Hamminkeln. Die Ringenberger Schlosskonzerte meldeten sich mit einem großartigen Vortrag von Natalia Lentas zurück. Sie spielte auf dem Tafelklavier.
Die Ringenberger Schlosskonzerte haben sich am Sonntagnachmittag fulminant aus der Corona-Zwangspause zurückgemeldet – mit einer überragenden Künstlerin und einem ganz besonderen Instrument: Die Polin Natalia Lentas hatte nicht nur ein sehr stimmiges Repertoire mitgebracht, sondern auch ihr eigenes Tafelklavier.
Werke von Mozart und Haydn
Der italienische Meister Muzio Clementi (1752 – 1832) hat es persönlich 1804 in London gebaut. So kam es nicht von ungefähr, dass Natalia Lentas auch vier Prelüden von Clementi spielte, die sie vor Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und – im Beethovenjahr fast selbstverständlich – von Ludwig van Beethoven stellte.
Dessen sieben Bagatellen, Anfang des 19. Jahrhunderts komponiert, waren denn auch der Höhepunkt des Konzerts. Natalia Lentas zeigte dabei ihr ganzes Können: Mal hüpften ihre Hände förmlich über die Tasten, dann wieder kam sie beinahe heftig daher. Ein Genuss, den das Publikum mit großem Zwischenapplaus bedachte.
Klangfarbe ist höher
Das Besondere an dem Konzert, so strich Organisator Wolfgang Kostujak in seiner gewohnt launigen Moderation heraus: Die Kompositionen klangen, wie sie die Zeitgenossen der Komponisten gehört hatten. Dank des alten Tafelklaviers. Seine Klangfarbe ist höher als die des modernen Klaviers und es klingt etwas härter und nicht ganz so voll, manchmal ein bisschen wie ein Spinett. Zu spielen aber ist es leichter, denn die Tasten liegen näher beieinander.
So kann die Pianistin auf dem Instrument ungewöhnliche Schnelligkeit erreichen, was Natalia Lentas mehrfach vorführt. Am eindrucksvollsten bei Muzio Clementis Preludio I alla Mozart – so manche Tonfolgen werden beinahe zu Trillern, was dem Vortrag etwas Schelmisches gibt. Das Tafelklavier ist im Übrigen eine Augenweide, denn über den Tasten prangt das von Girlanden umrankte Label von Muzio Clementi, neben feinen Schnitzarbeiten.
Mit Elan und Engagement
Besonderen Applaus des Publikums bekam die junge Pianistin, die bereits auf eine eindrucksvolle Zahl von Preisen und Ehrungen zurückblicken kann und regelmäßig im Bonner Beethovenhaus auftritt, auch für ihre Interpretation von Beethovens sieben Variationen von „God save the King“. Beethoven hatte die Variationen zur britischen Hymne 1803 geschrieben, denn er mochte das Vereinigte Königreich. Lentas spielte sie mit Elan und Engagement und der sie auszeichnenden Präzision.
Nicht nur Wolfgang Kostujak war froh, dass nach einem Konzert-Podcast Ende April nun im Schloss wieder live gespielt wurde, wenn auch mit lediglich 50 Plätzen, weil der Corona-Abstand eingehalten werden musste. Auch das Publikum hatte darauf gewartet, und so waren die Plätze bereits vor einer Woche ausverkauft.
Nachdem Natalia Lentas als Zugabe noch eine wohl temperierte, kleine Romanze von Beethoven zum Besten gegeben hatte, sah man nur zufriedene Gesichter – obwohl der wegen der Abstandsregeln verlegte Ausgang durch den Keller führte.