Wesel. Die Minigolfanlage am Rhein ist geschlossen, die Bagger sind schon angerückt. Kassierer Werner Heinrich erinnert sich an die letzten Jahrzehnte.

Am Mittwoch hat Werner Heinrich zum allerletzten Mal den Schläger in die Hand genommen, um eine Abschiedsrunde zu drehen. Einen Tag später wurden die Banden an den einzelnen Bahnen schon abgenommen, die Bagger sind ohnehin bereits da, einige Bäume gefällt. Die Minigolfanlage am Rhein ist Geschichte, wegen des Kombibadbaus wird die Anlage an den Auesee verlegt.

Für Heinrich, der hier an der Rheinpromenade vor mehr als 50 Jahren zum ersten Mal spielte und fast ebenso solange Kassierer des Vereins 1. Minigolfsportclubs (MSC) Wesel ist, ist es schwierig, Abschied zu nehmen nach so vielen besonderen Momenten auf der Anlage. „Wir haben hier unheimlich viel Arbeit reingesteckt“, erzählt Heinrich und deutet auf die grüne Umgebung. „Die Walnuss- und Kirschbäume und die Hecken haben wir beispielsweise alle selbst gepflanzt.“

Anlage wurde immer liebevoll gepflegt

Die Besucher hätten das stets bemerkt. „Wir haben oft Komplimente bekommen, wie gepflegt und grün unsere Anlage ist und haben da auch viel Wert drauf gelegt“, so der Kassierer. Minigolf-Fans aus dem Ruhrgebiet, Hamminkeln, Bocholt und der linken Rheinseite seien bei ihnen zu Gast gewesen. „Am Wochenende, vor allem in den Ferien, wenn die Familien kommen, war hier jede Bahn belegt“, erinnert er sich.

Mit einer kleinen Hütte neben der Minigolfanlage habe 1964 alles angefangen, 1966 wurde der MSC gegründet. „Damals hat der Platzwart noch im Aufenthaltsraum der Hütte geschlafen“, erzählt Heinrich. Das hat der 75-Jährige nie gemacht, aber die Anlage ist trotzdem sein zweites Zuhause geworden. „Ich bin fast jeden Tag hier gewesen, auch im Winter, wenn Schnee liegt, um nach dem Rechten zu schauen“, sagt er.

Lange Abende nach Turnieren

Absperrband signalisiert an der Anlage den baldigen Abriss.
Absperrband signalisiert an der Anlage den baldigen Abriss. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Am schönsten seien die Feiern nach gewonnenen Turnieren oder Westdeutschen Meisterschaften gewesen. „Dann wurde der Grill angeschmissen und es konnten schon mal lange Abend werden“, erzählt Heinrich. Genauso gerne beobachte er aber auch, wie Schulklassen und Familien sich an den 18 Bahnen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad versuchten. „Bahn 8 bleibt die schwierigste“, sagt Heinrich. „Wir nennen sie den Vesuv.“

Der neuen Anlage blicken Heinrich und die 55 anderen Vereinsmitglieder mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. „Es muss ja weitergehen und die Pläne der 18 neuen Bahnen sehen schön aus, da hatten wir Mitspracherecht“, erzählt der 75-Jährige. Aber die Parkplatzsituation macht ihm Sorgen. „Er ist zu klein“, meint Heinrich.

Minigolfer befürchten Parkprobleme

Und auch, ob im Frühling wirklich wie versprochen wieder gespielt werden könne, bleibe abzuwarten. „Wir hoffen, dass die Bauarbeiten rechtzeitig zur neuen Saison beendet sind.“ Denn der Minigolfsportclub will im kommenden Jahr mit der Herrenmannschaft den Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffen. Und die Hobby-Minigolfer möchten auch wieder den Schläger in die Hand nehmen – dann am Auesee.

Vollständig fertig erst im Herbst 2022

Komplett fertiggestellt inklusive Grünbereichen und Multifunktionsgebäude mit Vereinsräumen und Kiosk für die Öffentlichkeit soll der neue Platz am Auesee wohl erst im Herbst 2022 sein, heißt es von der Stadt.

In der ersten Saison wird der Verein daher erst einmal die Sanitäranlagen in den städtischen Containern nutzen. Die Stadt kalkuliert derzeit mit Baukosten von rund 800.000 Euro für die neue Anlage.