Wesel. Gerade kleinere Betriebe warten auf die Hilfen, sagt der Dehoga-Vorsitzende Ullrich Langhoff. Tannenhäuschen nutzt die Zeit für Umbau.

Der verlängerte Lockdown kam für viele Betriebe und Gastronomen nicht überraschend - und er verstärkt die Sorgen der Selbstständigen weiter. Ullrich Langhoff, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Kreis Wesel, findet klare Worte: "Eine ganze Branche geht den Bach hinunter", schimpft er. Viele und vor allem kleinere Gastonomen seien verzweifelt und von der Bundes- und Landesregierung total enttäuscht. Denn weniger als 50 Prozent von ihnen, so Langhoff, haben seit November die versprochenen Hilfen erhalten.

Kosten in den Betrieben laufen auch im Lockdown weiter

Derweil laufen Kosten für Betriebe und Personal weiter, sogar die Rechnungen für die Steuerberater, die die Hilfen beantragen sollen, sind schon da - nicht aber das Geld. 75 Prozent des Umsatzausfalls sollen den Gastronomen erstattet werden, habe die Regierung versprochen, so Langhoff, Inhaber des Restaurants "Lippeschlößchen" in Wesel. Angekommen sind nach Angaben des Dehoga-Vorsitzenden lediglich Abschlagszahlungen, meist bei größeren Betrieben. Viele kleinere Gaststätten, Hotels und Restaurants seien dagegen leer ausgegangen. "Die Gastronomen haben den Papp auf bis zum geht nicht mehr."

Einige Gastronomen kämpfen um ihre Existenz

Eine Reihe verzweifelter Anrufe habe er schon von Kollegen erhalten, berichtet Langhoff. "Die Leute weinen am Telefon, weil sie verschuldet sind." Und im Januar würden nun zusätzlich die Versicherungen fällig. Der Druck auf die Gastronomie nach Monaten der Krise sei enorm, klagt Langhoff. Sollten die versprochenen Zahlungen nicht bald fließen, "werden etliche Betriebe nicht mehr existenzfähig sein".

Von schleppenden Hilfen berichtet auch Hans-Jürgen Golla von der gleichnamigen Tanzschule am Schepersweg. "Wir sind alle ein bisschen frustig", räumt er ein. Für November sei immerhin eine Abschlagszahlung eingetroffen, auf weitere Hilfen wartet er noch. "Wir kommen langsam an die Schmerzgrenze. Wir haben ja alle Verpflichtungen." Er hätte sich auch von der Regierung schon früher klare Worte darüber gewünscht, dass der Lockdown verlängert werden muss. "Für uns ist alles schwer planbar."

Tanzschule bietet Kunden Online-Kurse an

Neukunden zu gewinnen, sei in den vergangenen Monaten trotz des funktionierenden Corona-Konzeptes in der Tanzschule schon schwierig gewesen. Nun hofft Hans-Jürgen Golla, dass es Mitte Februar oder Anfang März weitergehen kann - und dass die Unterstützung zügiger fließt. Dennoch bleibt er optimistisch und hält Kontakt zu seinen Kunden, etwa durch Online-Tanzkurse. Das klappt zwar ganz gut, aber: "Das alles ersetzt den Präsenzunterricht nicht."

Umbauarbeiten im Waldhotel Tannenhäuschen

"Wir machen das Beste draus", sagt Daniel Brünenberg, Direktor des Waldhotels Tannenhäuschen, und klingt dabei sogar heiter. Denn nun hat er dafür Zeit, was während des laufenden Betriebs kaum möglich ist: Umbauarbeiten. Und so sind es momentan Handwerker statt Gäste, die im Hotel- und Restaurantbereich werkeln, zudem ein paar Azubis, das Technik-Team und ab und an auch die Gärtner. "Sie können ja nicht monatelang nichts machen."

Beispiel das Wellness-Bistro. "Da bleibt kein Stein auf dem anderen", sagt der Hotelchef, "das ist eine Kernsanierung". Auch auf dem Gang dorthin wird gearbeitet, der Boden erneuert und die altmodische Spachteltechnik an den Wänden beseitigt. Ein Stückchen weiter, im Parkrestaurant, gibt es unter anderem einen neuen Bodenbelag, neue Leuchten, einen neuen Anstrich.

Nicht durch Corona unterkriegen lassen

"Wir wollen uns von Corona nicht unterkriegen lassen", zeigt sich Daniel Brünenberg optimistisch, auch wenn die Novemberhilfe immer noch nicht eingegangen ist. Er setzt darauf, dass der Deutschland-Tourismus nach dem Shutdown noch eine ganze Zeit lang sehr gefragt sein wird.

Derweil ist die Rezeption des Waldhotels Tannenhäuschen rund um die Uhr besetzt. Schließlich gebe es viel Gesprächsbedarf seitens der Gäste. Da gehe es beispielsweise um Umbuchungen, aber auch um Gutscheine und Stornierungen. Dabei ist Brünenberg stolz auf seine Besucher. "Wir haben eine unfassbar treue Stammklientel." Dennoch reagierten viele zurzeit sehr zurückhaltend, auch aus Angst davor, dass Betriebe die lange Schließungszeit nicht überstehen.

Mitarbeiter sind zu 90 Prozent in Kurzarbeit

Davor bräuchten die Tannenhäuschen-Gäste keine Sorge zu haben, beruhigt Brünenberg, der seine Auszubildenden beispielsweise auch damit beschäftigt, dem verbliebenen Personal etwas zu kochen. Dennoch seien von den 120 Mitarbeitern zurzeit fast 90 Prozent in Kurzarbeit.

Der Hotelfachmann rechnet übrigens nicht damit, dass die Gastronomie vor Karneval wieder öffnet. Doch danach könnte auch das Tannenhäuschen wieder boomen. "Das wird dann nicht nur eine Wiederöffnung, sondern eine kleine Neueröffnung."