Hamminkeln/Duisburg. Brandstiftung im Saunaclub: Das Landgericht zieht nach massiver Kritik der Verteidiger am Brandgutachten einen neuen Sachverständigen hinzu.

Vor dem Landgericht Duisburg wurde das Verfahren gegen einen 43-jährigen Mann aus Voerde fortgesetzt. Seit Februar muss er sich wegen Mordes verantworten. In der Nacht zum 14. Juli 2019 soll er in einem FKK-Saunaclub in Hamminkeln Feuer gelegt haben. Ein 64-jähriger Mann starb dabei. Das Haus wurde vollkommen zerstört.

Die wichtigste Neuigkeit des achten Verhandlungstages: Nachdem es, insbesondere von der Verteidigung, massive Kritik an einem Brandgutachten und dem Gutachter gab, hat die fünfte Große Strafkammer inzwischen einen weiteren Sachverständigen beauftragt. Er könnte möglicherweise bereits ab Ende Mai an den Sitzungen teilnehmen. Wann er sein schriftliches Gutachten wird vorlegen können, ist derzeit aber noch nicht klar.

Überwachungskamera filmte Angeklagten vor dem Brand

Einstweilen setzt die Verteidigung Versuche fort, von den Kernfragen des Verfahrens abzulenken. So kam zu Sprache, dass die Eigentümer des abgebrannten Etablissements zuvor massive finanzielle Probleme gehabt haben sollen, weil inzwischen eine Zwangsversteigerung eines Teilgrundstücks anstehe.

Da darf man sich fragen, ob die Anwälte wirklich darauf hinaus wollen, dass ein Auftragstäter dem Angeklagten, der das Zimmer, in dem der Brand ausbrach, laut Bildern von Überwachungskameras unmittelbar zuvor durch ein Fenster betrat und wieder verließ, zuvorgekommen sein könnte.

Saunaclub machte 100.000 Euro Umsatz im Monat

Finanzielle Probleme hatte der Inhaber des Clubs, der die Immobilie gemietet hatte, vor dem Brand jedenfalls nicht. Das Feuer habe für ihn „einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeutet“, so der Zeuge. Vor der Eröffnung anderthalb Jahre zuvor sei noch eine sechsstellige Summe in die Renovierung und die Einrichtung gesteckt worden. Aber die Einnahmen waren dementsprechend: „Wir hatten Umsätze von rund 100.000 Euro im Monat.“

Was schlagartig mit dem Brand endete. Und weil Versicherungsprämien für einen Bordellbetrieb sehr hoch seien, so der Zeuge, sei man auch nicht entsprechend versichert gewesen. Auf die spitzfindige Frage der Verteidigung, ob das Etablissement auch die Corona-Krise überlebt hätte, antwortete der Zeuge völlig zurecht: „Darauf kann ihnen wohl niemand eine Antwort geben.“