Hamminkeln. Damit Unstimmigkeiten gar nicht erst vor Gericht kommen, wurden nun neue Schiedsleute vereidigt. Sie werden bei kleineren Streitigkeiten gerufen.

„Schlichten statt richten“ lautet der Grundsatz des Bundes deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS), einer vor 175 Jahren gegründeten Institution zur außergerichtlichen Beilegung von – in den meisten Fällen – Nachbarschaftsstreitigkeiten. Am Donnerstag wurden im Amtsgericht Wesel zwei neue Schiedsmänner von der stellvertretenden Direktorin Svenja Tralau vereidigt.

Nach der Belehrung über die Verschwiegenheits- und Neutralitätspflicht sprachen die Männer die Eidesformel „Ich schwöre, die Pflichten eines Schiedsmannes getreulich zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe“ nach und sind somit nun auf fünf Jahre in Amt und Würden eines Schiedsmannes.

Die Schiedsleute sollen bei kleineren Streitigkeiten versuchen, zwischen den Streitparteien zu schlichten, um bei Privatklage-Angelegenheiten eine „gütliche Einigung zu erzielen, damit es nicht zu einer Gerichtsverhandlung kommt.“

Wie kommt man dazu, Schiedsmann zu werden? Markus Bocks (53, verheiratet), jetzt stellvertretender Schiedsmann für den Bezirk Hammikeln I sagt: „Ich war anderthalb Jahre in Hünxe als Nachbarschaftsberater aktiv, als ich bei Facebook den Aufruf der Stadt Hamminkeln las, das der BDS für den Bezirk Schiedsleute sucht. Also habe ich mich beworben (allerdings war ich der einzige Bewerber) und bin genommen worden. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben.“

Er sieht es als Vorteil an, dass er vor Ort in keinerlei Vereine oder sonstige Gruppen eingebunden ist, da er so nur wenige Leute wirklich privat kennt und dadurch das „Neutralbleiben“deutlich leichter falle.

Ebenfalls anwesend waren als Abgesandte des Bezirksvorstandes des BDS Jörg Thelen und Obfrau Jutta Kiefer, die mittlerweile auf 15 Jahre als Schiedsfrau zurückblicken kann.

Typische Fälle für Schiedsleute

Was sind eigentlich die typischen Fälle, die an Schiedsleute herangetragenwerden? „Das meiste sind Sachen wie Überwuchs im Garten, also Äste, die von Nachbars Baum oder Strauch über den Zaun ragen; dann später im Herbst das Laub oder Obst, das von diesen Ästen in den Nachbargarten fällt. Das sind hier auf dem Land übliche Streitigkeiten, seltener auch schon mal eine Beleidigung. In der (Groß-)Stadt haben die Schiedsleute wahrscheinlich mit ganz anders gelagerten Fällen zu tun“, sagt Jutta Kiefer. „Wir wünschen den frisch vereidigten Schiedsmännern viel Erfolg und ein glückliches Händchen bei ihren kommenden Schlichtungen.“

Schiedsmänner und Schiedsfrauen arbeiten ehrenamtlich, lediglich die geringen Sach- und Portokosten müssen bezahlt werden. Unter www.schiedsamt.de kann man Rat und Hilfe bei Nachbarschaftsstreitigkeiten einholen und schauen, welcher Schiedsmensch zuständig ist.