Wesel. Eine unterhaltsame Polittalk-Runde ging am Donnerstagabend über die Krachgarten-Bühne. Sie wurde live im Internet übertragen. Ein paar Eindrücke:
Am Ende der so genannten Elefantenrunde mit den fünf Weseler Bürgermeisterkandidaten gab es Applaus. Allerdings nicht etwa für das Quintett, das gut zwei Stunden an schwarzen Rednerpulten stehend seine Positionen kundgetan hatte, sondern für die Krachgarten-Macher, die das Ganze organisierten und im Internet live übertrugen.
Es war eine ganz und gar harmonische Runde, die drei Tage vor der Kommunalwahl im Krachgarten an der Delogstraße von Eselrock-Organisator Simon Bleckmann unterhaltsam moderiert wurde. Sie begann mit einem live gesungenen Happy Birthday für Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) und vielen bunten Blumen.
Persönliche Einblicke
Dann ging es um persönliche Einblicke ins Leben der fünf Politiker und um ihre Ansichten, die in zahlreichen Punkten gar nicht so unterschiedlich sind. Etwa beim Thema Digitalisierung. Dass hier noch einiges passieren muss, hat Corona allen vor Augen geführt. Dabei brach Barbara Wagner (Linke) auch eine Lanze für alle, die analog unterwegs sind. Manche Schüler hätten zudem noch nicht einmal einen Internetanschluss zu Hause und würden ungern mit dem Fahrrad in die Bücherei fahren, um das WLan auf dem dortigen Flur zu nutzen.
Stefan Bremkens (FDP) forderte ein Recht auf E-Learning, ganz im Sinne der Digitalisierungspartei, und Sebastian Hense (CDU) kündigte an, Live-Übertragungen von Ratssitzungen, die zuletzt abgelehnt wurden, im neuen Rat erneut zu diskutieren. Er stellte aber auch fest, dass der direkte Kontakt durch nichts zu ersetzen ist.
Diese Erfahrung machten alle Politiker im stark gedämpften, coronabedingten Wahlkampf ohne große Veranstaltungen und Nähe. Und so nutzten die Bewerber um den Chefsessel im Rathaus das vom Krachgarten angebotene Forum nur zu gerne - auch wenn es am Ende nicht überbordend viele Zuschauer waren, die dem Polittalk folgten.
Auch interessant
Nicht ganz leicht fiel Westkamps Mitbewerbern die Antwort auf Bleckmanns Frage, was die Amtsinhaberin besonders gut gemacht hat und woran sie sich orientieren könnten. „Da muss ich nochmal nachdenken“, sagte Hense, um Westkamp am Ende zu bescheinigen, dass sie sehr fleißig ist. Doch das werde er mit einer Stunde mehr am Tag wettmachen, kündigte er an. Bremkens hält Westkamp für eine sehr gute Rednerin, etwa bei Festlichkeiten oder vor Vereinen. Zudem habe sie ein sehr freundliches und offenes Lächeln. „Hut ab“, fasste er zusammen. Und Barbara Wagner findet es nachahmenswert, wie Westkamp Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen in der Stadt begegnet. Sie gebe allen das Gefühl, dass sie einen Wert haben.
Und was hat Ulrike Westkamp bislang nicht so gut gemacht? Diese Antwort musste die Genossin selbst geben, was ihr sichtlich Probleme bereitete. „Ich bin eine Perfektionistin“, sagte sie schließlich. So habe sie sich lange nicht getraut, der Öffentlichkeit und der Presse Dinge darzustellen, die noch im Werden sind. Mittlerweile sei das aber anders.
Stadtbus und Sicherheit
Zwischendurch ging es durch viele Bereiche des Lebens. Ehrenamt, Sicherheit, ein etwaiges Jugendparlament, steinige Vorgärten, Stadtbus und anderes mehr. Und wer glaubt, dass es am 27. September eine Stichwahl gibt? Bis auf Amtsinhaberin Ulrike Westkamp, die damit auf mindestens 50 Prozent der gültigen Stimmen setzt, alle. Denn die sind nötig, um den Wahlgang zwei Wochen später zu vermeiden.