Wesel. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind immens. Auch im Kulturbereich ist das so, wie im Fachausschuss deutlich wurde.
Den Kulturbereich hat die Corona-Pandemie besonders hart getroffen. „Sämtliche Einnahmen fielen unmittelbar zu 100 Prozent weg“, resümiert der städtische Kulturdezernent Rainer Benien die Mitte März eingetretene Situation im Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing.
Doch was kann getan werden? Man sei in fortlaufenden Gesprächen mit der Kulturszene, sagt Benien und nennt mehrere Vereine namentlich. Als da etwa sind der Städtische Musikverein, das Blasorchester Bislich, der Jüdisch-Christliche Freundeskreis und die Gospel People St. Antonius. Sie alle hätten auf ihre Veranstaltungen verzichten müssen. Dabei verweist Benien auf den städtischen Fonds für herausragende Vereinsarbeit, der mit 20.000 Euro bestückt ist und für dessen Gelder man sich bewerben kann.
Ein Schockerlebnis
Theaterleiter Paul Borgardts hatte solch ein Schockerlebnis noch nie. 18 Veranstaltungen mussten abgesagt werden, die meisten werden aber nachgeholt, wie der Termin mit Wilfried Schmickler und Sebastian Pufpaff und der Kabarettwettbewerb „Das Schwarze Schaf“. Keine Ersatztermine gibt es dagegen für die Auftritte der Komödie am Kurfürstendamm und das Ohnsorgtheater.
Doch die Schwierigkeiten fingen jetzt erst an, wo der Spielplan 2020/21 steht und niemand die weitere Entwicklung abschätzen könne. Auf das übliche Programmheft werde verzichtet, es soll nur ein Faltblatt geben. Und auch der Vorverkauf startet erst nach den Sommerferien. Müssen die gegenwärtigen Abstandsregeln eingehalten werden, können im Bühnenhaus nur 79 von 670 Plätzen belegt werden, so Borgardts. Dennoch öffnet die Theaterkasse nächste Woche.
Zwei Drittel der Lehrkräfte arbeiten auf Honorarbasis
Seit drei Wochen läuft auch der Betrieb in der Musik- und Kunstschule wieder, zumindest knapp 90 Prozent der Unterrichtsstunden, erläutert Leiterin Dagmar Beinke-Bornemann. Der frühkindliche Bereich gehört nicht dazu. Das Problem: 20 der 30 Lehrkräfte arbeiten auf Honorarbasis und hatten während der Schließung keine Einnahmen. Hinzu kommt, dass für den Onlineunterricht ausschließlich private Technik genutzt wurde. Denn in der Schule gibt es weder Endgeräte noch W-Lan.
Drei Nutzer täglich sind momentan nach Terminabsprache im Stadtarchiv möglich. Dabei haben sich telefonische Anfragen und Mails stark gesteigert, vor allem im Bereich der Familienforschung, sagt Heiko Suhr: „Man merkt, die Menschen haben Zeit.“
Diese Museen öffnen Samstag wieder
Das Weseler Museumsleben erwacht ebenfalls wieder. Zusammen mit dem LVR-Niederrheinmuseum soll das Schillmuseum am Samstag öffnen, so Barbara Rinn-Kupka. Ausstellungen wurden verschoben, wie im Deichdorfmuseum Bislich, das auch am Samstag um 14 Uhr in die Saison startet.
Ab 3. Juni kann zudem die Stadtinformation am Großen Markt wieder wie üblich besucht werden, teilt Wesel-Marketing-Geschäftsführer Thomas Brocker mit. Die extra für die Kreuzfahrtgäste aus Übersee angefertigten Schokoriegel lagen in der Sitzung auf den Tischen. Denn, dass in diesem Jahr noch ein solches Schiff am Rheinsteiger anlegt, glaubt er nicht. Offen ist dabei unter anderem, ob die Kulturnacht, das Hansefest und der Weseler Winter laufen können. Stand heute nicht, so Brocker, was in vier Wochen und danach ist, weiß momentan niemand. Es steht aber fest, dass „Wesel erleben“ am ersten Juni-Wochenende nicht stattfindet. Auch der verkaufsoffene Sonntag ist davon betroffen. Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist die Eröffnung des Hohe-Mark-Steigs am 5. Juni. Sie soll nun voraussichtlich im September sein.
In der Stadtbücherei hat man die Pause für einen ohnehin geplanten Umbau im 2. Obergeschoss genutzt, erläutert Imke Lucka. Das digitale Angebot wurde gut angenommen. inzwischen läuft der Betrieb wieder. „Wesel liest“ im September soll es als Videosequenzen im Netz sowie als 15-minütiges Vorleseangebot geben. Ausschussvorsitzender Norbert Meesters wünscht sich für diese beliebte Reihe Ersatz im neuen Jahr.