Hamminkeln. In Mehrhoog ist Hans-Jürgen Kraayvanger bekannt wie ein „bunter Hund“. Wenn etwas anliegt, redet er nicht lange, sondern macht.

Der Schlüsselbund von Hans-Jürgen Kraayvanger ist beachtlich. Eine Menge Schlüssel hängen daran und geben ein Zeugnis der Fülle seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ab. Hans-Jürgen Kraayvanger diskutiert und redet nicht viel - er ist jemand, der macht.

So wie vor einigen Jahren, als er im Urlaub ein totes Flüchtlingsmädchen am Strand liegen sah. Erschüttert seien er und seine mittlerweile verstorbene Frau gewesen und hätten sich vorgenommen, nach der Rückkehr in die Heimat in Mehrhoog Hilfe für Flüchtlinge auf die Beine zu stellen. Das war die Initialzündung von „Mehrhoog hilft“.

Spontan melden sich 50 Helfer

Bei einer Versammlung, die einberufen wurde, meldeten sich spontan 50 weitere Helfer. Heute sind es 140 Mehrhooger, die sich nicht nur um Flüchtlinge, sondern auch um bedürftige Menschen aus dem Ortsteil kümmern. Wenn Hilfe benötigt wird, ist der 70-jährige (Un)ruheständler da, organisiert und stellt etwas auf die Beine. Und das seit mindestens 50 Jahren. Mal mehr, mal weniger – jetzt im Ruhestand wohl eher mehr.

Sein Vater habe ihm die soziale Kompetenz wohl in die Wiege gelegt, war dieser doch selbst ehrenamtlich engagiert im Sport und in der Gewerkschaft, erzählt Kraayvanger.

Auch dem Fußball gehört sein Herz

Die Liste der Tätigkeiten, die Hans-Jürgen Kraayvanger ehrenamtlich ausübt(e), ist lang. Begonnen habe diese im Jahr 1969 mit dem Engagement in der Jungen Union Emmerich. Der ehemalige Verwaltungsfachwirt zog im Jahr 1992 nach Mehrhoog und brachte sich auch hier in die politische Arbeit der CDU ein, war Ortsverbandsvorstandsmitglied, sachkundiger Bürger, Ratsmitglied und ist heute stellvertretender Bürgermeister. Aber: „Bei der nächsten Kommunalwahl trete ich nicht mehr an“, sagt er.

Genug zu tun hat er dann trotzdem noch, ist er überzeugt. Einen Namen machte er sich auch bei Eintracht Emmerich, war stellvertretender Jugendleiter und Jugendtrainer im Fußball. Das sei eine Zeit gewesen, an die er gerne zurückdenke. Er war im Sportverein Kassierer, Geschäftsführer, hat die Badmintonabteilung mitgegründet und auch die Tennisabteilung. Das Tierwohl lag ihm ebenfalls am Herzen, war er doch der Vorsitzende des Tierschutzvereines Hochelten. Die Liste lässt sich noch weiterführen, würde aber hier wohl den Rahmen sprengen.

Fahrdienst für Ältere

Das wichtigste Projekt ist derzeit „Mehrhoog hilft“. Das fordert ihn derzeit, genauso wie die Gründung der „Tafel“, die auch coronabedingt viel Zeit in Anspruch nahm. Der Ehrenamtler erinnert sich: „Immer wieder wurden wir aufgehalten, mussten Dinge verschoben werden“. Aber jetzt läuft sie, genauso wie der „GuGe“-Laden - ein Second-Hand-Laden für Bedürftige, in dem es außer Möbel, wohl nichts gibt, was es nicht gibt.

Stolz sei er, dass damit im vergangenen Jahr 17.000 Euro erwirtschaftet wurden, die an andere Stelle wieder eingesetzt oder für soziale Zwecke gespendet wurden. Und dann gibt es da noch den Fahrrad- und Schulmaterialienkeller, sowie das Näh- und Klöncafé und den 14-tägigen Mittagstisch für Senioren.

Das neueste Projekt war der Fahrdienst für ältere Menschen zum Impfzentrum, den er mal eben aus dem Boden stampfte. Und Haus und Garten wollen auch gepflegt werden, genauso wie die Enkelkinder und die neue Beziehung.

Warum er so selbstlos für alle da ist, kann er gar nicht so richtig beantworten. „Es ist schön mit gleichgesinnten Menschen etwas zu bewegen“, sagt er. „Manchmal fühlt sich das an wie ein Fulltimejob“, berichtet er lachend, bevor er schnell mal eben zur „Tafel“ radelt, um zu schauen, ob dort alles läuft.