Wesel. Multikulti ist nicht einfach – vor allem wenn man Ali heißt und einen Lkw mieten will. Abdelkarim sorgte für Lacher im Weseler Autokino.
Weiter ging es am Freitagabend mit dem kleinen Festival „Stadtwerke Wesel Comedy Drive in“ an der Rheinpromenade. Mitveranstaltet vom Scala Kulturspielhaus und der Niederrheinhalle, war Abdelkarim - zuletzt noch bekannter geworden durch den Angriff einiger Verrückter auf das „heute-show“-Team - zu Gast.
Etwa 100 Autos hatten dank der freundlichen Einweiserinnen ihren Platz auf der Wiese gefunden. Wie in Wesel jetzt schon gewohnt, beteiligte sich das motorisierte Publikum mit Hupen und Aufblenden an der Show – zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig für den Westfalen marokkanischer Abstammung: „Ich weiß nicht, ob das Hupen jetzt positiv oder negativ gemeint ist“, kommentierte der Künstler die „neue Normalität“ der Veranstaltung.
Islamexperten und Terrorexperten – ein Studium, zwei Abschlüsse
Wie sehr er sich nach echtem Applaus und Lachen sehnt, zeigte er gleich am Anfang mit Beifall und Gelächter aus der Konserve. Das Thema des Programms „Staatsfreund Nr. 1“ ist das Zusammenleben der Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. So erzählte Abdelkarim von den Schwierigkeiten, als mit dem Namen Ali ausgestatteter Mensch heutzutage einen Lkw zu mieten - oder über die Klischeeberufe von Ausländerkindern.
Und immer wieder war die scheinbare Gefährlichkeit von muslimischen Menschen eine Gelegenheit, die Merkwürdigkeiten des Zusammenlebens aufs Korn zu nehmen („Man kann Witze über den Islam machen, aber man hat keine Zeit, die Pointe zu erklären.“) Auch die Medien bekamen ihr Fett weg: So sind Islamexperten nach Abdelkarims Beobachtung gleichzeitig Terrorexperten („ein Studium, zwei Abschlüsse“) – und meist blonde Menschen mit dem Namen Stefan.
Kulturelle Besonderheiten und kleine menschliche Schwächen
Aber auch die „andere Seite“ nahm der Kabarettist von ihrer nicht ganz so ernsten Seite: Die beiden Hauptfiguren der Show, Abdelkarims Vater und sein Kumpel Ali, zeigen in ihrer exotischen Art die kleinen Schwächen von uns allen: So legt Vater Zemhoute zwar Wert darauf, dass Sohn Abdelkarim keine christlichen Feste feiert, aber als er erfährt, dass es Süßigkeiten gibt, sieht er alles nicht mehr so eng.
Dass der liebe Kleine dann nur eine Mandarine vom St. Martinsfest mit nach Hause brachte („der Zonk“), mag die Laune des Vaters, nicht aber die des Publikums beeinträchtigt haben. Und Freund Ali, ein fröhlicher Hartz IV-Empfänger, hat keine Hemmungen, ein Asia-Buffet im Alleingang zu vertilgen. Ein unterhaltsamer Abend war es schon - auch wenn man immer wieder merkte, wie schwer auch Abdelkarim die direkte Kommunikation mit den Zuschauern im Autokino fiel.