Wesel. Rotwangen- und Gelbwangen-Schildkröten werden immer wieder im Tierheim abgegeben. Doch auf diese Bewohner ist das Heim nicht eingerichtet.

Sobald es warm wird, gehen sie auf Partnersuche – und wenn der Teich nicht entsprechend mit einem Zaun gesichert ist, verlassen die Rotwangen- und Gelbwangen-Schmuckschildkröten häufig ihr Zuhause. In Hochzeiten werden bis zu zehn Tiere in der Woche im Tierheim Wesel abgegeben. Doch eigentlich dürfte so etwas gar nicht passieren, denn die in Nordamerika beheimatete Rotwangen-Schmuckschildkröte gehört zu den sogenannten invasiven Arten, für die besonders restriktive Maßnahmen gelten.

„Invasive Arten“, sagt Mareike van Hermert von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel, „sind gebietsfremde Tiere und Pflanzen, die aus anderen Herkunftsländern stammen, und für unsere heimischen Arten zur Gefahr werden.“ Um die Verdrängung von heimischen Tieren und Pflanzen durch gebietsfremde zu verhindern, hat die EU 2016 eine Verordnung erlassen, die den Umgang mit invasiven Arten (Neobiota) in den Mitgliedsstaaten regelt. Auf der Unionsliste stehen aktuell 66 Tier- und Pflanzenarten. Sie dürfen nicht mehr in die EU eingeführt, gezüchtet, transportiert, gehandelt oder in die Natur entlassen werden.

Tierheim rät: Vor der Anschaffung von Schildkröten im Tierheim fragen

Zu den als invasiv gelisteten Arten zählen unter anderem Waschbär, Nutria, Marderhund, Bisam und eben auch die Rotwangen- und Gelbwangen-Schmuckschildkröte. „Werden diese gebietsfremden Tiere ausgesetzt oder so gehalten, dass sie in die Natur entweichen können, reduzieren sie das bestehende Nahrungsangebot, vermehren sich rasant und führen so zur Verdrängung, schlimmstenfalls zur Auslöschung, anderer, unterlegener Arten“, erklärt Hemert. Hier gibt es mehr aus Wesel, Hamminkeln und Schermbeck

Wer die Anschaffung von Schmuckschildkröten erwägt, sollte in Auffangstationen und Tierheimen nachfragen, rät Tierheimleiterin Gabi Wettläufer. Und sich grundsätzlich darüber informieren, ob die angebotenen Tiere als Neobiota auf der Unionsliste geführt werden. „Wir dürfen auch Tiere, die zu den invasiven Arten zählen, an Privat abgeben, wenn die Tiere ausbruchssicher und natürlich artgerecht gehalten werden“, so Gabi Wettläufer. Darüber hinaus ist das Tierheim Wesel nicht auf die Haltung von Wasserschildkröten eingerichtet, muss die Tiere also provisorisch unterbringen und freut sich deswegen über jede zügige Vermittlung.