Kreis Wesel. Heute ist „Save The Frog Day“, was soviel heißt wie „Rettet-Die-Frösche-Tag“. Auch um die Amphibien im Kreis Wesel ist es nicht gut bestellt.

Die große Wanderung während der ersten warmen Frühlingstage ist längst gelaufen, teils mit Hilfe von Naturschützern, die die Amphibien in Eimern sammelten und über Straßen trugen.

In manchen Gewässern schwimmen jetzt sogar schon die ersten Kaulquappen oder sind Laichschnüre zu sehen, der Nachwuchs kündigt sich an. Dabei ist es um Erdkröte, Laubfrosch und Co. auch in unseren Breiten nicht unbedingt gut bestellt. Darauf macht der internationale „Save The Frogs Day“ am heutigen 24. April seit mehr als zehn Jahren aufmerksam, was soviel wie „Rettet-die-Frösche-Tag“ heißt.

Massive Einbrüche

Bestätigt wird die negative Entwicklung unter anderem von Jochen Schages, Amphibienexperte bei der Biologischen Station im Kreis Wesel. „Tendenziell geht es den Tieren schlecht, die Population wird kleiner“, sagt er. Dazu trage etwa der Chytridpilz bei, der seit langem weltweit grassiert und tödlich ist. Auch das Insektensterben wirkt sich auf Frösche, Molche und Kröten aus, die nun längst nicht mehr wie gewohnt die nötige Nahrung finden. Dazu macht Trockenheit Amphibien zu schaffen, gerade im Frühling, wenn es für den Nachwuchs Wasser braucht. Schon jetzt seien bei den Frühjahrswanderungen massive Einbrüche festgestellt worden.

Erdkröten und Wasserfrösche gibt es beispielsweise im Schermbecker Naturschutzgebiet Lichtenhagen viele, weiß der Vorsitzende des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Kreisgruppe Wesel, Peter Malzbender. Das Schwarze Wasser in Wesel ist dagegen für seine Moorfrösche bekannt, die Dingdener Heide in Hamminkeln für Laubfrösche. Das Gebiet ist so ideal für die selten gewordenen grünen Hüpfer, dass sie 1994 hier angesiedelt wurden.

Bei solchen Schildern müssen Autofahrer auf die Bremse gehen. Denn hier sind Kröten oder Frösche auf dem Weg zu ihren Laichgewässern. 
Bei solchen Schildern müssen Autofahrer auf die Bremse gehen. Denn hier sind Kröten oder Frösche auf dem Weg zu ihren Laichgewässern.  © ffs | Michael Kleinrensing

Malzbender kennt die Bestände in der freien Natur gut. Doch nicht nur dort, auch in so manchem privaten Garten gibt es größere Vorkommen, wenn ein Teich oder ein Tümpel existiert. Darüber freut sich der Naturliebhaber. Er rät dazu, in solchen Gärten keine Chemie einzusetzen. Denn sie kann die Bestände zunichte machen.

Pestizide gefährden die Tiere

Mit Argwohn betrachtet der Weseler deshalb Landwirte, die ihre Flächen mit Pestiziden behandeln. Denn manche Amphibien wandern erst noch, so dass ihre empfindlichen Häute dadurch beschädigt werden können. Zusätzlich ist der Autoverkehr ein Problem. Früher wurden extra teure Röhren geschaffen, damit die Tiere sicher unter einer neu gebauten Straße auf die andere Seite gelangen konnten.

Heute sei das ein großes Problem und nicht leicht durchzusetzen, wie manche Beispiele zeigten. Eines davon betreut er in Dinslaken-Oberlohberg, wo er hundert tote Paare aufgesammelt hat - alle von Autos plattgefahren. Der Nabu-Vorsitzende freut sich deshalb über jeden Hinweis aus der Bevölkerung, wenn Amphibienwanderungen über Straßen stattfinden, „die wir bislang noch nicht kennen“.

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Überhaupt hat der Nabu immer wieder Kontakt mit der Bevölkerung. So gebe es zurzeit häufig Anrufe von Teichbesitzern, die sich sorgen, dass ihre dort lebenden Amphibien von dem tödlichen Pilz befallen sein könnten.

Wassermanagement gegen die Trockenheit

Malzbender beobachtet zudem, dass in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel zahlreiche Feuchtgebiete austrocknen. Dies sei ein großer Faktor für die Amphibien. Allein die Droste Woy in Bislich ist in drei aufeinanderfolgenden Jahren trockengefallen. Auch das Schwarze Wasser trockne immer wieder nahezu komplett aus. Gehe diese Entwicklung so weiter, seien in vier, fünf Jahren ganze Populationen weg. Deshalb müsse man überlegen, ob man mit einem Wassermanagement helfen könne.

Eine möglichst intakte Natur ist für Amphibien überlebenswichtig. Dabei benötigt der Laubfrosch nicht nur Gewässer, in denen er ungestört laichen kann, sondern auch Hecken, Sträucher und Bäume. Denn er ist der einzige Lurch, der klettern kann und es sich gern auch mal in einer Brombeerhecke gemütlich macht, um sich zu sonnen.

Bei alldem ist der Erhalt - auch von kleinen Gewässern - wichtig, sagt Jochen Schages. Und das kann durchaus im eigenen Garten sein.

Immer der letzte Aprilsamstag

Kuriose Gedenk- und Aktionstage gibt es reichlich. Der „Save The Frogs Day“ wird immer am letzten Samstag im April begangen, also heute. Der nächste Aktionstag im Jahr 2022 fällt dann auf den 30. April.