Kreis Wesel. Störche klappern, Rotkehlchen singen, Erdkröten wandern - der Frühling naht unüberhör- und unübersehbar. Viele Vögel vor dem Hungertod gerettet.

Alle freuen sich aufs frühlingshafte Wochenende, das am Freitag schon entsprechend eingeläutet wurde. Und auch die Tiere genießen die milden Temperaturen, nachdem sie noch vor ein paar Tagen unter ungewöhnlichen frostigen Zeiten gelitten haben.

Die 15 Silberreiher, die Peter Malzbender, Vorsitzender der Naturschutzbund-Kreisgruppe Wesel, im Rheinvorland am Marwick in Bislich fotografiert hat, haben hier momentan eine reiche Nahrungsauswahl. Nach den eher mageren Aussichten in Eis und Schnee ist es für sie, aber auch für die zwei Nilgänse auf dem Foto, ein reich gedeckter Tisch, den sie hier vorfinden.

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Früher fuhr Malzbender zum Neusiedler See, um einmal einen Silberreiher in natura zu sehen. Heute sind die Vögel häufig am Niederrhein zu Gast. Zum Überwintern und gleich nach der Brutzeit ab Juli/August schon wieder, sagt er und prophezeit, dass sie in ein paar Jahren hier auch brüten werden. Überhaupt sei der Niederrhein für viele Vögel zum traumhaften Überwinterungsziel geworden, weil es ausreichend Nahrung gibt.

Steinkäuze balzen

Derweil ist das Frühlingserwachen in der Natur am Morgen und auch am Abend mit dem Zwitschern vieler Vögel zu hören. Die Steinkäuze balzen bereits, die Störche ebenfalls – ihr Klappern ist weithin zu vernehmen. Heckenbraunelle und Rotkehlchen singen aus voller Kraft, der Buntspecht beginnt damit, sein Revier abzugrenzen und die Tauben spielen ohnehin verrückt, hat Malzbender beobachtet. „Die Natur lebt so richtig auf“, sagt er.

Der Buntspecht grenzt schon mal sein Revier ab. Konkurrenz ist hier nicht willkommen.
Der Buntspecht grenzt schon mal sein Revier ab. Konkurrenz ist hier nicht willkommen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Der Naturliebhaber freut sich darüber, dass so viele Menschen dem Nabu-Aufruf gefolgt sind, durch die Kälte geschwächte Vögel zu melden (die NRZ berichtete). Wären sie nicht gewesen, wären drei Mäusebussarde mit Sicherheit verhungert. Nun kommen sie alle durch, auch der Bussard, der über den Tropf künstlich ernährt werden musste, nun aber schon wieder selbstständig frisst.

Dennoch habe man vier Bussarde verloren, weil die Hilfe einfach zu spät kam. Dafür sind nun acht arg geschwächte Schleiereulen wieder gesund. Sie könnten kaum Fettdepots aufbauen und seien durch die dicke Schneedecke und den Frost nicht an die nötigen Kleinnager gelangt.

Zwei arktische Gänse gerettet

Drei Steinkäuze wurden ebenfalls gerettet, genauso wie zwei arktische Gänse, die im Frühjahr 2020 geboren wurden. Eine Frau aus Issum kümmert sich auf ihrem großen Grundstück um sie, so wie sie es schon mit zahllosen anderen Wasservögeln getan hat. Eine Blässgans wurde an der Rheinischen Wardt in Flüren aufgegriffen, die andere in Voerde.

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Alles in allem habe man um die 70 Tiere vor dem sicheren Tod bewahrt. Denn auch, wenn es sich hier sozusagen um eine natürliche Auslese gehandelt hätte, wolle man alles machen, was man machen kann. Malzbender bittet darum, auch weiterhin geschwächte Vögel zu melden, damit ihnen geholfen werden kann: 0281/164 77 87.

Ein Dankeschön und der Beginn einer Wanderung

Ohne die Unterstützung von zwei Tierärzten aus Moers und aus Wesel wären die lebensrettenden Maßnahmen des Nabu-Kreisverbandes Wesel gar nicht möglich gewesen, sagt Vorsitzender Peter Malzbender. Er dankt zudem Assistentin Norma Heldens, die die Nabu-Ansprechpartnerin am Telefon ist.

Die ersten Amphibienfangzäune, die der Nabu an der Bundesstraße 8 in Dinslaken installiert hat, haben sich übrigens bereits bewährt. Wurde dort am Donnerstag eine Erdkröte entdeckt, waren es am Freitag bereits sechs. „Das wird am Wochenende explodieren“, ist sich Malzbender sicher.