Kreis Wesel. Den Trend hatten einige schon vorausgesagt. Während der Corona-Pandemie meiden viele die Wahllokale und machen vorab ihre Kreuzchen per Briefwahl.
Es ist Betrieb im Wahllokal für die Briefwähler im Rathaus. Viele Wahlberechtigte geben gleich hier ihre fünf Stimmen ab und ein wenig Wartezeit müssen sie schon einplanen, denn immer nur zwei Wähler gleichzeitig erhalten die Unterlagen.
Nebenbei erläutern die Mitarbeiter immer wieder geduldig, wie es geht. Ihr meist gesagter Satz? „Die Stimmzettel in den blauen Umschlag, zukleben und in den rosa Umschlag stecken.“
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11.530 Briefwähler zählte die Stadt Wesel, Stand Donnerstagmorgen. Das sind deutlich mehr als bei den früheren Wahlen, sagt der zuständige Dezernent Klaus Schütz. „Wir haben die Briefwahlvorstände von acht auf zehn aufgestockt“, erläutert er. Das Wahlamt wird durch weitere Verwaltungsmitarbeiter verstärkt. Und Schütz wirkt ganz zufrieden: „Wir sind beim Versenden der Briefwahlunterlagen nirgends im Rückstand.“
In Hamminkeln hatte sich die Verwaltung schon früh darauf eingestellt, dass mehr Menschen per Brief wählen werden. Deshalb hat die Stadt die Zahl der Briefwahlvorstände bei der Auszählung von drei auf sechs verdoppelt. Und die Zahlen geben recht. Bei der Kommunalwahl 2014 beantragten 2907 Hamminkelner die Briefwahl, bei der letzten Wahl 2019 zum Europaparlament waren es 3316.
Jetzt zur Kommunalwahl 2020 beantragten bisher 5874 von insgesamt 22.678 Wahlberechtigten die Briefwahl.
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Wobei Astrid Terhorst vom Wahlamt durchaus noch mit mehr Briefwählern gerechnet hatte. Sie ist froh, dass viele Menschen per Brief abstimmen wollen, denn das sei in Coronazeiten nun einmal die kontaktärmste Abstimmungsform.
Sie plagt zurzeit allerdings ein anderes Problem. Immer mehr Hamminkelner melden sich, weil sie die Unterlagen nicht erhalten haben. „Wir brauchen maximal einen Tag, um den Antrag zu bearbeiten, dann geht er raus.“ Aber bei der Zustellung hapere es trotz Beschwerden von Seiten der Stadt. 27 Wahlbenachrichtigungen von Briefwählern hat die Stadt bereits ungültig gemacht, damit die Leute im Rathaus oder am Sonntag in den Wahllokalen trotzdem ihre Stimmen abgeben können. „Heute hatte ich auch schon wieder drei, vier Anrufe“, erzählt sie.
Am Freitag ist das Wahlamt extra bis 18 Uhr geöffnet, damit die Wähler sich ihre Unterlagen zur Not selbst abholen können. Wer noch keine erhalten hat, kann sich auch unter 02852/88-150 oder -250 melden. Die Briefwahlumschläge müssen bis spätestens Sonntag, 16 Uhr, im Rathausbriefkasten landen, damit sie mitgezählt werden.
Mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten
Bis Donnerstagmittag waren bei der Gemeinde Schermbeck 4048 Briefwahlanträge gestellt – dies sind schon mehr als ein Drittel aller 11.894 Wahlberechtigten. Gleichzeitig ist die enorme Anzahl mehr als doppelt so hoch, wie bei der vergangenen Kommunalwahl, als lediglich 1976 Wähler von dieser Möglichkeit gebraucht machten. Bei der Europawahl gab es 2335 Briefwähler in Schermbeck. Statt wie üblich vier Wahlvorstände zu je sechs Personen für die Briefwahl bereitzustellen, vergrößerte die Verwaltung nun auf fünf Wahlvorstände zu je sieben bis neun Personen.
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Auch in Hünxe ist die Teilnahme an der Briefwahl zuletzt kontinuierlich angestiegen – und in diesem Jahr noch einmal auf knapp 27 Prozent: 3.569 der 11.774 Wahlberechtigten nutzten bis gestern diese Möglichkeit. „Das ist sehr hoch“, bestätigt auch Sven Linda vom Wahlamt. „Wir hatten eigentlich nur mit 3000 Briefwählern gerechnet.“ Die Briefwähler werden in Hünxe allerdings nicht vom Briefwahlvorstand ausgezählt, sondern dann in den einzelnen Wahllokalen. Wie man mit möglichen Maskenverweigerern umgeht, lässt man in Hünxe noch offen. „Möglicherweise müssen dann alle anderen das Wahllokal für kurze Zeit verlassen“, so Linda.
Übrigens: Wer am 27. September bei einer etwaigen Stichwahl im Urlaub ist, kann die Unterlagen auch schon beantragen.