Hamminkeln. Bei elf Grad und feuchter Luft hatten Bläser und Streicher draußen keine Chance. Im Schloss lohnte sich das Zuhören dennoch.

Es hätte für die Zuhörer so schön werden sollen, das Flanierkonzert rund um das Ringenberger Schloss mit dem Weg vom Innenhof über die Brücke in den Park, mit Pavillon und stimmungsvoller Musik.

Doch die bereits am Vormittag herrschenden Temperaturen machten der „Musiklandschaft Westfalen“ und deren Musikern einen Strich durch die Rechnung. „Es ist einfach zu kalt für unsere Streicher und Bläser. Wir hatten elf Grad heute morgen, die Luft war zu feucht“, erläuterte deren Geschäftsführer Dirk Klapsing beim dritten und letzten „Flaniermeilen“-Konzertdurchgang im Rittersaal des Schlosses. Das Zuhören lohne sich trotzdem, sagte Hamminkels Bürgermeister Bernd Romanski.

Er hatte zuvor Rückendeckung für Klapsing und seine Veranstaltungen in Hamminkeln gegeben: „Ich habe ihm versichert, dass ich mich freue, wenn sie Hamminkeln weiter mit auf den Spielplan nehmen.“ Ringenberg sei ein neuer Spielort „für das, was wir vorhaben, das Schloss näher an die Menschen zu bringen. Ich hoffe, dass wir 2021 etwas eher damit anfangen können.“ Danach waren die Künstler mit ihren Klängen gefragt, um das coronabedingt mit Zweier-Stühlen und in Anstand platzierte Publikum zu unterhalten.

Starkes Ensemble voller Spielfreude

Den Auftakt bot das ukrainisch-litauische Quartett der Festival Philharmonie Westfalen mit Oksana Pinchuk (Geige), Valentin Vlasenko (Geige), Jurate Cickivicute (Bratsche) und Giedrius Daunoravičius am Cello.

Aus einem wirklich starken Ensemble voller Spielfreude stach die Solistin Oksana Pinchuk heraus. Sie kommunizierte mit kokettem Charme und Blicken mit dem Publikum, während sie dem „Divertimento F-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart oder „la vie en rose“ von Edith Piaf mit unnachahmlicher Romantik und Gefühl versah.

Hingebungsvoll-emotionaler Tango

Aber auch die anderen drei Musikern standen dem kaum nach, boten mit ihr bei Carl Jenkins „Palladium“ Kompaktheit und Spannung, ein frisch-flottes „Adios Muchachos“ von Julio Cesar oder den hingebungsvoll-emotionalen Tango“ von Astor Piazzolla. Im Anschluss daran faszinierte das Bläserquintett der Festival Philharmonie Westfalen mit der Ukrainerin Maria Kostina (Querflöte), dem Fagottspieler Alp Civici aus der Türkei sowie den drei Hornisten Michael Chan aus Hongkong, der Japanerin Nao Katahira (Horn) und Yaneth Zouehidto aus Venezuela.

Dieses erlesene Quintett bot klassische Bläsermusik auf allerhöchstem Niveau – von Henry Purcells „Air“ und dem „Rondo“ aus „A Purcel Suite“, Mozarts „Lacrimosa“ aus dem Requiem Johann Sebastian Bachs „Brandenburgisches Konzert“ und der „Jazz Suite“ von Dmitri Schostakowitsch. Fünf eigenständige, miteinander aber als Einheit fungierende „Stimmen“.

Jozsef Lendvay begeisterte

Das „Sahnehäubchen“ war dann die Rückkehr des Festival-Quartetts mit dem ungarischen Violinisten Jozsef Lendvay. Dem mehrfachen „Echo“-Klassik-Preisträger ließ nach dem intensiv-gefühlvollen „Air“ von Bach bei Antonio Vivaldis „Winter“ seine Finger so flink über die Saiten gleiten, als berührte er sie kaum.

Spannungsvoll begleitet, bot er bei Jules Massenets „Meditation de Thais“ ein furioses Intermezzo. Und dem früher als „unspielbar“ geltenden „Moto Perpetuo“ von Niccolo Paganini verlieh er soviel atemloses Tempo, dass das Publikum ihn anschließend mit stehenden Ovationen feierte.