Wesel. Die Stadt Wesel zeichnet Ulrich Lütke mit dem Integrationspreis aus. Der „Hauskoch“ gibt Menschen mit Handicap eine Chance auf dem Arbeitsmarkt.

Auf der Homepage begrüßt der Slogan „Genuss, der ankommt“ die Besucher. Doch „Hauskoch“ Ulrich Lütke könnte den eigentlich längst erweitern. Mit dem Zusatz, „Integration, die gelebt wird“. Denn seit vielen Jahren eröffnet der Weseler vielen Menschen mit Handicap und Migrationshintergrund eine Chance zur Teilhabe – in seinem Catering-Unternehmen an der Philipp-Reis-Straße und an zehn weiteren Standorten in der Region.

Verantwortung für Mitarbeiter und deren Familien

Dafür wurde Ulrich Lütke gestern im Ratssaal mit dem Integrationspreis 2020 der Stadt Wesel ausgezeichnet. „Ich freue mich wirklich sehr über diesen Preis“, sagte Ulrich Lütke. „Es ist eine ganz besondere Ehre.“ Doch solch einen Preis bekomme man nicht alleine, sondern nur wenn „alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen“ – eingeschlossen natürlich auch seine Frau und Tochter als Geschäftsführerinnen.

Zu einer erfolgreichen Unternehmensführung gehöre auch, dass man die Verantwortung für die Mitarbeiter und deren Familien übernimmt. Er habe in seinem Berufsleben von vielen Menschen eine Chance bekommen, viel lernen können. Deshalb habe er sich gesagt: „Wenn du irgendwann die Chance hast, gib der Gesellschaft etwas wieder.“

Fester Arbeitsplatz

Und das tut Ulrich Lütke praktisch Tag für Tag. Viele seiner rund 60 Beschäftigten aus 20 Nationen hätten auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum eine Chance, beim „Hauskoch“ bekommen sie einen festen Vollzeit-Arbeitsplatz, mit festen Verträgen statt mit Zeitverträgen, nur wenige sind gewollte Mini-Jobs. Insbesondere während der Flüchtlingskrise war Ulrich Lütkes Betrieb eine erste Adresse.

„Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie wir mit den Schwächsten umgehen“, hat sich Ulrich Lütke zu seinem Leitsatz gemacht. „Ich werde auch künftig meinen Beitrag leisten, dass die Menschen hier eine Chance haben und für die Vielfalt kämpfen. Dafür müssen aber auch alle anderen Weseler kämpfen.“ https://www.nrz.de/sport/lokalsport/wesel-hamminkeln-schermbeck/abonnieren-sie-den-newsletter-fuer-wesel-und-umgebung-id228185069.html?ssssffwfwfw

Nach Stationen als Koch unter anderem im Hilton in Berlin und im Interconti in Düsseldorf hatte Ulrich Lütke beim Zivildienst in der Rheinischen Landesschule für Körperbehinderte erstmals und nachhaltig Kontakt zu Menschen mit Handicap. Wie auch Peter im Awo-Altenheim in Voerde, der trotz geistiger Behinderung so toll die Tische deckte.

Preis wird mit 750 Euro honoriert

Auch diese Erfahrung verhalf Ulrich Lütke, einen besondern Blickwinkel auf Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Integrationsproblemen zu bekommen. „Nach dem Grundsatz ‘Stärken stärken und Schwächen schwächen’ eröffnet Ulrich Lütke Chancen für den Arbeitsmarkt und hat maßgeblich Einfluss auf die Teilhabe in der Gesellschaft“, lobte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in ihrer Laudatio. „Teilhabe, Vertrauen, Wertschätzung und Anerkennung sind für eine erfolgreiche Integration und ein friedliches Miteinander unverzichtbar.“

Halyna Fritz, frühere Vorsitzende des Integrationsrates, lobte Ulrich Lütke in ihrer Laudatio, „dass er den Charakter der Menschen akzeptiert und sie so annimmt, wie sie sind.“ Das sei ein Erfolgsrezept dafür, dass Integration funktioniere. Und Reinhard Hoffacker von der Nispa, die den Preis mit 750 Euro honoriert, hob hervor, dass den Preis eine Persönlichkeit erhalte, „die den Integrationsgedanken seit vielen Jahren lebt.“ Auch deshalb habe man mit Ulrich Lütke eine sehr gute Wahl getroffen. Der Geehrte nahm den Preis „stellvertretend für alle Mitarbeiter an.“ Zum würdigen Abschluss trug sich Ulrich Lütke noch ins Goldene Buch der Stadt ein.

>>>>>>DER INTEGRATIONSPREIS>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Seit 2009 vergibt die Stadt Wesel den Integrationspreis. Erster Preisträger im Jahre 2009 war die Flüchtlingshilfe. Der von der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe gestiftete Preis wird mit 750 Euro honoriert.

Ulrich Lütke war mit seinem Unternehmen „Der Hauskoch“, das täglich 1500 bis 2000 Essen für Kitas und Schulen produziert, vom Ortsverband der Grünen vorgeschlagen worden. Es gab daneben vier weitere Vorschläge.

In Wesel besitzen 6.261 Menschen (Stand 30. Juni) eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Sie stammen aus über 100 Ländern, die meisten davon aus der Türkei, Polen und Syrien.