Wesel. Grundschüler sind froh, wieder in den Präsenzunterricht zu dürfen. Pläne einer vorzeitigen Impfung stoßen bei Weseler Schulen auf Zustimmung.
Es ist ein Neustart nicht ganz ohne Risiko, doch am Montag war die Begeisterung erst einmal groß: „Die Kinder waren alle total erfreut“, schildert Andrea Rübenkamp, kommissarische Leiterin der Theodor-Heuss-Grundschule Flüren, die Stimmung am Vormittag. Auch das Kollegium war froh, die Mädchen und Jungen nach zwei Monaten im Homeschooling wieder persönlich zu sehen.
Ähnlich schildern es auch die anderen Grundschulen in Wesel, für die in den kommenden Wochen noch strikte Regeln gelten: Masken auch am Platz, feste Lerngruppen und Wechselunterricht gehören dazu.
Die Stundentafel in den Primarstufen sieht vor, dass die ersten und zweiten Jahrgänge vier, die dritten und vierten Jahrgänge jeweils fünf Stunden täglich unterrichtet werden – jedoch mit geteilten Klassen. Heißt: Die Kinder drücken an zwei festen Tagen pro Woche und an jedem zweiten Freitag die Schulbank, an den anderen Tagen arbeiten sie weiter daheim an ihren Aufgaben.
Während die Mädchen und Jungen Alltagsmasken tragen dürfen, ist das Lehrpersonal mit FFP2-Masken ausgestattet. „Wir gehen davon aus, dass sie gut schützen“, sagt Andrea Rübenkamp. Außerdem helfen an der Theodor-Heuss-Grundschule CO2-Ampeln beim richtigen Lüften. In Lerngruppen mit 9 bis 13 Kindern lassen sich die Tische weit auseinanderstellen, so Rübenkamp.
Baldige Impfungen für Lehrkräfte würde sie ebenso begrüßen wie ihre Kollegin Astrid Wahl-Weber von der Innenstadtgrundschule. „Das wäre sehr wichtig.“ Solange Lehrerinnen nach Infektionen in der Klasse immer wieder ausfallen, stelle das die Schule vor Probleme, sagt sie.
Kleine Teams lernen mit Abstand
Gleichwohl war die Wiedersehensfreude auch in der größte Weseler Grundschule groß. Die Klassen können sogar in drei Gruppen geteilt werden – denn Kinder mit sonderpädagogischer Förderung lernen separat. In Teams mit acht bis elf Kindern könne man hervorragend arbeiten, berichtet Astrid Wahl-Weber. Insgesamt 200 Mädchen und Jungen verteilen sich derzeit täglich auf drei Gebäude.
Für mehr Sicherheit hält die Innenstadtgrundschule medizinische Masken bereit für Kinder, die keine haben. In den nächsten Tagen geht es nun erst einmal darum, den Lernstand der einzelnen Grundschüler zu ermitteln und daran anzuknüpfen.
„Die Kinder sind so glücklich, wieder in die Schule zu können.“ Dörthe Licht, Schulleitung der Grundschule Am Buttendick, ist weiterhin positiv zum Schulstart gestimmt. „Also ich habe wenig Sorge, zumal die Kinder jetzt ja auch rund um die Uhr ihre Maske tragen.“ Die Erst- bis Viertklässler hätten die Regeln außerdem schon sehr gut verinnerlicht. „Heute morgen beim Aufstellen auf dem Schulhof haben fast alle direkt den nötigen Abstand zueinander gehalten“, so Licht.
An Grundschule am Quadenweg ist ebenfalls die Erleichterung über den Schulstart größer als die Angst vor einer dritten Welle. „Das Hygienekonzept mit den festen Gruppen und geteilten Klassen, die wechselweise in die Schulen kommen, ist gut durchdacht“, so Schulleiterin Imke Hagemann. Die Überlegung, Lehrerinnen und Lehrer in der Impfplanung zu priorisieren, ergibt in ihren Augen Sinn: „Wenn sich jemand von den Lehrern infiziert, hängt da ein riesiger Rattenschwanz dran.“ Zudem würde die Impfung endlich einen durchgängigen Schulbetrieb gewährleisten.
Für Eltern wird’s leichter
Und nicht zuletzt sind auch die Eltern froh, dass ihre Kinder – wenn auch nur eingeschränkt – wieder in der Schule lernen. Trotz aller Unterstützung sei der Wochenplan für zu Hause nun einmal nicht identisch mit dem Präsenzunterricht bei einer Fachkraft, schildert eine Mutter, deren Tochter die zweite Klasse der Theodor-Heuss-Grundschule besucht. So haben sich in den vergangenen Wochen doch einige Lernlücken angesammelt. Sie hofft, dass die Ausbreitung der Corona-Mutationen den Präsenzunterricht nicht schon bald wieder beenden wird.
Gemischte Gefühle in Wesels weiterführenden Schulen
Nicht nur die Grund- und Förderschulen, sondern auch die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen dürfen in den Unterricht vor Ort zurückkehren.
Tanja Menninghaus, stellvertretende Leiterin der Gesamtschule Am Lauerhaas, beschreibt den ersten Tag als „unaufgeregt“. Mit gemischten Gefühlen seien Schüler und Lehrer in den Präsenzunterricht zurückgekehrt. „Freude über so etwas wie Normalität, aber auch Respekt vor der Situation“ sei zu beobachten gewesen.
Immerhin besuchen nun wieder rund 330 Jugendliche die Gesamtschule an der Kirchturmstraße. Während sich die Zehntklässler tageweise mit der Anwesenheit abwechseln, dürfen die Q1 und Q2 der Oberstufe täglich in voller Stärke kommen. Große Kurse werden auf zwei Räume verteilt und von einem Lehrer betreut.
Gerade die Q2, die nur noch fünf Wochen Unterricht hat, sei sehr froh, vor den Abiprüfungen noch Fragen klären und in gewohnten Lerngruppen arbeiten zu können, berichtet Tanja Menninghaus.
Da das Anmeldeverfahren für das nächste Schuljahr in die Aula verlegt wurde, betreten keine Besucher die Unterrichtsgebäude. Die beiden Gymnasien verzichten wegen der Anmeldungen in dieser Woche noch auf Präsenz