Kreis Wesel / Kreis Kleve. Einsamkeit, Isolation und Trennung von der Familie ließen viele 2020 zum Hörer greifen. Rund 8000 Ratsuchende waren es im Kreis Wesel.

Am Niederrhein. Zunächst begann das Jahr 2020 für die ökumenische Telefon-Seelsorge am Niederrhein und im Westmünsterland relativ normal, doch das änderte sich schlagartig ab Freitag, 13. März, erinnert sich Pfarrer Dirk Meyer, der Leiter der Telefonseelsorge Niederrhein/Westmünsterland.

Der Geistliche sagt: „Der erste Corona-Lockdown im März hat zu einem Anstieg von etwa 50 Prozent der Gespräche geführt.“ Er unterteilt den Corona-Zeitraum in drei Phasen: „Erste Welle, Entspannung und dann die zweite Welle.“

Einer der 115 Mitarbeitenden ist immer im Dienst

Rund 16.000 Menschen aus den Kreisen Kleve, Wesel und Borken haben sich Rat suchend an die kostenfreie Telefonhotline gewendet. „Etwa 8000 waren es aus Dinslaken, Moers und Wesel“, konkretisiert Meyer die Zahlen für das laufende Jahr.

„Wir haben 115 Mitarbeitende - ein Person ist immer im Dienst, am Abend jeweils zwei“, so der 56-Jährige weiter.

Jüngere bevorzugen Chat und Mail

Natürlich stehe das Angebot allen Altersklassen offen, aber seiner Erfahrung nach kommen die meisten Anrufe aus der Gruppe der über 45-Jährigen bis der Hochbetagten. „Für die Jüngeren, vor allem diejenigen unter 20 Jahren, ist das Telefon nicht mehr das Kommunikationsmittel – sie nutzen lieber Chat oder Mail, was wir ja auch anbieten“, ergänzt Dirk Meyer.

Zu Beginn der Corona-Krise habe die Angst vor Ansteckung den größten Raum der Seelsorgegespräche eingenommen, dann sei es vor allem um wirtschaftliche Sorgen und Existenzängste gegangen. Mittlerweile sei dieser Schwerpunkt von den Themen Einsamkeit, Isolation und Trennung der Familie (vor allem über die Weihnachstage) abgelöst worden. Und seit Kurzem sei auch das Thema Corona-Impfung eines, das einige Leute beunruhige.

Viele Anrufer haben psychische Probleme

Darüber hinaus dürfe man aber auch nicht vergessen, dass viele der Anrufenden ohnehin psychisch krank seien oder unter Depressionen leiden. Die Corona-Situation verstärke diese Probleme aktuell noch, so der Seelsorger.

Immerhin: Durch die Corona-Situation sind auch viele der Mitarbeitenden öfter zu Hause und stehen damit häufiger als Ansprechpartner zur Verfügung – dadurch konnte die Telefonseelsorge ihre Angebote ausbauen. „Wir haben jetzt eine bessere Erreichbarkeit“, freut sich Dirk Meyer.

Die ökumenische Telefon-Seelsorge ist unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 seit mehr als 32 Jahren am Netz – kostenfrei und rund um die Uhr. Unter www.telefonseelsorge-niederrhein.de gibt es online weitere Informationen für Ratsuchende, dort findet man auch direkt den Link zum Chat und Mail-Angebot.

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