Kreis Wesel. In einigen Restaurants wurde die erzwungene Schließung für Umbauten und Renovierungen genutzt. Eine Öffnung braucht aber auch etwas Vorlauf.
„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir vor Pfingsten garantiert nicht öffnen“, erklärt Heinz Müller. Der 52-Jährige ist Gastronom des Weseler Restaurants „Zum Yachthafen“. Er gibt offen zu, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen: „Natürlich würde ich am liebsten sofort wieder öffnen. Aber als normal denkender Mensch ist es vielleicht besser, noch ein wenig zu warten.“ Nach sechseinhalb Monaten ohne Gäste käme es jetzt auf zehn Tage mehr oder weniger auch nicht mehr an, ergänzt Müller, der die Zwischenzeit genutzt hat, um seine Außenanlagen zu erweitern.
Coronabedingt durften im vergangenen Sommer auf der eigentlich für 50 Personen ausgelegten oberen Terrasse etwa 35 Leute Platz nehmen. „Dank der Unterstützung vom Club und der Stadt Wesel planen wir jetzt unten weitere 60 Sitzplätze – mit herrlichem Blick aufs Wasser“, erläutert der 52-Jährige. Schwere Holzmöbel hat er dort aufgestellt, zudem einen Bierwagen zum Ausschank, damit alle Corona-Regeln eingehalten werden können, sobald Öffnungen wieder möglich werden.
Kritik an Hilfen des Staates
„Es wird dann auch langsam Zeit“, sagt Müller und fügt leicht verbittert hinzu: „Was die Politik an Hilfen versprochen hat und was bei mir wirklich angekommen ist – da liegen Welten zwischen.“
Auf den vergangenen Sonntag sollte man Guido Jellonek, Betriebsleiter des Thunderbike Roadhouse an der Güterstraße in Hamminkeln, besser nicht ansprechen. Sonnenschein, weit über 20 Grad – eben echtes Biker-Wetter. „Da wäre hier Holland in Not gewesen, da bekommt man Tränen in den Augen.“ Aber am Muttertag hieß es eben wie seit dem 1. November vergangenen Jahres: Wir haben geschlossen. Nach einem „richtig guten“ Sommer 2020 haben Jellonek und sein Team aber aus der Not eine Tugend gemacht – und das Roadhouse aufgehübscht.
Neues Reservierungsprogramm
Im Innenbereich wurden die Tische lackiert, im Außenbereich abgeschliffen. Und gleich ganz neue Tische gab es für die Veranda. Das System für die Küche wurde digitalisiert, von den Bons hat sich das Roadhouse verabschiedet. Ein neues, digitales Reservierungsprogramm für die Kunden löst das alte System per Mail ab. „Wir waren also die ganze Zeit beschäftigt“, verrät Guido Jellonek, obwohl die insgesamt 38 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt werden mussten. „Nun hoffen wir, Anfang bis Mitte Juni wieder öffnen zu können“, sagt Betriebsleiter Jellonek. Was sicherlich noch rechtzeitig für eine ähnlich gute Saison wie im Vorjahr käme.
Auch im „Cafe Country“ knapp drei Kilometer weiter Richtung Wesel hat man den Lockdown genutzt, um das Gebäude auf Vordermann zu bringen. „Wir haben komplett renoviert, ansonsten hat man ja nicht die Zeit dazu“, sagt Geschäftsführerin Ines Albers. So erstrahlen der Innenbereich, die Terrasse und der Spielplatz in neuem Glanz – und warten auf die Kundschaft.
Alles neu ist auch beim Schnellrestaurant „Wissing“ an der Reeser Landstraße. Doch wann der Startschuss erfolgt ist noch völlig offen, heißt es von Seiten des Betreibers.
Kommt das Aushilfs-Personal schnell zurück?
„Wir sind auf Stand by. Trotzdem wird man nicht einfach so den Schalter umlegen können. Eine oder zwei Wochen Vorlauf sollten es schon sein“, sagt Dirk Zerressen, Inhaber und Gastronom vom Restaurant Ramirez in Schermbeck, das im 2500 Quadratmeter großen Biergarten rund 300 Gäste corona-konform bewirten könnte. Der 54-Jährige sieht vor allem zwei Herausforderungen bei einer Öffnung: „Unser Personal, das sich teils andere Jobs gesucht hat, und die Erwartungshaltung mancher Kunden, die meinen dass alles sofort wieder wie früher funktioniert.“