Wesel. Am Sonntag öffnet das Rheinbad letztmalig. Generationen von Kindern haben hier schwimmen gelernt. Doch die Vorfreude auf das Kombibad steigt.
Elisabeth Hanf
Es ist ein wunderschöner Sommertag und gleichzeitig läutet er nach einer mäßigen Freibadsaison das Ende des letzten Wochenendes im städtischen Rheinbad ein.
Damit verabschieden sich mindestens drei Generationen von Weselern von dem Bad, in dem sie ihre ersten Schwimmübungen gemacht haben. Es war der 6. Juni 1947, als nach dem Krieg die „Rheinbadeanstalt“ wieder öffnete. Erst 18 Jahre später, am 19. November 1965, wurde das Hallenbad am Heubergpark eingeweiht. Doch der Reiz der Freibades mit Liegewiesen am Rhein hat nie an Reiz verloren.
Am Freitag waren die Weseler zum Tag der offenen Tür bei freiem Eintritt eingeladen. Kinder konnten Enten angeln, Wassergymnastik-Schnupperkurse wurden angeboten und am Nachmittag lud das Zephyrus-Discoteam zur Pool-Party ein, das in der Vergangenheit hier an den PPP-Tagen für Stimmung sorgte.
Frühstück für die treuen Frühschwimmer
Für die treuen Frühschwimmer, die, jedem Wetter trotzend, ihre Bahnen im Bad zogen, gab es ein gemeinsames Frühstück. Bäder-Chef Martin Christoph tröstete sie mit der Aussicht auf das neue Kombibad, das im Frühjahr 2024 fertiggestellt sein soll und viel Komfort für die Schwimmer bietet. „Solange gehen wir ins Heubergbad, das ist auch schön“, kommentierte eine Seniorin ihren letzten Schwimmtag am Rhein. Ein Weseler, der ebenfalls in jungen Jahren hier regelmäßig schwamm, erinnert sich noch gut an „Bademeister Ilchmann, der, immer bekleidet mit dicker, silberner Kette mit großem Anhänger um den Hals und weißen Shorts, das Becker überwachte“. An diesen Schwimmmeister konnten sich in der Runde viele noch erinnern, auch der heutige Fachangestellte für Bäderbetrieb Armin Günnemann, der 1974 hier seine Arbeit als „Schwimmmeister“ aufnahm.
Am Samstag ganztags und am Sonntag bis 15 Uhr kann das Rheinbad noch besucht werden. „Ich habe gehofft, dass wir das Bad im kommenden Jahr noch einige Zeit offen halten können“, erzählte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp auf ihrem Abschiedsbesuch. Da aber nicht nur das ehemalige Restaurant in unmittelbarer Nähe abgerissen wird, sondern auch das Gebäude mit allen technischen Zuleitungen zum Bad, musste Bäder-Chef Martin Christoph dem Ansinnen eine Absage erteilen.
Das Bad erfreute sich immer großer Beleibtheit
Im Jahr 2018 erlebte das Rheinbad einen unglaublichen Besucheransturm von 70.000 Gästen, in der Badesaison 2020 waren es bei reduzierter Besucherzahl wegen Corona nur 22.000, ähnliche Zahlen werden es in diesem Jahr erwartet
Nun hoffen alle nach zwei Sommern ohne Freibad, in der Saison 2024 das Kombibad einweihen zu dürfen. „Vielleicht mit einem Sprung ins Wasser wie damals Bürgermeister Kurt Kräcker zur Eröffnung des Hallenbades“, schlug SPD-Fraktionschef Ludger Hovest Ulrike Westkamp vor. Man darf gespannt sein.
Martin Christoph präsentierte am Freitag den Besuchern der Rheinbades die Broschüre mit der Vorstellung des künftigen Kombibades und zeigte dazu auch einen Film, der auch im Internet unter www.baeder-wesel.de zu sehen ist.
Rabatt im Heubergbad mit der Stadtwerke-Card
Um den Verzicht noch etwas zu versüßen, erhalten Besucher des Heubergbades, die im Besitz der Stadtwerke Wesel Card sind, 15 Prozent Rabatt, auch kann der Stadtgutschein ab 6. September für das Bad und die Sauna eingelöst werden. „Wir haben dort eine wunderschöne Sauna, was viele gar nicht wissen“, wirbt der Bäderchef für die dortige Anlage. Auch von ihr werden sich die Weseler verabschieden müssen. Dann allerdings erwartet die Saunierer eine Saunalandschaft im Kombibad, die ihresgleichen sucht.
Bauzeit und Kostendisziplin sollen eingehalten werden
Immerhin wird die Stadt Wesel mit 40 Millionen Euro Baukosten ihr bisher größtes Projekt angehen. „Es wird ein Alleinstellungsmerkmal haben“, ist sich Ludger Hovest sicher. Hier sei es jetzt wichtig, Bauzeit und Kostendisziplin zu wahren.
Auch Ulrike Westkamp hat als Kind hier schwimmen gelernt. „Ich bin mit meinem Vater im Sommer fast jeden Abend hier gewesen“, erinnert sie sich gerne an das wunderschöne Bad am Rhein. Und der Moment, das erste Mal das Nichtschwimmerbecken verlassen und quer durch das Schwimmerbecken geschwommen zu sein, wird kein Kind je vergessen.