Hünxe. Normalerweise lockt der Weihnachtsmarkt hunderte Besucher in die Dorfstraße. Doch auch wenn die Besucher fehlen, ist es hier einfach zauberhaft.
In Krudenburg scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. In herrlichem Lichterglanz erstrahlt die Dorfstraße, die Fenster sind geschmückt, neben den Haustüren stehen jede Menge weihnachtliche Dekorationen. Dort ein mit Moos bedeckter Elch, dessen Fell aus Draht und blinkenden Lichtern besteht – schräg gegenüber ein liebevoll hergerichtetes Holzregal mit adventlichem Schmuck.
Auch der Blick in die Fenster lohnt sich: Wo sonst beim Weihnachtsmarkt Produkte angeboten werden, sind jetzt hinter den Glasscheiben viele „Schaufenster“ entstanden – Holzfiguren, Krippen und Leuchter erfreuen die Passanten. Vor allem in der Dämmerung und am Abend kann man hier in dem kleinen Hünxer Ortsteil in eine scheinbar heile Welt eintauchen.
Dazu passt der vermutlich nicht ganz ernst gemeinte Spruch von Klaus Günther Schradi, der sich als „Dorfstraßenältester“ vorstellt und behauptet: „Corona gibt’s bei uns in Krudenburg nicht!“
Doch die Auswirkungen hat auch der 80-Jährige zu spüren bekommen, wie er leidvoll klagt: „Dass der Weihnachtsmarkt ausgefallen ist, ist ganz schöner Mist. Normalerweise verkaufe ich jedes Mal rund 400 ,heiße Schradis’ – das sind Grillwürste aus meiner Heimat Mannheim. Dazu gibt’s ,heißen Seehund’ – Glühwein auf Weißweinbasis.“
Dann schaut der Senior auf die bunt geschmückten Weihnachtsbäume vor seiner Haustür und sagt enttäuscht, aber doch irgendwie verständnisvoll: „Da kann man leider nix machen, dann geht es eben in diesem Jahr ohne.“
Ein paar Meter weiter hat Hannelore Nuyken ihre Hausfront zu einem Winterwunderland umgestaltet.
Besonders stolz ist sie auf eine große Nikolausfigur in einem ihrer Fenster: „Der ist uralt, sicher schon 40 bis 50 Jahre. Ich habe ihn von der ehemaligen Bäckerei Nuyken “, erklärt die 72-Jährige, die die Beleuchtung in ihrer Straße „wunderschön“ findet, wenn auch ihr der Weihnachtsmarkt natürlich fehlte.
Möglichkeit zur Einkehr fehlt
Das bunte Treiben hunderter Menschen in der engen Dorfstraße mit dem originellen Verkauf aus den Fenstern vermisst auch ein älteres Pärchen aus Duisburg-Walsum, das durch die beleuchtete Straße schlendert. „Normalerweise kommen wir immer zum Weihnachtsmarkt hierher.
Weihnachtsbeleuchtung in Krudenburg
Da der aber natürlich diesmal nicht stattfindet, wollten wir einfach mal durch das Dorf spazieren.
Toll, diese weihnachtliche Stimmung“, schwärmt das Paar, dass im Zick-Zack-Kurs von einer auf der andere Straßenseite wechselt, um keines der originell gestalteten Fenster zu verpassen.
Auch Rut und Axel Felske aus Hünxe sind ins benachbarte Krudenburg gekommen, um ein bisschen Ruhe und frische Luft zu genießen.
„Richtige Weihnachtsstimmung, jetzt fehlt eigentlich nur noch die gemütliche Gastronomie zum Einkehren“, sagt die Hünxerin und deutet auf die Gaststätte „Zur Fähre“, die allerdings schon lange geschlossen ist.
Inge Schmahl gehört zu den vielen Anwohnern, die liebevoll ihre Fenster hergerichtet haben. Sie blickt von ihrer Haustür aus auf den zauberhaften Lichterglanz und sagt: „Da kommt wirklich schöne Weihnachtsstimmung auf.“