Kreis Wesel. Drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis Wesel I ziehen nun in den Bundestag ein: Sabine Weiss (CDU), Rainer Keller (SPD) und Bernd Reuther (FDP).
Am Tag nach der Wahl geht es ans Wunden lecken – im Fall der CDU, die ihr Direktmandat an den SPD-Newcomer Rainer Keller aus Wesel verloren hat. Sabine Weiss (CDU), die nun statt ihres bisherigen Direktmandats über die Liste weiter im Bundestag bleibt, kommentiert das so: „Das ist Demokratie! Wir haben alles gegeben, ich hatte ein Super-Team, aber es lag nicht in unserer Hand, es noch zu drehen.“
Vor zwölf Jahren habe sie der SPD – zum ersten Mal für die CDU – den Wahlkreis abgenommen, „jetzt haben sie ihn sich zurück geholt. Ich habe mir im Laufe der Jahre einen guten Platz auf der Liste erarbeiten können“, resümiert die Dinslakenerin – die für ihren Wahlkreis der Sache aber auch etwas Positives abgewinnen kann: „Nun sind wir mit Rainer Keller, Bernd Reuther und mir drei Abgeordnete, die für den Wahlkreis in Berlin sind.“ Da werde sich gemeinsam einiges erarbeiten lassen.
Weniger Frauen in den Bundestag gewählt
In den kommenden Wochen gelte es, die Rollen zu verteilen. „Es gibt viele Anwärter, ich sage das bewusst ohne -innen“, so Weiss. Zahlreiche Frauen seien durch diese Wahl nicht mehr im Bundestag vertreten. Und denkbare Koalitionen? „Unter einer CDU-Führung bleibt nur Jamaika“, sagt sie.
Weiss war am Montag bereits auf dem Sprung nach Berlin, wie auch Sozialdemokrat Rainer Keller mittags schon unterwegs war. Auf ihn warten jetzt zahlreiche Aufgaben. Neben den konstituierenden Sitzungen gilt es, das Büro zu organisieren, geeignete Mitarbeiter zu finden und einiges mehr, auch erste politische Entscheidungen stehen bald an.
Zwar lagen die Christdemokraten mit 26,67 Prozent der Zweitstimmen über dem Bundesergebnis (24,1 Prozent). Anders als dort kann von einem schwarz-roten Kopf-an-Kopf-Rennen im Wahlkreis Wesel 1 aber nicht die Rede sein: Die SPD holte 33,4 Prozent der Zweitstimmen und lag damit mehr als nur eine Nasenlänge vorn.
Kreisgrüne drücken jetzt aufs Tempo
Auch die Kreisgrünen haben Grund zur Zufriedenheit, liegen sie doch über dem Ergebnis des Bundes. Das allerdings liege auch daran, dass die Grünen im Osten traditionell schlecht abschneiden, erläutert Hubert Kück, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Weseler Kreistag. „Dennoch: Der Kreisverband darf sich freuen, es ist ein starkes Ergebnis für die Arbeit der Grünen im Kreis und vor Ort“, so Kück. Das Wahlvolk erwarte jetzt eine Koalition der Gewinner im Bund - also aus Grünen, SPD und FDP, die allesamt zugelegt haben.
Dafür müssten sich Grüne und FDP zunächst zusammensetzen. „Ich erwarte keine Langzeitdebatten, Zusammensetzen, die Karten auf den Tisch legen und zügig eine neue Regierung bilden, es liegt Arbeit an.“
Hohe Wahlbeteiligung, Reibungsloser Ablauf
Aus Sicht des Wahlleiters Lars Rentmeister ist die Bundestagswahl glatt gelaufen: Mit einer Wahlbeteiligung von 77,87 Prozent haben noch ein wenig mehr Kreis Weseler ihr Kreuzchen gemacht als 2017 (77,4 Prozent).
Und wie bei jeder Wahl, hakte es ein wenig: So bildeten die Weseler bei der Auszählung das Schlusslicht, sie wurden um 23.47 Uhr fertig. Ein Problem sei das aber nicht gewesen, so Rentmeister, es war ja bereits klar, dass dieser letzte Briefwahlbezirk am Ergebnis nichts wesentliches mehr ändern würde. „Das kommt schonmal vor, wir hatten ein hohes Stimmaufkommen und das Ergebnis war zu diesem Zeitpunkt schon deutlich.“
Dass neben Wahlkreissieger Rainer Keller (SPD) sowie Bernd Reuther (FDP) mit Sabine Weiß (CDU) eine dritte Kandidatin aus dem Wahlkreis 113 - Wesel I - in den Bundestags einzieht, teilte der Landeswahlleiter Wolfgang Schellen am Montagmorgen mit.
Sabine Weiss hat fast zehn Prozentpunkte verloren
47.447 Wähler stimmten diesmal für Sabine Weiss – dies entspricht 29,81 Prozent der Stimmen. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die Christdemokratin mit 39 Prozent noch deutlich ihren Wahlkreis gewonnen.
Zum Vergleich: Ihr Konkurrent Rainer Keller kam auf 54.488 Stimmen, womit der SPD-Mann 34,23 Prozent erreichte. 14.452 votierten für Bernd Reuther - damit holte der Liberale 9,08 Prozent.