Wesel. Hunde wecken Emotionen – die Malteser in Wesel haben jetzt ein Besuchshundeteam. Mensch und Tier haben eigens eine Ausbildung absolviert.
Hunde berühren viele Menschen – ein weiches Fell streicheln, ein Leckerchen geben. Senioren mit Demenz beginnen, vom Hund ihrer Kindheit zu sprechen, Kinder erhalten Sicherheit, weil ein Hund sich nicht an Lernstörungen, Behinderungen oder Stottern stört.
Die Malteser in Wesel haben jetzt erstmalig Besuchshunde ausbilden lassen: „Es geht im Kern um Gefühle“, sagt Hundetrainer und Pädagoge Gerd Köhler. So ein Besuchshund muss einiges tolerieren: Umfallende Gehhilfen, Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl. Er darf nichts vom Boden aufnehmen, „es könnte eine heruntergefallene Tablette sein“, sagt Burkhard Alms von den Maltesern.
Die Hunde lernen, in jeder Situation die Ruhe zu bewahren
Smilla, Mio, Laika und Nacho haben viel gelernt bei dieser Ausbildung. Laika ist fünf Jahre alt und ein flauschiger „Senfhund“. „Laika liebt Streicheleinheiten und ich brauche Senioren, die mir dabei helfen“, sagt Ruth Kempken mit einem Augenzwinkern. Mit seinen drei Jahren ist Mio noch ein junger Wilder, doch er weiß, dass er niemanden anspringen darf. Wie seine tierischen Kollegen, muss er die Ruhe bewahren, wenn jemand unkontrollierte Bewegungen macht, vielleicht sogar schreit.
Jetzt haben die Tiere und ihre Halterinnen Janina Hofmann, Ruth Kempken und Birgit Reichel ihre Urkunden erhalten. Und die Hunde ihr Malteser-Halstuch. Das ist nicht nur Schmuck: „Wenn wir ihnen das Halstuch anlegen, wissen sie, dass jetzt Arbeit angesagt ist“, erläutert Ruth Kempken. Sie wollte ihre Laika zum Besuchshund ausbilden lassen und wäre dafür auch nach Duisburg gefahren. Doch jetzt bieten die Malteser in Wesel die Ausbildung an und sie bezahlen sie auch. „Voraussetzung ist, dass die Tiere den Grundgehorsam beherrschen“, erläutert Alms. „Und dass die Halter auch tatsächlich Besuche mit ihnen machen wollen.“
Der Hund ist ein Partner, auf den man achtgeben muss
Viel Zeitaufwand ist das nicht, denn: „Man darf den Hund nicht überfordern. Die Besuche sind emotional anstrengend für die Tiere“, erläutert Trainer Gerd Köhler. Positiver Stress sei das. „Die Hunde nehmen die Gefühle der Leute mit.“ Birgit Reichel, die den großen Berner Sennenhund Nacho hat, bestätigt das. „Das ist positiver Stress. Der Hund ist hinterher platt, er schläft viel.“
Es ist Teil der Ausbildung, den eigenen Hund zu beobachten. „Der Hund ist kein Instrument, sondern ein Partner, für den ich die Verantwortung habe“, erläutert der Trainer. Mehr als zwei Besuche zu je einer Stunde pro Woche seien nicht empfehlenswert. Die aber genießen die Hunde. Beim Besuch im Seniorenheim können sie gestreichelt werden, auch Leckerchen sind in Ordnung.
Corona hat das Projekt bislang ausgebremst
Die Frauen haben den Umgang mit den Senioren ebenfalls gelernt. „Wenn jemand dem Hund Schokolade oder Torte geben will, sagen wir freundlich, dass er das nicht verträgt und bieten statt dessen an, Leckerli zu geben“, sagt Köhler. Wird der 50 Kilo schwere Nacho dann nicht innerhalb weniger Wochen doppelt so breit? „Wir ziehen das vorher vom Futter ab“, sagt Birgit Reichel und Nacho guckt seelenvoll dazu.
Fünf Tage Unterricht hatten Mensch und Tier, à acht Stunden innerhalb von zwei Monaten. „Dazwischen war immer Zeit für Hausaufgaben“, erläutert Janina Hofmann, anfangs die einzige Malteserin in der Runde. Derzeit kommen die Hunde nicht zum Einsatz – die Heime sind sehr zurückhaltend mit Ehrenamtlern im Haus. Aber irgendwann geht’s los und je nach Erfahrung wollen die Malteser im kommenden Jahr weitere Hunde ausbilden lassen. Für die Heime ist der Besuch kostenlos – allerdings freut sich das Team über spenden, denn eine solche Ausbildung ist nicht billig.