Wesel. Die SPD will Druck auf die Bahn ausüben, damit die alte Strecke wieder belebt wird. Außerdem machen die Kommunen gemeinsame Sache.

Bis Emmelsum ist die Strecke der Walsum-Bahn noch einigermaßen intakt, dann nicht mehr. Der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Gerd Drüten, weiß warum. Schließlich wurde die Verbindung hier vor 75 Jahren eingestellt, nachdem deutsche Pioniere die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal 1945 gesprengt hatten.

Der Wunsch nach der Reaktivierung der Walsum-Bahn (wir berichteten) besteht inzwischen schon lange, wurde zuletzt aber abgelehnt. Jetzt wollen alle beteiligten Kommunen von Duisburg bis Wesel an einem Strang ziehen und Druck auf die Bahn ausüben. Dabei wird die Wiederinbetriebnahme als durchaus realistisch eingeschätzt.

Eine zentrale Zukunftsaufgabe

An der Frankfurter Straße ist die frühere Trasse der Walsum-Bahn noch zu erkennen.
An der Frankfurter Straße ist die frühere Trasse der Walsum-Bahn noch zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

„Die Zeit ist reif und sogar günstig dafür“, sagt Drüten, und Wesels SPD-Fraktionschef Ludger Hovest ergänzt: „Die Bundesregierung hat milliardenschwere Investitionsprogramme angekündigt.“ Da könnte die Umsetzung im zweiten Anlauf vielleicht klappen, zumal, wie SPD-Landratskandidat Peter Paic betont, die zentrale Zukunftsaufgabe die Stärkung des schienengebundenen Personennahverkehrs sei.

Die Grundlage für die Reaktivierung der Walsum-Bahn wird in der übernächsten Woche gelegt. Dann unterzeichnen laut Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sowie die Städte Oberhausen, Duisburg, Dinslaken, Voerde und Wesel die Finanzierungsvereinbarung für die Machbarkeitsstudie.

250.000 Euro für Machbarkeitsstudie

Die Hälfte der nötigen 250.000 Euro übernimmt der Verkehrsverband Rhein-Ruhr, den Rest zahlen die Kommunen. Am Ende wird man wissen, wie tief in die Tasche gegriffen werden muss und was technisch nötig ist.

Die Sozialdemokraten Uwe Goemann, Rainer Keller, Dirk Haarmann, Peter Paic, Gerd Druiten, Ulrike Westkamp, Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn und Ludger Hovest (von links) machen sich für die Reaktivierung der Walsum-Bahn stark.
Die Sozialdemokraten Uwe Goemann, Rainer Keller, Dirk Haarmann, Peter Paic, Gerd Druiten, Ulrike Westkamp, Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn und Ludger Hovest (von links) machen sich für die Reaktivierung der Walsum-Bahn stark. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann hat schon mal das passende Schild mitgebracht, das an die historische Bahnverbindung erinnert und bei einer Veranstaltung zum Thema verteilt wurde. Seither wissen die Walsum-Bahn-Befürworter, dass sie auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) an ihrer Seite haben. Denn der öffentliche Personennahverkehr spielt eine immer größere Rolle, sind sich alle einig. In Wesel pendeln die meisten Menschen ein, in Voerde sind es die Auspendler, die die Bahnkunden ausmachen. Aber nicht nur für sie wäre die reaktivierte Strecke ein Gewinn, auch für Gäste. Westkamp verweist auf die gute Infrastruktur am Weseler Bahnhof mit seinen hunderten kostenlosen Parkplätzen und auf weitere Möglichkeiten, die die neue Linie eröffnen würde.

„Das sind beileibe keine Hirngespinste“, sagt Haarmann. Und: „Das hat jetzt überhaupt nichts mit Nostalgie zu tun.“ Er erhofft sich einen Stopp auf dem stillgelegten Steag-Gelände am Rhein, der das beabsichtigte Wohnen dort noch attraktiver machen würde.

Hovest wiederum sieht nicht nur den Personennahverkehr, sondern auch die Möglichkeit, Güterverkehr von den Deltaport-Häfen hier auf die Schiene zu bekommen, womit wiederum die Wirtschaft gestärkt würde.

Haltepunkte und Lärmschutz

Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn lobt die Strecke, die bis Voerde-Möllen in Dammlage gut ausgebaut sei und keine Bahnübergänge aufweise. Tempo 80 sei hier möglich. Ab Spellen gehe es dann auf den Gleisen der Hafenbahn weiter, in Lippedorf endet die Trasse, ist aber noch gut am Bewuchs zu erkennen, wie Haarmann auf seinem iPad zeigt.


Geschaffen werden müssten neue barrierefreie Haltepunkte, erläutert Ebbers, und an der ein oder anderen Stelle müsse für Lärmschutz gesorgt werden. Wer nun Angst davor habe, dass im Güterverkehr alte Dieselloks unterwegs seien, den könne er beruhigen. Die Strecke könnte mit zuvor aufgeladener elektrischer Energie genutzt werden, ohne dass der Bereich elektrifiziert werde.

Wenn es optimal laufe, wäre die Walsum-Bahn in fünf Jahren reaktiviert, lautet die Einschätzung von Pro Bahn. Und sie werde sicher genutzt, so Haarmann. Viele Menschen seien bereit, den Zug zu nutzen, wenn er eine echte Alternative sei.