Singen in geschlossenen Räumen geht derzeit nicht. Der Niederrheinische Kammerchor will aber proben – und tut das auf einem Weseler Schulhof.
Wesel. Chormusik ist mehr als nur Musik. Es bedeutet auch das gesellige Zusammensein in einer großen Gemeinschaft. Doch die Corona-Pandemie macht seit einem halben Jahr einen Strich durch die Rechnung. Chorproben und Konzerte mussten komplett abgesagt werden. Doch wie soll es weiter gehen mit dem Gesang? Der Niederrheinische Kammerchor hat eine Lösung gefunden.
Im Freien singen – für die Chormitglieder ein ganz anderes Gefühl
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Normalerweise probt der Chor mit seinen knapp 30 Laien-Sängerinnen und -Sängern in der „Arche“ in Blumenkamp. Aufgrund der Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen ist das aber nicht mehr möglich. Dann kam die Idee: Man entschloss sich, auf den Schulhof der Grundschule an der Feuerdornstraße zu treffen. Der Chor wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Man konnte dennoch vierstimmig singen. „Es ist sicherlich ein ganz anderes Gefühl, im Freien zu singen“, sagt der 2. Vorsitzende Gregor Echelmeyer.
Der Tenor betonte, dass hier das Singen grundsätzlich mit einem geringeren Infektionsrisiko verbunden ist. In der Tat wurde ein Abstand von drei Metern eingehalten. Dennoch konnten sich die Sänger gut verständigen. Der Klang unter der Pausenhalle war recht gut. „Wir werden wieder anspruchsvolle Chorwerke singen“. Er verwies auf Werke wie „Rest“ von Ralph Vaughan Williams und Ola Gjeilos „Ubi Caritas“.
70 Minuten Probe an der frischen Luft, der Chor ist geteilt
Das bestätigte auch Peter Winking. Der studierte Chorleiter kommt aus Bochum und ist augenblicklich eine Übergangslösung, da die bisherige Chorleiterin Kelley Marie Sundin nach Berlin gezogen ist. Die Probe wurde in zwei Abschnitte eingeteilt, denn nur elf Plätze waren vorgesehen.
Geprobt wurde zu jeweils 70 Minuten. Rund fünf Meter weit vom Chor entfernt stand das E-Piano, von dem aus der Chorleiter Anweisungen zum Einsingen gab. „Singt doch erst einmal bitte das Jumdallejumdallejumdalle juuuh. Danach dann jeweils einen halben Ton höher. Das Ganze dann noch einmal auf Lalalala“. Dann kamen Atemtechnik und Summen an die Reihe.
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Nun konnte es losgehen. Erstes Lied nach so langer Zeit war Friedrich Silchers „Frisch gesungen“ (Habt oft im Kreise der Lieben...). Dann folgte das anspruchsvolle „O Magnum mysterium“ von Thomas Hanelt. Die elf Sängerinnen und Sänger waren mit voller Leidenschaft wieder dabei. Nach der Pause waren die anderen Chormitglieder an der Reihe. Eva Holthuis, Militär-Pfarrerin, war eine der Sängerinnen, die sich besonders freute. „Es wurde Zeit, dass wir wieder zusammen singen. Endlich wieder die anderen Stimmen hören. Mir fehlte schon sehr lange die hohe Terz.“ Sicherlich wird es noch eine Weile dauern, bis man als großer Chor gemeinsam proben kann, aber ein Anfang ist gemacht. An ein Konzert ist vorläufig noch nicht zu denken.