Wesel. Die Menschen zieht es in der Corona-Pandemie an die frische Luft, viele auch aufs Fahrrad. Doch es gibt Lieferschwierigkeiten, Geduld ist nötig.

„Mit unserem neuen Nationalen Radverkehrsplan machen wir Deutschland zum Fahrradland“. So kündigte es Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach einem Beschluss des Bundeskabinetts am 21. April an. Heike Buschmann, die in Lackhausen das gleichnamige Fahrradgeschäft mit Werkstatt betreibt, ist erst einmal begeistert: „Ich bin dabei“, sagt sie spontan und ergänzt: „Das Fahrradfahren muss bei uns noch attraktiver werden.“

Allerdings bleibt auch in der Zweirad-Branche die aktuelle Situation nicht ohne Folgen: „Die Corona-Pandemie schadet natürlich unserem Geschäft, das sonst mit Beginn der ersten Sonnentage richtig Fahrt aufnimmt,“ sagt sie. Und leider gebe es zurzeit erhebliche Probleme mit dem Nachschub sowohl bei den Neurädern als auch bei den Ersatzteilen. „Viele elektronische Bauteile werden in Asien hergestellt“, erklärt sie – und da selbst Reifenhersteller in Asien produzierten, nehme die Abhängigkeit weiter zu. „Das führt zu langen Lieferzeiten,“ hat die Expertin festgestellt.

Probleme der Branche

Bei Zweirad Strößer an der Feldstraße in Obrighoven liegen die Probleme der Branche ähnlich. „Wir sind täglich mit den Zulieferern in Kontakt“, berichtet Birgit Strößer. Das kürzlich im Suezkanal gestrandete Containerschiff „Ever Given“ habe auch Fahrräder und elektronische Teile für den hiesigen Markt befördert.

„Manchmal muss man zwischen mehreren Lieferanten jonglieren,“ berichtet sie. Nur was im Laden bereit stehe, könne sie im Moment verkaufen.

Lieferfristen bis Januar 2022

Wenn dann jemand bei der Wahl seines Traumrades auf ein Exemplar zeigt und meint: „So was Klobiges will ich nicht“, wird es schwierig. Ihr Mann Klaus ergänzt: „Wünsche der Kunden können jetzt nicht immer erfüllt werden. Es gibt Lieferfristen bis Januar 2022.“ Er berichtet, dass er auf einen bestimmten Reifen mittlerweile zwei Monate warte. Gott sei Dank laufe das Werkstattgeschäft aber eher normal; dieser Bereich sei ja systemrelevant.

Birgit Strößer zeigt in ihrem Fahrradgeschäft in Obrighoven einen Airbag für Radfahrer.
Birgit Strößer zeigt in ihrem Fahrradgeschäft in Obrighoven einen Airbag für Radfahrer. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Wie Heike Buschmann verkauft die Firma Strößer mittlerweile mehr Pedelecs als konventionelle Räder. Birgit Strößer sieht in der größeren Reichweite einen besonderen Vorteil: „So lassen sich auch für ungeübte Radler problemlos Strecken von vierzig oder mehr Kilometer schaffen.“

Räder mit Anhänger sind beliebt

Ein größeres Interesse zeigten auch die Jüngeren und Familien mit Kindern. Durch Anhängersysteme, mit denen man den Vierbeiner, die Kinder oder Enkel mit auf die Reise nehmen kann, lasse sich der Einsatz des Rades deutlich erweitern. „Aber auch im Alltag, auf dem Weg zur Arbeit, zur Kita oder zum Einkaufen sind diese Räder die ideale Alternative zum Auto“, findet Heike Buschmann. Der Hinweis auf die Nachhaltigkeit und die Umweltverträglichkeit seien zusätzliche Argumente.

Einen Trend erkennen die beiden Experten in dem wachsenden Markt des Leasinggeschäftes, bei dem Räder - häufig vom Arbeitgeber unterstützt - gemietet werden und nach einer Frist ins Eigentum übergehen.

Mehr Wege mit dem Rad

Um die Ziele des Nationalen Radverkehrsplans erreichen zu können, sollen dem Radverkehr in Deutschland bis zum Jahr 2023 etwa 1,46 Milliarden Euro zugute kommen, hat Verkehrsminister Andreas Scheuer angekündigt. Künftig sollen Bürger in Deutschland anstelle von durchschnittlich 120 Wegen bis 2030 gut 180 Wege pro Jahr mit dem Rad zurücklegen. Das entspräche einem Anstieg von einer durchschnittlichen Weglänge von 3,7 Kilometern auf sechs Kilometer.