Wesel. Im Lockdown nutzen die Bislicher die Zeit für Projekte - persönliche, und gemeinsame. Das interessiert den WDR, der für „Hier und Heute“ filmte.
Die Corona-Pandemie durchdringt seit nunmehr einem Jahr in ihren Auswirkungen das gesamte öffentliche wie private Leben. Die Sendung „Hier und Heute“ vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) geht in ihrer Themenreihe „Hier lebe ich“ in dieser Zeit auch der Frage nach, wie die Menschen in Stadt und Land mit Kontaktbeschränkungen und Abstandsgebot umgehen. Am Samstag war der WDR am Niederrhein zu Gast im beschaulichen Bislich – statt des erwarteten Filmteams kam Reporter Timo Spicker mit einer kleinen Kamera, das reicht an Technik.
Der Heimat- und Bürgerverein mit seinem stellvertretenden Vorsitzenden Kornel Schmitz hatte exemplarisch ein paar Projekte vorgeschlagen, die einen guten Eindruck vermitteln, wie die Dorfgemeinschaft mit der Situation umgeht. Wenn das öffentliche Leben eingeschränkt ist, nutzen die Bislicher die gewonnene Zeit – um mit ihren Kindern einen Bauwagen zu restaurieren – wie die Familie Hußmann. Viel war nicht mehr übrig von dem 50 Jahre alten Stück, bloß die Außenhaut.
Michael, Timon, Jörn, Peter und Corinna Hußmann werkelten ein halbes Jahr, dann stand ein gemütlich ausgebauter Bauwagen auf dem Hof. „Die Kinder haben im Sommer mit Freunden darin geschlafen“, erklärt Michael Hußmann dem WDR-Reporter. Sogar einen Kühlschrank gibt es darin – und der Wagen kann vom ebenfalls liebevoll restaurierten Trecker, ein froschgrüner Deutz D15 aus dem Jahr 1962, gezogen werden.
Mehr Störche am Niederrhein- 400 Storchenpaare landesweitArbeit gibt es im Storchendorf auch an den Nisthilfen. Auf dem Neuhollandshof der Familie Clostermann gibt es bereits Nester, aber eine der Nistplattformen ist zu klein; sie böte einer Storchenfamilie mit reichlich Nachwuchs zu wenig Platz. So entschied man sich, sie gegen eine neue, deutlich größere auszutauschen.
Christian Lankers flocht vor der WDR-Kamera zusammen mit Kornel Schmitz Äste und Zweige auf das nackte Stahlgitter und warf ein paar Hände voll Laub darauf: „Das ist gewissermaßen als Starthilfe zum Nestbau gedacht!“, erläuterte Schmitz. Eine weitere Station war die Badestelle am Ellerdonksee. Hier gilt ganzjährig: Betreten „nur für Mitglieder‘“ die für 35 Euro Beitrag im Jahr jederzeit Zutritt zur Badestelle haben.
Nisthilfen für die Störche bauen und reparieren
Doch es ist viel Arbeit, die Anlage in Schuss zu halten. „Hier werden wir das Beachvolleyballfeld und die Grünflächen nach dem langen Winter säubern und generell nach dem Rechten sehen.“ Viele Hände packen an und WDR-Mann Timo Spicker hat einiges zu filmen, erfährt viel von der ländlichen Lebensphilosophie.
Auch die Personenfähre „Keer tröch“ auf der Strecke Bislich-Xanten soll am Osterwochenende ihren Dienst wieder aufnehmen, so das möglich ist. Es muss noch ein wenig Hand angelegt werden: generelles Saubermachen der Fähre und des Anlegers, Maschinen überprüfen und fit machen für den erwarteten Ansturm der Passagiere. „Da die Fähre sehr zentral liegt und dieser Abschnitt des Niederrheins bei Fahrradfahrern recht beliebt ist, haben wir bis zu 30.000 Fahrgäste pro Jahr“, sagt Schmitz durchaus mit Stolz. „Der gesamte Fährbetrieb wird ehrenamtlich betrieben!“
Nicht nur die Fähre, die Pflege der Storchennester und der Betrieb der Badestelle, eigentlich die gesamte Organisation des Dorflebens geschieht auf Ehrenamtsbasis – da kommt die Zwangspause, zu der die Pandemie zwingt, ganz recht.
Das Landleben ein wenig schmackhafter machen
WDR-Journalist Timo Spicker möchte mit seinen Beiträgen „den Blick der Stadtbevölkerung auf das Leben auf dem Land lenken“ und so das Landleben „ein wenig schmackhaft machen“.
Was hat sich nach seiner Erfahrung nach einem Jahr Pandemie verändert? „Die Leute auf dem Land gehen in den allermeisten Fällen deutlich entspannter mit Corona um.“ Das sei auch wenig verwunderlich, da man in den Städten die Einschränkungen direkter zu spüren bekomme.
Der Beitrag mit Bildern und Interviews über das Bislicher Dorfleben soll acht Minuten dauern und voraussichtlich am 5. März in der Sendung „Hier und Heute“ laufen.