Hamminkeln. Matthias Reuter nahm beim Marienthaler Abend NRW-Eigenheiten aufs Korn. Das Publikum dankte mit langem Applaus für einen unterhaltsamen Abend.

Ungeheuer sympathisch und witzig, so präsentierte sich der Kleinkünstler Matthias Reuter am Mittwochabend auf der Bühne der Marienthaler Kulturwiese. Mit Auszügen aus seinem Buch, mit lyrischen Texten, mit Klavier und Gitarre. Alltägliche Situationen sind sein Thema. Situationen, die er gnadenlos überspitzt, aber immer humorvoll in Noten, in Reimform oder in einer blumigen Aussprache verpackt. Als Equipment benötigt er nichts außer einem Tisch, auf dem seine Texte liegen.

Und nicht zu vergessen einen dieser eigens für die Marienthaler Abende hergestellten „Sunset Tables“. Für den Werbeblock. Denn die Tischchen begeisterten die Besucher so sehr, dass sie ab sofort käuflich zu erwerben sind.

Das Publikum genoss den Abend.
Das Publikum genoss den Abend. © FFS | Erwin Pottgiesser

Land das ersparen, plauderte er aus seinem Leben. Reuter machte einige gebürtige Nordrhein-Westfalen, die offenbar ebenfalls wenig Mathekenntnisse besäßen, für die Bausünden bedeutender Großprojekte in Deutschland verantwortlich: Ronald Pofalla für Stuttgart 21, den Klever Tebartz van Elst für die Limburger Bischofsresidenz oder Engelbert Lütke-Daldrup, einer der Planer des Flughafens Berlin.

Zumindest bei Angela Merkel könne man sicher sein, dass sie kein NRW-Abitur habe. Denn: „Das Gefühl für Zahlen fehlt den Menschen aus Nordrhein Westfalen“.

Wie wäre es mit Urlaub im Ruhrgebiet, schließlich sei der Künstler mit seiner Freundin schon in Marienthal Rad gefahren, da könnte das Publikum doch auch mal nach Oberhausen reisen, meinte dieser.

„Bottrop-Kirchhellen – Scheiß auf die Seychellen. Gegen Duisburg und Essen kannste Malibu vergessen. Wattenscheid is wonderful tonight und Bottrop-Boy ist der Place of Joy“.

Einen Song widmet Matthias Reuter der Erziehung in Kitas, berichtete vom Rentnerangeln im Hallenbad, erzählte eine Fabel von pazifistischen Hasen, die Waffen exportieren und von enkeltricksenden Rentnern auf der Rüdesheimer Drosselgasse mit „144 Metern Lebensfreude“.

Beatrice von Stroch mit Burka

Er wurde auch mal politisch, als er sich Beatrice von Storch in einer Burka vorstellte. Immer wieder gab es Zwischenapplaus für den feinsinnigen Kleinkünstler – das Publikum erfreute sich über beste und temporeiche Unterhaltung in der untergehenden Sonne. Natürlich kam der quirlige Musikkabarettist nur nach langem Applaus und einer Zugabe von der Bühne.