Wesel. Seit 1946 geht die Elektrofirma Flintrop von Generation zu Generation. Das Unternehmen war immer auch Ansprechpartner vor Ort.

Wenn Hildegard Dymski durch die Isselstraße fährt, erinnert sie sich stets daran, dass ihr Vater Wilhelm Flintrop und sein Kompagnon Hans Irsch hier 1946 ihre erste Elektrofirma gründeten. Es war die richtige Entscheidung, denn noch heute gehört Elektro Flintrop zu den wenigen Handwerksbetrieben in Wesel, die in der Familie fortgeführt werden und bei denen die vierte Generation in den Startlöchern steht.

Die beiden Freunde Irsch und Flintrop trennten sich 1960. Wilhelm Flintrop eröffnete seinen eigenen Betrieb mit einer kleinen Werkstatt an der Köppeltorstraße, bevor die Firma mit Verkaufsgeschäft zur Korbmacherstraße zog. Tochter Hildegard blieb im elterlichen Betrieb und schulterte den kaufmännischen Part. Hier lernte sie auch ihren Mann Bernhard kennen, den ihr Vater als Meister einstellte. Geheiratet wurde 1968, Bernhard Dymski übernahm die Firma, der Name des Gründers Flintrop wird bis heute beibehalten.

Alles möglich machen

Spannende Aufträge übernahm die Firma ab Mitte der 60er Jahre. Großaufträge kamen vom Weseler Bauunternehmen Trapp. Das Finanzbauamt, das Fernstraßenneubauamt, später das Staatshochbauamt hatten große Aufgaben zu stemmen. Kasernen wurden gebaut, Autobahnen ausgebaut. Für die Baustellen mussten Beleuchtungen geschaffen werden, Kabel kilometerweit verlegt, Lauflichter aufgestellt, Verkehrsschilder damals noch elektrifiziert werden. Hierfür erwies sich Elektro Flintrop als Spezialist.

„Ein besonderer Auftrag war die Installation der Nebelscheinwerfer für die Lippebrücke auf der A3 bei Hünxe. Damals eine Novität“, erzählt Bernd Dymski. Wenn wieder einmal jemand in einen Schaltkasten raste und die Beleuchtung ausfiel, musste er sich nachts auf den Weg machen, oftmals auch begleitet vom Steigerwagen der Firma Gardemann. Als Kind durfte Sohn Raphael oftmals zu Baustellen mitfahren, bald war sein Interesse an dem Beruf seines Vaters und Großvaters geweckt.

Die nächste Generation

Im Jahr 1975 wurden die Baubehörden neu geordnet, Zuständigkeiten verändert, damit endete diese Sparte für Elektro Flintrop. Doch da das Unternehmen nie die Privatkundschaft vernachlässigt hatte, florierte das Geschäft weiter. Das Geheimrezept: „Wir haben immer alles möglich gemacht. Wenn bei Metzgereien oder Bäckereien nachts oder abends der Strom ausfiel, dann waren wir zur Stelle“, beschreibt Bernd Dymski die Firmenphilosophie.

Als Raphael Dymski seinen Eltern erzählte, dass er ebenfalls Elektriker werden möchte, stellte seine Mutter eine Bedingung: „Du machst deine Ausbildung in einem anderen Betrieb und du übernimmst unsere Firma.“ So machte der heute 50-Jährige die Ausbildung bei Elektrobau Methling & Pooth in Wesel. Die Firma mit damals über 100 Beschäftigten war deutschlandweit unterwegs.

Ein Geschäft im Wandel

Zwei Jahre war Raphael Dymski mit Montagearbeiten in der Kö-Galerie in Düsseldorf betraut, selbst im Bundeskanzleramt war er im Einsatz, „sogar im Büro von Angela Merkel“, erinnert sich der Weselaner gerne. Nach der Ausbildung blieb er im Unternehmen, besuchte die Meisterschule in Oldenburg und arbeitete bis 1999 bei Methling. Dann ging es zurück in den elterlichen Betrieb, den er 2010 als Geschäftsführer übernahm. Zehn Jahre zuvor war die Firma zur Poppelbaumstraße 33 gezogen.

Es war kein einfacher Schritt für Raphael Flintrop, den Vater davon zu überzeugen, dass sich ein großer Wandel vollzogen hatte. Neue Technologien eroberten den Markt und setzen sich bis heute fort: Gebäudesystemtechnik, Beleuchtungsanlagen, Lichtszenen für Großkunden, Sprechanlagen, Umrüstung auf LED, Türschließanlagen mit Videoüberwachung, ganz aktuell Elektromobilität. https://www.nrz.de/sport/lokalsport/wesel-hamminkeln-schermbeck/abonnieren-sie-den-newsletter-fuer-wesel-und-umgebung-id228185069.html?ssssffwfwfw

Eine komplette Wand, bestückt mit Zertifikaten, belegt, dass sich Raphael Dymski stets auf den neuesten Stand gebracht hat. Als sich Sohn Lukas (20) nach dem Abitur ebenfalls für die klassische Ausbildung zum Elektriker entschied, war die Überraschung groß. Doch auch er hat sich schon als Kind brennend für das Elektrohandwerk interessiert. Nun ist er im zweiten Lehrjahr bei Westnetz beschäftigt.

Mit Spaß zur Arbeit

„Er geht mit Spaß zur Arbeit“, freut sich sein Vater, der aus Erfahrung weiß, dass Freude am Beruf mehr Wert hat, als das Geld, das man dabei verdient. Auch er benennt als Grund für den Erfolg der Firma, klein und flexibel zu sein. „Wir beschäftigen zwei Monteure, einen Auszubildenden und die Familie ist im Einsatz.“

Seine Frau Claudia arbeitet ebenfalls seit fast 20 Jahren ebenfalls im Familienbetrieb. „Bei uns gibt es keinen Anrufbeantworter, sondern eine Rufumleitung, so dass einer von uns immer erreichbar ist“, erzählt Raphael Dymski. Wenn Sohn Lukas mit in den Betrieb einsteigen will, dann zeigt sich der Vater offen für jegliche Innovation. Er weiß, davon lebt und überlebt ein Elektrobetrieb.