Wesel. Schlechte Stimmung an den Tankstellen: Pendler, Speditionen und Logistiker leiden unter hohen Spritpreisen. So reagieren Unternehmen und Kunden.

1,70 Euro kostet der Liter Super am Mittwochmittag in Wesel, 1,54 Euro sind für einen Liter Diesel fällig. Die Spritpreise sind in den vergangenen Wochen sprunghaft gestiegen. Das merken neben den privaten Verbrauchern vor allem Betriebe mit großem Fuhrpark – so wie Silologistic Imgrund aus Wesel. 120 eigene Fahrzeuge hat die Gindericher Spedition, insgesamt tanken 150 Fahrzeuge auf dem Gelände der Firma.

Dabei entstehen jährlich Spritkosten, hauptsächlich für Diesel, in Höhe von 4,5 bis 5 Millionen Euro. „Bei so hohen Abgabemengen geht es nicht anders, als die Preissteigerungen an die Kunden weiterzugeben. Wir könnten sonst überhaupt nicht kalkulieren, zumal die Renditen in der Speditionsbranche ohnehin bescheiden sind“, sagt Bernd Schepers, geschäftsführender Gesellschafter bei Imgrund.

Weseler Spedition: Diesel wird immer teurer

Seit Jahren sind es viele große Unternehmen in der Branche deswegen gewohnt, ihre Endpreise jeden Monat anzupassen – immer ausgerichtet nach dem Dieselpreisindex. Der ist beispielsweise auf der Internetseite des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) einsehbar.

Vor allem für Speditionen und Logistikunternehmen ist die Mehrbelastung hoch.
Vor allem für Speditionen und Logistikunternehmen ist die Mehrbelastung hoch. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die Entwicklung der vergangenen Jahre sei hier eigentlich unvorstellbar, meint Schepers. Im September 2020 lag der Preis für Großverbraucher pro 100 Liter Diesel noch bei 80,80 Euro, im September 2021 bei 110,34 Euro – eine Steigerung um 35 Prozent. Und auch wenn die Erhöhungen an die Kunden weitergegeben werden: „Erstmal müssen wir ja vorfinanzieren“, sagt Schepers.

Ähnlich läuft es beim Speditions- und Lagerungsunternehmen Dümmen, das seinen Sitz an der Rheinbabenstraße hat. 25 Lastwagen gehören zum Fuhrpark der Firma. „Wir können nicht jedes Mal mit dem Auftraggeber diskutieren, wenn die Spritpreise steigen“, sagt Geschäftsführer Michael Dümmen. Vor Jahren habe es schon mal starke Schwankungen gegeben, danach sei es Usus geworden, sich nach dem Index des BGL zu richten und die Preise dementsprechend weiterzugeben.

Tankstellenpächter aus Wesel: Viele Kunden sind sauer

Doch nicht nur die Wirtschaft spürt die hohen Spritpreise, auch Verbraucher sind zunehmend verärgert: Tankstellenpächter Tassilo Pittschi, der sechs Stationen unter anderem in Wesel und Hamminkeln betreibt, merkt, dass die Privatkunden ungehaltener werden. „Bei den meisten hält es sich noch im Rahmen, aber einige werden schon ausfallend und machen meine Mitarbeiter für die hohen Preise verantwortlich“, erzählt er. Immer wenn die Spritpreise steigen würden, gebe es auch mehr Kunden, die ohne zu bezahlen abfahren würden. Etwa 150 Mal im Jahr komme das an seinen Tankstellen vor.

Generell komme in diesen Tagen bei einigen der Sparfuchs heraus. „Da wird dann nur für 15 bis 20 Euro getankt, weil die Kunden hoffen, dass es zu einem anderen Zeitpunkt günstiger wird und sie dann volltanken können“, so Pittschi. „Da beginnt dann die Jagd auf die Centstücke.“ Ebensoviele würden aber wie sonst auch immer den Tank vollmachen. „Wer jeden Tag aufs Auto angewiesen ist, beispielsweise für den Arbeitsweg, kann ja nicht wochenlang warten, bis die Preise wieder sinken“, sagt der Tankstellenpächter.

Pittschi sieht keine Entspannung beim Spritpreis

20 bis 30 Mal pro Tag ändere sich der Preis für Diesel und Benzin. „Das ist über die Markttransparenzstelle alles einsehbar, wir stellen diese Änderungen gar nicht mehr selber ein“, sagt Pittschi. Dass die Spritpreise bald spürbar heruntergehen, glaubt der Weseler nicht. „Ich sehe erstmal keine Entspannung, aber das hängt von vielen Faktoren ab, auch davon, welche Koalition wir bekommen werden.“