Wesel. Ein zum Verkauf stehendes Haus in Wesel zu finden ist schwierig. Suchende stehen unter Druck, denn die Nachfrage ist viel höher als das Angebot.

„Die Nachfrage ist sehr groß und übersteigt das derzeitige Angebot“, erklärt Immobilienmakler Jens Belting von der Sparkasse Niederrhein. Immobilien in Wesel sind enorm gefragt, vor allem in den letzten zwei, drei Jahren. Wer derzeit nach einem Baugrundstück oder einem Haus Ausschau hält, wird dies sicherlich bestätigen können. Und auch Immobilienexperten aus Wesel spüren diesen Trend.

Laut Belting entwickeln sich natürlich auch die Preise nach oben, obwohl diese im Vergleich zum Ruhrgebiet oder anderen Regionen noch moderat seien. Die Problematik in Wesel sei aber nicht unbedingt der Preis, auch weil die Banken derzeit günstige Kredite vergeben.

Hohe Nachfrage

Problematisch ist die extrem hohe Nachfrage in diesem Segment. „Nach vier bis sechs Wochen sind die Häuser, die auf den Markt kommen, verkauft“, so Belting. Und auch in Pandemiezeiten suchten nicht weniger junge Familien nach Eigentum.

Die Immobilienkauffrau Jennifer Berndsen hat einen Erklärungsansatz: „Das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten hat sich verändert. Durch das Arbeiten von zu Hause brauchen zum Beispiel viele ein zusätzliches Zimmer.“

Oder Leute, die in Wesel aufgewachsen sind, zögen aus den umliegenden größeren Städten wieder zurück. Zum einen aus familiären Gründen, aber auch, weil zum Beispiel das tägliche Pendeln ins Büro wegfällt – Faktoren, die den eh schon gefragten Markt beeinflussen.

Schnelligkeit zählt

Mittlerweile gehe es auf dem Weseler Immobilienmarkt um Schnelligkeit und Interessenten haben laut Jennifer Berndsen wenig Zeit zu überlegen. Deshalb seien Finanzierungen meist schon geregelt: „Angebote werden sofort am ersten Tag vielfach angefragt, egal ob Neubauten oder gebrauchte Häuser.“

Um den Anfragen gerecht werden zu können, müsse das Immobilienbüro die Anzeigen bereits nach zwei Tagen aus dem Netz nehmen, da das Postfach voll sei. Berndsen biete daher den Service für Kunden, ihre Suchkriterien bei ihr zu hinterlassen und sich auf eine Interessentenliste zu setzen. Vor Veröffentlichung der Immobilien habe man so die Chance Angebote einzusehen.

Kein Gegentrend erkennbar

Die Makler erwarten, dass sich die beschriebene Dynamik in den nächsten Jahren nicht entspannen wird. Durch den Landesentwicklungsplan NRW sei auch nicht mehr viel neues Bauland in Wesel zu erwarten, auch wenn die Stadt gerne mehr ausweisen würde.

Das Gebiet am Hessenweg zwischen Feldmark und Lackhausen wird bald bebaut.
Das Gebiet am Hessenweg zwischen Feldmark und Lackhausen wird bald bebaut. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Einiges liegt auch noch in privater Hand und die Leute sind nicht unbedingt gewillt zu verkaufen“, so Ingrid Giesen vom Bodenmanagement der Stadt. Daher sind neue Baugrundstücke, wie beispielsweise am Schwan oder am Hessenweg, so beliebt. In Planung ist nun auch die Fläche an Flürens Ortseingang zwischen Reeser Landstraße und Emmericher Straße.

Keine Gewinnmaximierung durch die Kommune

Dies alles wird den Bedarf in den nächsten Jahren aber nicht in Gänze auffangen können. Die Stadt will versuchen, die Preise dennoch im Rahmen zu halten. „Die Grundstücke sind ja auch so gefragt, da die Stadt als Hauptinvestor noch sozialverträgliche Preise anbietet“, erklärt Kirsten Meyn, Vorsitzende des Gutachterausschusses.

Anders als private Investoren, die vor allem eine Gewinnmaximierung im Blick haben, gehe es der Kommune nicht um Profite. Kirsten Meyn rät deshalb auch dringend, sich beim Kauf von Immobilien von den unabhängigen Experten, zum Beispiel aus dem Gutachterausschuss, beraten zu lassen, oder sich über die Plattform Borisüber Richtwerte zu informieren. „Bürger sollten sich unabhängige Einschätzung einholen und nicht am falschen Ende sparen.“