Wesel. Über Internetangebote wie dem „Wahl-O-Mat“, aber auch im Gespräch machen sich junge Erwachsene vor ihrer ersten Bundestagswahl kundig.

Amelie Hoffmann hat Glück gehabt: Die 17-Jährige feiert am 23. September ihren 18. Geburtstag – gerade rechtzeitig, um bei der Bundestagswahl am 26. September mitwählen zu dürfen.

Sie ist eine von mehreren Erstwählern in ihrer Klasse am Berufskolleg in Wesel und noch genauso unentschlossen wie die meisten ihrer Klassenkameraden, wo sie ihre Kreuzchen machen soll. „Ich werde mich aber in den nächsten Tagen noch genauer informieren“, sagt die Schülerin und nennt unter anderem den ,Wahl-O-Mat’ als eine Informationsquelle für ihre Entscheidung.

Mehrere Quellen zur Information

Dante Grossy ist bereits volljährig. Der junge Weseler sagt, dass er sich übers Fernsehen, im Gespräch mit Freunden und auch übers Internet schlau macht, wen er wählen soll.

Nick Heynen (rechts) sitzt im Unterricht am Berufskolleg in Wesel. Er äußert sich zur bevorstehenden Bundestagswahl, einige von seinen Mitschülern sind Erstwähler.
Nick Heynen (rechts) sitzt im Unterricht am Berufskolleg in Wesel. Er äußert sich zur bevorstehenden Bundestagswahl, einige von seinen Mitschülern sind Erstwähler. © FFs | Markus Weissenfels

Auch für Patricia Hülsmann ist es die erste Bundestagswahl, bei der sie wahlberechtigt ist. Die 19-jährige Berufsschülerin nennt ihre Schwerpunkte, die ihr in der Politik wichtig sind und nach denen sie ihre Wahlentscheidung ausrichtet: „Im Moment interessiert mich natürlich, wie eine Partei mit Corona umgeht. Aber auch die Bereiche Digitalisierung und Bildung sind mir wichtig – ebenso das Thema Mietpreise, wenn ich demnächst irgendwo studieren möchte und dann natürlich eine bezahlbare Wohnung brauche.“

Umweltschutz ist Paul Rupp wichtig

Einen anderen Schwerpunkt setzt Paul Rupp aus Bislich: „Ich interessiere mich schon lange für Umweltschutz, da müsste es viel mehr Innovation geben. Danach richte ich bei der Bundestagswahl meine Wahlentscheidung aus“, so der 18-Jährige, der sich offenbar schon intensiv mit seiner ersten Stimmabgabe auf Bundesebene beschäftigt hat.

Völlig anders äußert sich Joel Islami aus Flüren: Der 17-Jährige sagt: „Politik interessiert mich eigentlich nicht so sehr. Ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt wählen werde.“

Joel Islami interessiert sich weniger für Politik.
Joel Islami interessiert sich weniger für Politik. © FFs | Markus Weissenfels

Diese sehr unterschiedlichen Herangehensweisen bestätigt auch Anke Wenders, Lehrerin des Kurses „Gesellschaftslehre mit Geschichte“ in der Jahrgangsstufe zwölf des Wirtschafts-Gymnasiums: „Einzelne Schüler sind wirklich sehr interessiert an Politik, andere eher weniger. Insgesamt ist die Tendenz aber in meinen Augen abnehmend.“

Bundestag auch Thema im Unterricht

Passend zur Bundestagswahl behandelt sie aktuell im Unterricht das Thema „Welche Aufgaben hat der Bundestag?“

Dann diskutiert sie mit ihren Schülern anhand einer Karikatur die Frage: „Wem ist der einzelne Abgeordnete verpflichtet – seinem Gewissen oder seiner Fraktion?“ Auch wie eine Regierung gebildet wird und was eine Opposition ist, kommt im Unterricht zur Sprache.

Immerhin: Rund die Hälfte des Kurses ist noch nicht volljährig und darf am 26. September nicht mit abstimmen.

Vermutung wurde bestätigt

Trotzdem gibt es bereits einige, die aus eigenem Interesse einfach mal die 36 Fragen des „Wahl-O-Mat“ beantwortet haben – wie der 17-jährigen Nick Heynen. Und was ist dabei rausgekommen? „Mir wurde die Partei empfohlen, die ich schon vermutet hatte - das Ergebnis war eindeutig.“ Eine gute Orientierungsmöglichkeit für Jugendliche offensichtlich...