Hamminkeln. Das Tochterunternehmen der Tom Tailor Group ist in Schieflage geraten und hat die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens beantragt.
Die Zukunft des Hamminkelner Mode-Unternehmens Bonita und seiner rund 2400 Mitarbeiter ist mehr als ungewiss: Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat die zur Tom Tailor Group gehörende Firma am Montag ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt – eine Folge auch durch die Corona-Krise bedingte wirtschaftlichen Schieflage.
Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
Gleichzeitig hat der Textilkonzern Tom Tailor einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, der aufgrund der Verpflichtungen gegenüber der Bonita GmbH unausweichlich gewesen sei. „Der Vorstand der Gesellschaft hat daher entschieden, beim zuständigen Amtsgericht Hamburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen“, teilte der Konzern mit.
Die Tom Tailor GmbH mit der gleichnamigen Kernmarke ist von der Insolvenz nicht betroffen, auch weil sie staatliche Unterstützung erhält, die die Zukunft des Labels sichern soll. So soll von der Bundesregierung und den Ländern Hamburg und Nordrhein-Westfalen die Zusage für eine Bürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro gekommen sein.
Zusätzlicher Kredit
Damit werde ein zusätzlicher Kredit mit einer Laufzeit bis Ende September 2024 abgesichert, heißt es in der Meldung.
Zudem habe sich das Bankenkonsortium „grundsätzlich bereit erklärt, auch alle bisherigen Kreditlinien in einem angepassten Volumen von 355 Millionen Euro zu weitgehend unveränderten Konditionen bis 30. September 2024 für den Teilkonzern Tom Tailor zu verlängern“, erklärte das Unternehmen.
Der Sparte Bonita, die seit Jahren in der Krise steckt und eigentlich bereits im vergangenen Jahr verkauft werden sollte, wurde eine weitere finanzielle Unterstützung hingegen nicht zuteil.
„Leider ist heute beschieden worden, dass keine ausreichende Finanzierungs- und Bürgschaftsfähigkeit vorliegt“, erklärte Christian Werner, Finanzvorstand des Mutterkonzerns.
Restrukturierung eingeleitet
Welche Auswirkungen diese Maßnahmen auf den Standort Hamminkeln haben werden, ist noch offen, wobei Werner durchaus Chancen sieht: „Das Schutzschirmverfahren gibt Bonita die Möglichkeit, die eingeleitete Restrukturierung konsequent fortzuführen.“
Der Finanzchef machte die Umsatzeinbußen infolge der Covid-19-Pandemie für die missliche Lage verantwortlich. „Wie alle Akteure in der Modeindustrie ist auch die Tom Tailor Group sehr stark durch die aktuelle Krise belastet.“
>>> DAS UNTERNEHMEN:
Tom Tailor beschäftigt rund 3400 Mitarbeiter, Tochter Bonita 2400. Das Hamburger Unternehmen betreibt in 30 Ländern 453 Tom-Tailor-Filialen sowie 178 Franchise-Geschäfte, 2.581 Shop-in-Shops und 7.432 Multi-Label-Verkaufsstellen. Der Konzernumsatz 2019 betrug mit einem Minus von 4.8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rund 803 Millionen Euro