Wesel. 1946 startete die VHS Wesel mit 32 Kursen. Mittlerweile werden 300 Veranstaltungen pro Jahr angeboten. 75 Kurse sind zum Geburtstag gebührenfrei.
Am 10. September 1946 eröffnete die Volkshochschule in Wesel. Nun feiert sie ihr 75-jähriges Jubiläum. „Mir kommt es vor, als hätten wir gerade erst das 70-Jährige gefeiert“, erinnert sich Fachbereichsleitung Claudia Böckmann. Sie stellte zusammen mit ihren Kollegen und Direktor Andreas Brinkmann das Jubiläums-Programm vor. Für jedes Jahr schenken sie den Bürgern einen kostenlosen Kurs.
Geschenkte Kurse laufen bis Januar 2022
Am Samstag, 26. Juni, startet der erste der 75 gebührenfreien Kurse unter dem Titel „Achtsamkeit im Wald“, das letzte kostenlose Angebot „Smart Home - online“ läuft am Donnerstag, 20. Januar 2022. Von klassischen Sprachkursen über verschiedene Aktionstage, Kunstworkshops und Sportkurse bis hin zu Diskussions- und Informationsveranstaltungen stehen viele Angebote zur Auswahl.
„Wir haben beispielsweise zwei Veranstaltungen im Bezug auf das Judentum, um dem wachsenden Antisemitismus entgegenzuwirken“, erklärte Fachbereichsleiter Sebastian Kleiber-Lampe.
Wichtige Erwachsenenbildung nach der Nazi-Zeit
Direktor Andreas Brinkmann erinnerte an die Anfänge der Volkshochschule: Die VHS gründete sich sehr zügig nach dem Zweiten Weltkrieg, da die Alliierten Siegermächte vor allem die Erwachsenenbildung im Sinne einer Umerziehung zu demokratischen Bürgern forcierten. Bernard Montgomery, Oberbefehlshaber der britischen Zone, erklärte damals, die Deutschen zu mündigen Staats- und Weltbürgern machen zu wollen: „Ihre eigene Urteilskraft muss sie vor falschen Lehren der Gewalt und Tyrannei sichern.“
Vor diesem Hintergrund wurde dann die VHS in Wesel gegründet unter Vorsitz von Elsbeth Eich, der damaligen Direktorin des Mädchengymnasiums. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Kurse im schwer zerstörten Wesel noch in Scheunen, Notunterkünften oder Kneipen gegeben.
In den nachfolgenden Jahrzehnten wechselte immer wieder der Fokus. Gab es in den 60ern eine eher akademische Ausrichtung, war das Programm der 70er geprägt von Bildungsreisen und ab den 80ern standen die Leute für EDV- und Computer-Kurse Schlange.
Integration und deutsche Sprache
Danach und bis heute ist die VHS beliebte Anlaufstelle für Einwanderer und Geflüchtete, die Deutsch- und Integrationskurse besuchen, sowie für Personen, die nachträglich ihren Schulabschluss machen wollen. „Das Kursangebot ist mittlerweile aber so breit, dass wir zum Beispiel auch Golfen oder Segelfliegen anbieten“, erklärt Andreas Brinkmann, Direktor der Volkshochschule.
Über Neuerungen in der VHS berichtete Verwaltungsleiterin Jana Seliger. In den letzten Jahren hat sich die Einrichtung an der Ritterstraße deutlich modernisiert. „Wir haben Kursräume neu möbliert, Beamer angeschafft, eine neue Lehrküche gebaut und dem Gebäude auch eine neuen Anstrich gegeben“, erzählt Seliger. Zudem seien vier interaktive Tafeln angeschafft worden, von denen das Lehrpersonal sehr begeistert sei. Für die Zukunft plant die VHS ein Online-Bezahlsystem einzurichten.
Unter www.vhs-wesel.de/75Jahre findet sich eine breitgefächerte Auswahl von 75 verschiedenen Bildungsmöglichkeiten, zum Großteil in Präsenz, zum Teil aber auch online.
>> Daten und Fakten
Trotz Corona nahmen im letzten Jahr 7000 Personen an Kursen der VHS teil. Mehr als 25.000 Unterrichtsstunden wurden gegeben. Die VHS verstand es sehr schnell auf ein digitales Angebot umzuschwenken, welches immer noch gut funktioniere.
Im ersten Jahr 1946 gab es etwa 32 Kurse, die angeboten wurden. Im nächsten Jahr 2022 werden es über 300 verschiedene Kurse sein. Bei der VHS arbeiten 28 Festangestellte von der Verwaltung über Service und Haustechniker bis zu festen Lehrkräften. Hinzu kommen über 200 externe Lehrende, die die Kurse an der Volkshochschule betreuen.