Schermbeck. An der Turmstation „Alter Postweg“ kann man Miniatur-Aquarelle ziehen. Der erste „Kunstomat“ der Gemeinde wurde von Stefanie Szukowski bestückt

Etwas versteckt hängt an der östlichen Seite des ehemaligen Stromturms am Alten Postweg in Schermbeck ein umfunktionierter ehemaliger Zigarettenautomat. „Der erste Kunstomat Schermbecks“, wie Martin Splitt, Eigentümer der Turmstation, stolz verkündet. Statt Glimmstängel kann man hier jetzt Kunst im Zigarettenschachtel-Format ziehen, ganz traditionell mit Münzeinwurf und über kleine Schubladen.

In den vergangenen Jahren fanden um diese Jahreszeit im Frühling in der Turmstation „Alter Postweg“ im Ortsteil Bricht jeweils Kunstausstellungen statt. Doch in diesem Jahr ist alles anders. „Die Corona-Krise fordert uns heraus neue Wege zu gehen“, erläutert der „Türmer“. In Zusammenarbeit mit der Dorstener Künstlerin Stefanie Szukowski hat er einen alten Zigarettenautomat zu einem Kunst-Automaten, den sogenannten „Kunstomaten“, umgewandelt.

Bei Ebay-Kleinanzeigen gefunden

Das war gar nicht so einfach, berichtet Splitt. Über Ebay-Kleinanzeigen hat er ein passendes Gerät gefunden – allerdings in Bayern. Der Automat musste ein paar Bedingungen erfüllen, erläutert der Turmstation-Besitzer aus Wesel, ehe er sich auf den Weg gen Süden machte: „Er musste natürlich noch funktionieren und von den Ausmaßen genau in das zugemauerte Fenster des Turmes passen, das vermutlich nie ein Fenster war.“ Zudem musste der Automat aber auch auf Euro-Münzen umrüstbar sein, ergänzt der 52-Jährige, dessen Kunstomat etwa genauso alt ist, wie er selber.

Aquarell auf 5x5 Zentimeter

Jetzt finden die Kunstinteressierten die Kunst nicht im sondern am Turm. „Die Besucher des Turmes haben somit weiterhin die Gelegenheit sich hier mit Kunst auseinander zu setzen - aber zum Mitnehmen in kleinen Schachteln“, sagt Splitt.

Dafür hat er eine Künstlerin gesucht, die in der Lage ist, Kunst im Zigarettenschachtel-Format von 5x5 Zentimetern herzustellen: „Die Unikate wurden aktuell von Szukowski erstellt, Die kleinen Aquarelle und Acylbilder auf einem Keilrahmen oder Malkarton können nun gegen die freiwillige Zahlung von vier Euro aus dem Automaten gezogen werden“, erklärt Splitt. Der Erlös sei für die Erhaltung des Turmes bestimmt, ergänzt der Türmer.

Es gibt Tiermotive zu sehen (zum Beispiel Insekten) aber auch Phantasiefiguren wie Strandkompositionen aus Muscheln und Sand, die für Urlaubsfeeling sorgen sollen.

Leporellos mit Sofa-Szenen

„Und passend zum Corona-Lockdowm hat die Künstlerin noch Faltkarten zum Ausziehen, sogenannte Leporellos, erstellt, auf denen Szenen auf einem Sofa darstellt sind, da viele Leite in den vergangenen Woche ja viel Zeit auf den Sofa verbracht haben“, so der 52-Jährige, der sich über die erste Resonanz freut: „Der Kunstomat wird sehr gut angenommen. Interessant ist, dass wir sogar Anfragen aus Stuttgart erhalten haben.“ Zu finden ist die Turmstation "Alter Postweg" in der gleichnamigen Straße gegenüber des ehemaligen Ziegelwerks Idunahall – direkt am Turm lädt ein Tisch mit Bänken zum Verweilen oder zum Picknick ein.

2014 kaufte Martin Splitt den ehemaligen Stromturm vom RWE. Bei der Bewerbung um den Turm, dem ihm das RWE ebenso angeboten hatte wie zwei Trafotürme in Brünen und Grietherbusch, hatte Martin Splitt drei Mitbewerber.

Nachnutzungskonzept überzeugte

Das RWE zeigte sich beeindruckt von Splitts vorgelegtem Nachnutzungskonzept für die Turmstation, die nach ihrem Bau 1942 die Schermbecker Bevölkerung mit Haushaltsstrom versorgte.

Die Idee ihn als Kunstort umzubauen gab schließlich den Ausschlag. Und: „Als Zeugnis für ein Jahrhundert Industriegeschichte und Stromversorgung wird die Landmarke zukünftig als Artenschutzturm mit besonderem Bezug zum Radweg Römer-Lippe-Route Xanten-Schermbeck-Detmold genutzt“, heißt es vom Eigentümer weiter. Mehr Wissenswertes über das kleine Museum unter www.turmstation-schermbeck.de.