Wesel. Der Führerschein ist für viele ein Meilenstein und mit großer Freiheit verbunden. Bei den Prüfungen kommt es jedoch zu langen Wartezeiten.
Wer derzeit versucht den Führerschein zu erlangen, muss zumindest bei der praktischen Prüfung mit Verzögerungen rechnen. Bis zu sechs Wochen können schon mal verstreichen, bis der Prüfungstermin feststeht. Fahrschulen müssen deshalb anders planen, sodass nicht zu große Zeitspannen zwischen letzter Fahrstunde und Prüfung entstehen oder mehr Fahrstunden nötig werden und damit Extrakosten entstehen.
Fahrlehrer Frank Schulten aus Wesel meldet fast reife Fahrschüler, die noch ein bis zwei Stunden benötigen, beispielsweise schon frühzeitig an, um am Ende der Wartezeit kurz vor der Prüfung noch mal Übungsfahrten machen zu können.
Grund ist nicht nur der Lockdown
Der aktuelle Prüfungsstau hat verschiedene Gründe und ist nicht nur allein auf den langen Corona-Lockdown zurückzuführen. „Von dem Problem ist jede Fahrschule bundesweit betroffen“, erklärt Volker Freigang, Fahrlehrer und Inhaber der Fahrschule „all-fahr-team“ in Wesel und Hamminkeln.
Größere Fahrschulen mit vielen Prüflingen in Großstädten können dabei noch schlechter planen, als kleinere. Unabhängig vom Aufschub, der sich durch den Lockdown entwickelt hat, führen allein die neuen verlängerten Prüfungszeiten zu einem Verzug.
Längere Prüfungen
Statt eigentlichen 45 Minuten dauert die standardmäßige PKW-Prüfung seit dem 1. Januar nun 55 Minuten. Hinzu komme das dauerhafte verpflichtende Tragen einer FFP2-Maske, was aus Gründen des Arbeitsschutzes nach einer gewissen Zeit eine längere Pause erfordert. Hochgerechnet schaffen Prüfende dadurch pro Tag zwei bis drei Prüfungen weniger.
Volker Freigang, auch stellvertretender Vorsitzender und Bezirksvorsitzender des rechten Niederrhein des Fahrlehrerverbandes sieht auch einen Personalmangel als Grund: „Wie in allen Branchen kommen auch bei den Fahrlehrern und -prüfern zu wenige Leute nach.“ Das hat auch der Fahrlehrer Frank Schulten gemerkt: „Ich habe auch zwei Jahre nach einem geeigneten Fahrlehrer gesucht.“
Seitens des TÜV Nord, der die Prüfungen durchführt, wird dieser Trend nicht bestätigt. Vorausschauend und in Anbetracht der verlängerten Fahrstunden habe man sich schon frühzeitig um mehr Personal gekümmert, sagt Rainer Camen, Konzernsprecher für Verkehr und Mobilität.
Erhöhte Durchfallquote
Derzeit schaue man sogar nach verfügbaren Prüfern aus anderen Regionen um und auch an Samstagen wird aktuell schon geprüft. Es trete gerade aber auch ein saisonaler Effekt ein: „Im Frühling und Sommer sind immer mehr Prüfungen, hinzu kommen die Motorradfahrer“, sagt Camen.
Ein weiterer Punkt sei eine erhöhte Durchfallquote, denn zweite Anläufe binden ebenfalls Kapazitäten. Statistiken des Kraftfahrtbundesamtes für NRW bestätigen das: Mittlerweile fallen 29,2 Prozent der Prüflinge in der Praxis durch, 2011 waren es noch 25,9 und 2008 sogar nur 24,2 Prozent der Geprüften, die es nicht im ersten Anlauf packten.