Wesel. Besonders für die Grundschulen ist Lernen auf Distanz ein Kraftakt. Wir haben mit einigen Schulen über ihre Konzepte gesprochen.

Die Schulen gehen nach den Ferien in den kompletten Fernunterricht. Das verlangt mitunter kreative Lösungen, gerade in den Grundschulen, da die Schuleinsteiger persönliche Ansprache und Unterstützung benötigen. "Es ist schade, wir hätten die Kinder gerne hier", sagt zum Beispiel Dörthe Licht-Schrör, Leiterin der Grundschule Am Buttendick an der Alexander von Humboldt-Straße zum Lockdown. "Der direkte Kontakt ist in den Grundschulen sehr wichtig." Die Schule hat sich für die kommenden drei Wochen ein "Rundum-Paket" für die Familien einfallen lassen mit digitalen Angeboten bis zum "Fensterln". Andere Schulen setzen mehr auf analoges Arbeitsmaterial.

Schulleiterin Dörthe Licht-Schrör ist zuversichtlich, dass ihr Misch-Konzept funktioniert, weiß aber: "Es wird auch Familien geben, denen wir nicht gerecht werden können." Etwa, weil die Kinder zu Hause nicht die Unterstützung erhalten können, die sie brauchen. Die Stadt hat Zugänge für das Teamarbeits-Programm "Teams" zur Verfügung gestellt. In kleineren Sequenzen sollen die 165 Kinder nun behutsam ans digitale Lernen herangeführt werden. Auch die interaktive Online-Pinwand "Padlet" kommt zum Einsatz. Dort können Aufgaben hinterlegt werden, ergänzt durch Links zu Videos oder Hörbeispiele.

Persönlicher Kontakt am Schulfenster

Damit der persönliche Kontakt erhalten bleibt, bietet die Schule das "Fensterln" an: Am Schulfenster können die Kinder zu bestimmten Zeiten mit ihrer Lehrerin sprechen und Material abholen. "Manche Lehrer bringen die Aufgaben auch vorbei - wie ein Postbote." Schon im ersten Lockdown lief es bei den meisten Familien gut, so Dörthe Licht-Schrör.

Auf verschiedene Kommunikationswege setzt auch Sabine Hellebrand von der Konrad-Duden-Grundschule mit 255 Kindern. "Kontakt ist das A und O", sagt sie. Die Schule am Nussbaumweg setzt zum Beispiel auf die Online-Pinwand Padlet und die Kommunikationsplattform "Sdui". Ganze Unterrichtsstunden erteilen die Lehrkräfte damit zwar nicht, doch Videokontakte, Aufgabenaustausch und Lernvideos können angeboten werden.

Konrad-Duden-Grundschule hat Fern-Konzept bereits erprobt

Das Konzept hat die Schule schon im Sommer erstellt und vor einigen Wochen, als sich das Kollegium in Quarantäne befand, getestet. "Wir können die Erfahrung jetzt nutzen." Eltern können die Ergebnisse der Arbeiten auch persönlich abgeben, so die Schulleiterin: "Wir versuchen, alle Kinder zu erreichen und kreative Möglichkeiten zu finden". Trotzdem hofft sie, dass der Präsenz-Unterricht bald wieder stattfinden kann - denn der ist nicht zu ersetzen.

Notbetreuung wirft noch Fragen auf

Ruth Katernberg, kommissarische Leitung der Grundschule Fusternberg am Holzweg, beschäftigt die Frage, wie viele der 321 Kinder zur Notbetreuung kommen werden. Sie rechnet damit, dass aus jeder Klasse erneut einige Kinder betreut werden müssen. "Wir werden jetzt so schnell wie möglich eine Abfrage starten." Das Lernen auf Distanz wird vorwiegend über Pakete mit Arbeitsmaterial laufen, die an die Familien ausgegeben und wieder zurück gebracht werden können.

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Das sei der Wunsch vieler Eltern gewesen, berichtet Ruth Katernberg. Außerdem verfügen die Lehrer nicht über eigene Dienstlaptops. Und: "Ein Teil der Eltern kann die Kinder auch nicht beim digitalen Lernen begleiten." Mit den Arbeitsmaterialien können die Kinder am besten selbstständig arbeiten, so Ruth Katernberg. Sie weiß aber auch, dass es für die Jüngsten sehr schwierig ist, "die sind auf Hilfe angewiesen". Die ist leider nicht in jeder Familie gleichermaßen gewährleistet.

Grundschule Blumenkamp: Lehrkräfte sind vormittags ansprechbar

Ähnlich verfährt auch das Team der Grundschule Blumenkamp an der Feuerdornstraße. Bücher und Hefte haben die 165 Kinder bereits vor den Ferien mitgenommen, berichtet Schulleiterin Heike Romanski. Es werden nun Wochenpläne an die Mädchen und Jungen ausgegeben oder digital verschickt, die daheim bearbeitet werden. Bei Fragen stehen die Lehrkräfte vormittags in der Schule für Videogespräche mit Eltern oder Kindern bereit - dieses Angebot ist nach Rückmeldungen im Frühjahr entstanden. Auf digitales Lernen kann die Grundschule noch nicht stärker setzen, denn eine Abfrage hat ergeben, dass viele Eltern ihre Kinder nicht dabei unterstützen können.

Gesamtschule: Keine optimale Lösung für Abschlussklassen

Tanja Menninghaus, stellvertretende Leiterin der Gesamtschule Am Lauerhaas, war überrascht vom Beschluss des Landes, komplett auf Distanzunterricht zu setzen. Gerade für die Abschlussklassen sei das keine optimale Lösung. "Aber aus persönlicher Sicht finde ich die Entscheidung nachvollziehbar", sagt sie mit Blick auf den Infektionsschutz. Die Schüler sind auf den Unterricht über die Plattform Teams bereits vorbereitet, ein Rahmenkonzept für den Fernunterricht wird das Schulteam am Freitag aufstellen.

Der übliche Stundenplan, so Menninghaus, gibt auch in den kommenden drei Wochen den Lernrhythmus vor. Dennoch wird wohl nicht die gleiche Stoffmenge vermittelt werden können wie zu normalen Zeiten. Die Notbetreuung wird ebenfalls zu den jeweiligen Unterrichtszeiten sichergestellt. Bisher hat die Schulleitung keine Rückmeldungen von Familien, denen die notwendige digitale Ausstattung fehlt. Viele Geräte sind in den vergangenen Monaten über den Fonds "Wesel für Kinder" angeschafft und an die Schulen verteilt worden.