Wesel. Eltern dürfen die Kitas nicht betreten – aber sie haben Fragen und suchen Antworten. Im Kreis Wesel berät die Caritas jetzt mobil.

Das knallrote Dreirad mit dem Stoffverdeck und der ulkigen Form ist wirklich aus der Zeit gefallen. Aber wenn man genau hinschaut - und darum geht es ja - erfüllt es bereits einen wichtigen Zweck. Es soll als echter Hingucker auf ein mobiles Beratungsangebot aufmerksam machen. Damit reagiert der Caritas-Verband auf das im Sommer ausgesprochene Verbot für Eltern, sich in einer Kita zu treffen.

So haben Andreas Groß, Leiter der Caritas-Erziehungsberatungsstelle, und die Heilpädagogin Jacqueline Gamert die Idee umgesetzt, auf dem Gelände der Kita Sonnenblumenhaus „draußen vor der Tür“ ein mobiles Beratungsangebot zu unterbreiten. Denn mit dem Betretungsverbot, das Eltern den Zutritt zur Kita untersagt, ergeben sich einige ungewohnte Veränderungen.

Eltern haben viele Fragen – wie verhalten sie sich richtig?

Das bestätigt Dominic von der Hardt, der gerade seinen vierjährigen Sohn „an der Tür abgegeben“ hat. Der Berufssoldat arbeitet zurzeit im Homeoffice und beklagt den Verlust liebgewonnener Rituale: Früher habe er gewartet, bis sein Sohn in der Kita seine Pantoffeln angezogen hatte und sich mit einem Kuss verabschiedete. „Wie verhalte ich mich jetzt richtig? Wie erkläre ich einem Vierjährigen, was ein Virus ist?“, mit diesen Fragen werden nicht nur der Vater, sondern viele Eltern konfrontiert, weiß Jacqueline Gamat: „Kinder werden oft in solchen ungewohnten Situationen auffällig, entwickeln plötzlich Schlafstörungen.“

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Diese der Corona-Krise geschuldeten „Erziehungsunsicherheiten“ will die Heilpädagogin entschärfen. Mit der mobilen Beratung vor Ort ist jetzt eine einfache Möglichkeit gegeben, sich zu den neuen Herausforderungen der Erziehung kompetenten Rat zu holen.

Auch Andreas Groß unterstreicht, wie wichtig ein niederschwelliges Angebot ist. Im Außenbereich stehen daher auch Tische und Bänke, ein Kaffee wird angeboten. Es entsteht schnell eine vertrauensvolle Atmosphäre. „Eltern können zwanglos die Beratung nutzen, sich Sorgen und Fragen von der Seele reden.“

Auch Video-Beratungen bietet die Caritas an

Angela Bytomski, Leiterin der Kita Sonnenblumenhaus, ergänzt, dass das Beratungsangebot auch am Nachmittag, wenn die Kinder abgeholt werden, in Anspruch genommen werden kann. Dass die besonderen Umstände in Corona-Zeiten auch eine allgemeine Veränderung in der Organisation der Beratung erfordern, macht Andreas Groß deutlich: „Bei getrennt lebenden Eltern oder wenn ein Dolmetscher gebraucht wird, bieten wir eine Video-Beratung an.“

Manch einem fällt es aber auch leichter, seine Sorgen bei einem Spaziergang zu erzählen. Auch darauf hat die Caritas eine pfiffige Antwort: Die Walk- and Talk-Beratung, beispielsweise rund um den Auesee. Das mobile Beratungsangebot kann von allen 21 Familienzentren in Wesel, Hamminkeln, Schermbeck, Voerde und Dinslaken bis Mitte September kostenfrei gebucht werden unter 0281/33 83 40.