Wesel. Kreativ sein und damit helfen: Ein Weseler Geschwisterpaar bietet Handgemachtes im Internet an. Der Erlös geht an Hilfsorganisationen.
Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß, damit etwas Größeres ins Rollen kommt. So war es auch bei Lukas Gardemann, als er vor einigen Wochen ein Interview auf der Fahrt zur Arbeit hörte. Ein deutscher Seenotretter erzählte von den Tragödien, die sich – immer noch größtenteils unbeachtet – im Mittelmeer abspielen.
Am gleichen Tag fing der 21-jährige Weseler an, sich weiter in das Thema einzuarbeiten: „Ich habe dann auch überlegt, was ich tun kann.“ Wenn man nicht gerade Arzt oder Seemann ist, gebe es kaum Möglichkeiten für direkte Hilfe. Es bleibe nur die Spende übrig: „Aber das ist dann ja häufig eine einmalige Sache“, stellt Gardemann fest. Eine Aussicht die ihn nicht wirklich zufriedenstellte. Deswegen überlegte er weiter: „Die Frage ist ja, wie kann ich das Potenzial, das ich habe, nutzen?“
Viele Freunde begeisterten sich für die Idee und sind dabei
Als begeisterter Fotograf kam er auf die Idee, die 50 Euro in den professionellen Druck einer eigenen Aufnahme zu stecken und die dann zu verkaufen: „Dann kann ich aus den fünfzig Euro Spende schon ungefähr hundert machen.“
Noch am gleichen Tag erzählte er seiner 24-jährigen Schwester Julia von der Idee, Selbstgemachtes für den guten Zweck anzubieten. Zusammen entwickelten die beiden den Plan weiter: „Viele Leute machen cooles Zeug, warum soll man das nicht nutzen?“, fragten sich die Geschwister.
In ihrem Freundeskreis stießen sie damit auf offene Ohren: „Ich glaube, dass sich gerade in unserer Generation viele Leute erstens für das Thema interessieren und zweitens auch auf selbstgemachte Dinge stehen“, erklärt Lukas.
Seine Schwester stimmt ihm zu, sie selbst näht nach Feierabend gerne und viel. Offenbar liegen sie richtig mit ihrer Vermutung, denn innerhalb von wenigen Tagen haben die beiden rund zwanzig Freunde und Bekannte versammelt, die eigene Produkte für den guten Zweck spenden wollen. Dieser Ansatz gibt dem Projekt auch den Namen: handmade.help (deutsch in etwa: handgemachte Hilfe).
In einem selbst „gebastelten“ Online-Shop können die gespendeten Produkte schließlich gekauft werden, der Erlös geht dann vollständig an eine Hilfsorganisation. Zum Start können Kunden auswählen, ob die Spende an SeaWatch, eine Seenotrettungsinitiative, an Mare Liberum, eine Organisation, die Menschenrechtsverletzungen in der Ägäis dokumentiert, oder an Ärzte ohne Grenzen geht. Der Mehrwert ihres Projekts für die Kunden liegt für Lukas Gardemann auf der Hand: „Bei einer Spende bekommt man ein gutes Gewissen, bei uns auch noch ein schönes Produkt.“
Ein schönes Gefühl, kreativ zu sein und damit Gutes zu tun
Am 20. Mai soll der Verkauf nach Wochen der Vorbereitung beginnen, zunächst mit einem kleinen Angebot: „Dabei soll es aber natürlich nicht bleiben, wir wollen aber erst mal schauen, wie das alles klappt“, sagt Julia. Das Ziel ist es, dass sich nach und nach mehr Leute für das Projekt engagieren, ihre Fähigkeiten einsetzen und Produkte spenden: „Viele Leute basteln oder nähen oder fotografieren ja sowieso – es ist doch ein schönes Gefühl, wenn man damit auch noch was Gutes bewirken kann“, findet Lukas.
Auf lange Sicht wollen sie einen Verein gründen, um die Abläufe professioneller gestalten zu können und die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen: „Wir glauben schon, dass die Idee das Potenzial hat, ein größeres Netzwerk zu werden.“
Die Geschwister suchen noch weitere Unterstützer
Gesucht werden noch Menschen, die selbst kreativ sind und kleinere und größere Produkte spenden, um das Angebot aufzustocken. Ihr Angebot einschränken wollen Julia und Lukas Gardemann nicht – schon jetzt gibt es unter den zwanzig Produkten von Portemonnaie bis Babyspielzeug fast alles.
Man findet das Projekt von Lukas und Julia Gardemann im Internet unter handmadehelp.de. Wer sich informieren möchte, Fragen zur Organisation hat – oder selbst mitmachen will, erreicht Lukas Gardemann per Mail: lukas@handmade.help oder über das Kontakt-Formular auf der Website.