Wesel. Familie Birkhoff hat den Gasthof Am Jäger in Diersfordt aus dem Jahr 1796 zu einem wunderschönen Restaurant mit Hotelzimmern umgebaut.

Die Gaststätte Am Jäger wird im August 225 Jahre alt, doch im Jahr 1989 wurden hier letztmalig Gäste bewirtet. Jetzt hat Familie Birkhoff dem Haus neues Leben eingehaucht und es zu dem gemacht, was es einmal war, eine schmucke Traditionsgaststätte, die ihrem Namen alle Ehre macht. Nie war sie schöner als heute.

Wie es zum Besitzerwechsel kam

Rolf Birkhoff, Jagdpächter im Diersfordter Wald und damals wohnhaft in Mehrhoog, ärgerte sich täglich, wenn er auf dem Weg zum Betrieb in Wesel an dem verfallenen Gasthof vorbei radelte. Es soll nach dem zweiten oder dritten Glas Bier gewesen sein, als Rolf Birkhoff nach einer Jagd Alexander Graf zu Stolberg-Wernigerode auf dessen Gasthaus ansprach, es als „ein Schandfleck“ titulierte. Ein Wort gab das andere. Noch an jenem Abend im Jahr 2011 wurden sich beide einig und Rolf Birkhoff Inhaber der Immobilie.

Seitdem haben Brigitte und Rolf Birkhoff sowie ihre Söhne Richard und Robert mit großer Sorgfalt das Gebäude von Grund auf saniert und einen großzügigen Gastronomiebetrieb mit viel Liebe zum Detail geschaffen. „Wir haben uns dabei viel Zeit gelassen, natürlich auch viel Geld investiert“, erzählt Richard Birkhoff, der mit seinem Bruder als Geschäftsführer den Land- und Agrargroßhandel Birkhoff an sechs Standorten leitet.

Theke wurde aus Balken anno 1796 geschreinert

Da in der Familie alle Jäger sind, war es nicht schwer, die Gasträume entsprechend auszustatten. Das Kernstück ist die Kneipe, deren Theke aus Holz aus alten Balken des Pferdestalls anno 1796 entstanden ist. Hinter dem Thekenraum liegt das Jagdzimmer.

Richard Birkhoff (von links), Koch Karl Borkhardt und Robert Birkhoff stellen das renovierte Restaurant Am Jäger vor.
Richard Birkhoff (von links), Koch Karl Borkhardt und Robert Birkhoff stellen das renovierte Restaurant Am Jäger vor. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

„Meine Mutter hat ein Faible für Antiquitäten, mein Vater sammelt Ölgemälde, so haben wir über zehn Jahre die Ausstattung für den Jäger zusammengetragen“, gibt Richard Birkhoff Hinweise auf das Interieur. So ist auch der Saal, in dem mindestens 60 Personen Platz finden, entsprechend gestaltet, themen- und stilgerecht eingerichtet, nicht überladen, zeitlos elegant. Hier ist ein historischer Billardtisch, dessen Platte sich unter der Holztafel verbirgt, ein Hingucker.

Acht Hotelzimmer, davon zwei Appartements

Die Hotelzimmer sind bereits bezugsfertig, zeigt Richard Birkhoff.
Die Hotelzimmer sind bereits bezugsfertig, zeigt Richard Birkhoff. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Es gibt Am Jäger eine gemütliche Leseecke und ein Frühstückszimmer. Denn der Landgasthof hat nun auch acht Gästezimmer, davon sind zwei Appartements mit einer Küchenzeile. „Auch die hat meine Mutter entworfen, die hier die allerbeste Innenarchitektin war“, erzählt Richard Birkhoff stolz. Hinzu kommt noch ein Speiseraum. Wunderschön gelegen ist auch die Außengastronomie mit Terrasse und Biergarten, wo nochmals bis zu 100 Personen Platz finden. Auch ausreichend Parkplätze sind vorhanden, anzufahren ist der Gasthof über die B 8.

Probestart mit Speisen vom Grill

Am kommenden Wochenende gibt es einen Probestart, eine 20 Personen starke Küchen- und Servicetruppe steht parat. Denn am Freitag öffnet das Landgasthaus Am Jäger erstmals ab 18 Uhr mit einem Grillangebot, das ebenfalls am Samstag ab 15 Uhr und Sonntag von 10 bis 18 Uhr auf die Gäste wartet. Die offizielle Eröffnung ist am Donnerstag, 29. Juli.

Klassisch modern ist der Speiseraum eingerichtet.
Klassisch modern ist der Speiseraum eingerichtet. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Noch ein Ass haben die Brüder Birkhoff im Ärmel. Der Chefkoch des Tannenhäuschens, Karl Borkhardt, der nach dem Eigentümerwechsel vor zwei Jahren dort ausschied und bei der Diakonie Düsseldorf als Küchenchef und Leiter der Technik und Hauswirtschaft tätig war, fragte bei ihnen an. „Das Gespräch dauerte keine zehn Minuten, da waren wir uns einig“, berichtet Robert Birkhoff. Hier startet der Chefkoch jetzt mit einer ausgewogenen Karte mit regionalen Gerichten, es gibt Speisen für den kleinen Hunger ebenso wie klassische Gerichte, zu Preisen zwischen sechs und 26 Euro.

Noch wird Personal gesucht

„Wir suchen weiterhin Personal, denn wir möchten ja, dass die Gäste zufrieden sind und schnell bedient werden“, ist Richard Birkhoff wichtig. Daher gibt es an den Wochenenden von 12 bis 14 Uhr eine kleine Terrassenkarte, aus der großen Karte können von 17 bis 21 Uhr warme Gerichte gewählt werden. Nachmittags stehen Kaffee und Kuchen bereit. Montags und freitags öffnet die Küche von 17 bis 21 Uhr. Das alles ist vorläufig und lässt sich je nach Andrang weiter ausbauen. Hier ruhen noch etliche Ideen in der Hinterstube.

Nur eine Bitte haben die neuen Eigentümer: Wer im Landgasthof Am Jäger in der kommenden Woche speisen möchte, wird gebeten zu reservieren unter 02859/ 9098686.

>>> Seit 225 Jahren gibt es die Gaststätte Am Jäger

Das Gebäude „Am Jäger“, das zum gräflichen Besitz gehörte, wurde 1796 als Förster- und Jägerhaus erbaut. Bis 1850 war hier die Mautstelle für die Chaussee von Wesel nach Rees. Die gräflichen Verwaltung Stolberg-Wernigerode eröffnet am 15. August 1896 hier eine Gastwirtschaft mit einem Saal, einem Pferdestall, einer Scheune, einem großen Garten mit Lauben und Sitzgelegenheiten. Gäste mit Pferdewagen fuhren vor, bis zu 40 Pferden konnten untergebracht werden.

Die Gastwirtschaft konkurrierte seit ehedem mit dem Haus Constanze, das nicht zum gräflichen Besitz gehörte. In den 1950er Jahren wurde ein neuer Saal gebaut. Bis 1989 war die Gastwirtschaft noch in Betrieb.