Schermbeck. Der Schützenverein Weselerwald hätte normalerweise Mittwoch seinen neuen König ermittelt. Nun heißt es hier: Wundertüten statt Königsschießen.

Normalerweise wäre genau am 12. Mai der Höhepunkt des Schützenjahres für die 240 Mitglieder des Schützenvereins Weselerwald um Umgebung, denn an diesem Mittwoch würde es um 14 Uhr heißen „Antreten zum Abholen des Königs“.

Dann würde der ganze Schützentross in voller Montur aufmarschieren und von den Passanten bewundert werden. Kurz danach würde das Königsschießen beginnen, um eine neue Majestät zu ermitteln. Bekanntermaßen hat in diesem Jahr – zum zweiten Mal in Folge – die Corona-Pandemie den Feierlichkeiten einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Vorstand hatte eine spontane Idee

Tief enttäuscht hat sich der Vorstand der Schützen aus Weselerwald zusammengesetzt und entschieden, trotz allem ein corona-konformes kleines „Ersatzprogramm“ für seine Mitglieder auf die Beine zu stellen. Gesagt – getan.

Schnell war das diesjährige Schützenfest-Motto gefunden: „Gemeinsam einsam“.

Was alles in der Tüte zu finden ist.
Was alles in der Tüte zu finden ist. © Johannes Kruck

„Wir wollen halt mit den Schützen wieder irgendwie zusammenkommen“, erläutert Kompanieführer Andreas Limberg den Grundgedanken.

Gemeinschaftsgefühl erhalten

Um das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt trotz körperlicher Distanz zu beweisen, packte der Schützenvorstand rund 300 „Wundertüten“, um die Schützen und auch das Tambourcorps sowie die Partnerinnen verstorbener Schützen bei Laune zu halten.

Normalerweise ist Königsadjutant Matthias Winkelmann für die Betreuung der Majestäten verantwortlich – diesmal kümmert er sich statt um König und Königin um die Präsenttaschen.

„Die Tüte ist eigentlich sehr spontan entstanden“, berichtet der 31-Jährige und zeigt den Inhalt der Wundertüte: In der weißen Papiertasche mit einem Wappen-Aufkleber des Schützenvereins liegt ein offizielle Anschreiben zur Absage des Schützenfestes 2021, dazu ein Flyer mit einem hübschen Foto aus vergangenen Tagen des amtierenden Königspaares Nadja und Uwe Stenk samt Thron mit einer Auflistung von Jubilaren und Ehrenleuten aus 2020 und 2021.

Wappentier mit Mund-Nase-Maske

„Wir wollen ja mit den anderen Schützen gemeinsam einen trinken – wenn auch virtuell“, begründet Winkelmann, weshalb in der Tüte auch eine Flasche Bier sowie ein kleines Fläschchen des Kräuterschnaps „Isseltaler“ nicht fehlen darf.

Ein Aufkleber mit dem Wappen des Schützenvereins, ein hochwertiger Flaschenöffner sowie eine Postkarte und ein Bierdeckel des Vereinslokales Landhotel Voshövel finden sich ebenfalls in der Präsenttüte.

Sehr originell: Sogar das Wappentier des Schützenvereins trägt in diesem Jahr eine Maske.
Sehr originell: Sogar das Wappentier des Schützenvereins trägt in diesem Jahr eine Maske. © NRZ | Johannes Kruck

Besonders originell ist zudem der selbst entworfene Anstecker mit dem Wappentier-Fuchs, der in diesem Jahr eine Mund-Nase-Maske trägt – den Button ziert das diesjährige Schützenfest-Motto „Gemeinsam einsam“.

Außerdem wurden alle 240 Schützen aus Weselerwald ermutigt, zum Schützenfest die Vereinsflaggen zu hissen, um auch von Weitem erkennen zu geben, dass man zwar einsam, aber doch irgendwie auch gemeinsam „feiert“.

Hoffnung ruht jetzt auf 2022

Eines ist sicher: An diese Art zu feiern im Jahr 2021 werden sich die Schützen noch lange zurückerinnern. Alles in der Hoffnung, im kommenden Jahr 2022 wieder ganz normal ihr Schützenfest abhalten zu können.

Zur Historie: „König zu sein ist eine Ehr, ich will mich selbst nicht rühmen. König war ich in einem Jahr in Weselerwald und Brünen.“ Dieser Spruch stammt aus dem Munde des ersten Schützenkönigs Johann Janssen im Jahre 1874. Bis dahin feierten die Bürger aus den Gemeinden Weselerwald, Dämmerwald und Gut Esselt gemeinsam das Schützenfest mit dem Schützenverein in Brünen.

Wahrlich also ein Schützenverein mit viel Tradition – und seit diesem Jahr um eine kreative Aktion reicher.