Kreis Wesel. So viel Schnee gab es seit zehn Jahren am Niederrhein nicht. Autos rutschten in den Graben und Kinder mit Schlitten so manchen Hügel herunter.

Sonntagmorgen stand für viele erst einmal Frühsport auf dem Programm, wenn der Schneeschieber in der hintersten Ecke des Kellers denn endlich geortet worden war. Hier am Niederrhein hat man das Ding schließlich länger nicht gebraucht, meist reichte ein Besen, um die paar Flocken auf dem Gehweg zu beseitigen.

Nicht an diesem Wochenende. Seit Samstagabend schneite es nahezu ununterbrochen und es pustete dazu noch ein kräftiger Wind, der teilweise für Verwehungen sorgte. Also musste der Schieber ran. Nachbarn trafen sich zum gemeinsamen Kratzen über die Bürgersteigplatten. Doch kaum waren sie frei, bedeckte schon wieder eine dichte Schneeschicht den grauen Belag.

ASG seit 2.30 Uhr im Einsatz

Währenddessen genossen die Kinder den selten gewordenen Schnee. Die kleinste Erhebung wurde zur Rodelbahn und Schneeballschlachten gab es natürlich auch.

Winter auf dem Großen Markt in Wesel.
Winter auf dem Großen Markt in Wesel. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auf den Straßen waren die Räumdienste stundenlang unterwegs. Der städtische Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) rückte bereits um 2.30 Uhr aus, um die Fahrbahnen frei zu bekommen. Da waren einige Autofahrer schon ins Schliddern geraten. Doch nach Angaben der Polizei blieb es zum Glück bei Blechschäden. Die Autofahrer hatten sich offenbar weitgehend auf die außergewöhnliche Situation eingestellt. Im gesamten Kreisgebiet kam es zwischen Samstag, 6 Uhr, und Sonntag, 7 Uhr, lediglich zu neun witterungsbedingten Einsätzen.

Auto vor der Rheinbrücke im Graben

Dabei handelte es sich um sechs Verkehrsunfälle mit Sachschaden sowie drei Gefahrenstellen. Für die Bergung eines Fahrzeuges musste am Samstag gegen 22.45 Uhr die Auffahrt zur Rheinbrücke von Büderich in Fahrtrichtung Wesel für 15 Minuten gesperrt werden. Ein Auto war in den Graben gerutscht, ein Abschleppunternehmen zog es heraus. Zudem wurde ein Lkw, der nach rechts von der Fahrbahn abgekommen war und nicht mehr selbstständig aus dem weichen Erdreich herausfahren konnte, mit schwerem Gerät herausgeholt. Verletzt wurde niemand.

Rettungswagen mit Patient fuhr sich in Ginderich fest

Auch die Feuerwehr musste immer wieder mal ausrücken (siehe Meldung rechts). Die Weseler wurden zudem nach Ginderich gerufen, wo sich ein Rettungswagen festgefahren hatte. Er hatte bereits einen auf dem Gehweg gestürzten Patienten an Bord, wegen dem die Einsatzkräfte unterwegs waren.

Der Löschzug Schermbeck wurde am Sonntag gegen 11 Uhr zu einem Sturmschaden an die Straße „Lichtenhagen“ gerufen. Dort war ein Baum umgeknickt und drohte auf die Fahrbahn zu fallen. Die Kettensäge kam zum Einsatz. Rund eine Stunde dann der nächste Alarm: Diesmal für den Löschzug Altschermbeck. Er fuhr zur Straße „Nottkamp“, wo ein Ast in einer Telefonleitung hing. Er konnte per Hand beiseite geschoben werden.

Thomas Rotz mit dem Streuwagen am Bahnhof.
Thomas Rotz mit dem Streuwagen am Bahnhof. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Pech hatten alle, die mit dem Bus ihr Ziel erreichen wollten. Die Niag (Niederrheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft ) teilte Sonntagvormittag mit, dass ein sicherer Busbetrieb aufgrund der Wetterlage nicht mehr möglich sei. Deshalb habe man sich entschlossen, den Busverkehr im kompletten Verkehrsgebiet aufgrund der Wetterlage bis auf Weiteres einzustellen.

Ob die Busse am Montag fahren, ist noch offen

„Schnee und glatte Straßen machen eine sichere Fahrt unmöglich. Wie in anderen Gebieten bleiben die Busse deshalb auch am Niederrhein am Sonntag in den Depots“, heißt es in einer Pressemitteilung. An einzelnen Standorten hätten die Fahrzeuge bei Schichtbeginn am frühen Sonntagmorgen wegen der überfrierenden Nässe nicht einmal die Depots verlassen können. Die Fahrgäste wurden um Verständnis gebeten.

Die Entwicklung der Wetterlage am Niederrhein werde durchgehend beobachtet, eine Entscheidung über den Busbetrieb am Montag aber voraussichtlich erst im Laufe der Nacht von Sonntag auf Montag fallen können, hieß es in einer Pressemitteilung am Sonntagnachmittag. Allerdings sei schon jetzt auch für den Montag mindestens mit einzelnen Ausfällen auf verschiedenen Strecken zu rechnen, teilt die Niag mit. Die Fahrgäste möchte sie über ihre Homepage, ihren Twitter-Kanal und ihre App informieren.

Erinnerungen an Weihnachten 2010

Dass es zum letzten Mal derart stark geschneit hat, auch mit Schneeverwehungen war übrigens vor gut zehn Jahren: Heiligabend 2010 – und die meisten freuten sich über eine weiße Weihnacht...