Dienst, 165 Priester der Weltkirche, 600 Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Diakone im Hauptamt sowie 225 Diakone mit Zivilberuf – wird diese Zahl bis 2040 auf 500 bis 550 zurückgehen. „Bei den Menschen, die freiwillig in der Kirche aktiv sind. sehen wir eine Veränderung hin zu einem zeitlich befristeten, projektbezogenen, klar beschriebenen und nachhaltig sinnstiftenden Engagement“, sagte Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp im Rahmen des Treffens.

Zusammenlegungen sind nicht geplant

Fusionen von Pfarreien, wie bereits schon vor einigen Jahren praktiziert, sind nicht geplant. „Es wird keine weiteren, von Bischof Genn verordneten Zusammenlegungen von Pfarreien geben“, versichert Generalvikar Winterkamp. „Das Verhältnis der Diözesanpriester im aktiven Dienst zu den Priestern der Weltkirche in unserem Bistum soll dauerhaft zwei Drittel zu einem Drittel sein. Und es braucht mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien sowie zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.“

Diese Zusammenarbeit im hiesigen Kreisdekanat gebe es in vielen Bereichen schon, wie Kreisdechant Stefan Sühling erklärt: „Da fangen wir nicht bei Null an.“ Beispielsweise mache man gute Erfahrungen mit Beerdigungsseelsorgern, da funktioniere der ehrenamtliche Austausch sehr gut. Ob und wie die Zusammenarbeit im pastoralen Raum aber konkret aussehen könnte, sollen Gespräche in den nächsten Monaten zeigen.

„Da ergibt sich dann, wo wir kooperieren können und wollen“, so Sühling. Längerfristig gesehen sei es aber auch ein „Umgehen mit dem Mangel an Personal und finanziellen Mitteln.“ Es werde ein Entwicklungsprozess, der von vielen Gesprächen im kommenden Jahr begleitet werde. Verbindlichen Charakter werde der pastorale Raum erst im April oder Mai 2023 erhalten. Im Februar ist ein nächstes Treffen im Kreisdekanat angesetzt.

Regional-Team für das Kreisdekanat

Die pastoralen Räume werden indes nicht Pfarreien, Gemeinden, Einrichtungen oder Verbände ersetzen, versprach der Generalvikar. Und die Präsenz der pastoralen Arbeit in der Fläche solle gewährleistet bleiben. Ziel sei es, die Verantwortung für die Entwicklung vor Ort zu belassen. Zu prüfen sei aber, wie verschiedene pastorale Orte, Einrichtungen und Felder der Seelsorge, etwa im Krankenhaus, in der Schule, bei der Caritas und in der Beratung, eingebunden werden können. Bei den pastoralen Räume würden in der Regel die Kreis- und Kommunalgrenzen ebenso berücksichtigt wie der Stand und die Entwicklung der Katholikenzahl.

Um im Prozess die Verbindung zwischen den Menschen vor Ort und der Bistumsebene sicherzustellen, gibt es für jedes Kreisdekanat ein Regional-Team. Für das Kreisdekanat Wesel bilden Weihbischof Lohmann, Personaldezernent Karl Render und Pastoralreferentin Irmgard Heimbach das Regionalteam. Die getroffenen Vereinbarungen sollen bis 2040 gültig bleiben, „alles darüber hinaus ist nicht prognostizierbar“, betonte Winterkamp. Weihbischof Lohmann erklärte abschließend, dass es kein „flächendeckendes Einheitsmodell“ für die Leitung der neuen Räume geben wird, zu unterschiedlich seien die einzelnen Regionen geprägt.